Basketball-Euroleague:Che Guevara am Boden

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Trainer Pablo Laso hat mit den Bayern-Basketballern den Anspruch, auch in der Euroleague um die Playoffs mitzuspielen. Doch deren Erreichen ist nun sehr unwahrscheinlich. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Der FC Bayern wollte mit Trainer Pablo Laso um die Playoffs in der Basketball-Königsklasse mitspielen, doch eine schwache Vorstellung in Valencia schmälert die Chancen enorm - Kapitän Vladimir Lucic hadert mit einem Unglück in letzter Sekunde.

Von Ralf Tögel

Vladimir Lucic wollte gar nicht mehr aufstehen. Da lag der baumlange Kerl im Pabellon Fuente De San Luis auf dem Parkett und schlug die Hände vors Gesicht. Der Kapitän der Bayern-Basketballer hatte gerade den entscheidenden Wurf vergeben, sein Dreier hätte den Sieg in der Euroleague bei Valencia Basket gebracht und damit die realistische Aussicht, noch in K.-o.-Runde der europäischen Königsklasse einzuziehen. Ausgerechnet Lucic, dem sein Ex-Trainer Andrea Trinchieri, der nie um blumige Worte verlegene Italiener, den Spitznamen Che Guevara verpasst hatte.

Weil keiner derart kämpft, vorangeht und die Kollegen mitreißt wie der Bayern-Kapitän, der für solche entscheidenden Momente eigentlich gemacht ist. Doch der Ball sprang von der Innenseite des Rings zurück ins Feld, und der serbische Nationalspieler taumelte zu Boden.

So gewannen die Spanier mit 70:68 Punkten, was ihnen zudem hauchdünn den direkten Vergleich sicherte - die Bayern gewannen das Hinspiel 85:84. Valencia hat nun bei vier noch ausstehenden Spieltagen als Tabellenelfter mit 14:16 Siegen die Münchner (13:17) überholt und damit gute Karten auf den zehnten Platz. Der berechtigt als Letzter zu den neu eingeführten Playins, in denen zwischen den Plätzen sieben bis zehn die beiden letzten Playoff-Tickets ausgespielt werden. Die ersten Sechs sind nach Vorrundenschluss direkt qualifiziert. Zehnter ist derzeit Partizan Belgrad (14:16 Siege), der FC Bayern ist auf Rang 14 zurückgefallen.

Trainer Pablo Laso befand, dass der letzte Wurf beispielhaft für das Spiel war: Seine Mannschaft hatte es in der Hand - und vergab wieder mal eine große Chance. Es war eine der wenigen gelungenen Aktionen der Gäste: Der letzte Angriff, Nick Weiler-Babb führt den Ball, Lucic läuft sich frei, Serge Ibaka blockt seinen Gegenspieler und der Serbe kommt drei Sekunden vor der Schlusssirene frei zum Wurf. Natürlich hätte Laso Ausreden suchen können, etwa dass in Devin Booker ausgerechnet sein bester Spieler (16 Punkte) Mitte des letzten Viertels umknickte und vom Feld humpelte. Oder sich über einige Pfiffe der Referees echauffieren. Aber der Spanier wirkte recht aufgeräumt, als er lächelnd seinem Personal eine kämpferische Leistung und dem Gegner einen guten Start attestierte.

Das Ziel der Bayern ist der Kampf um die europäische Krone, darauf müssen sie ein weiteres Jahr warten

Zu Beginn hatte sich das anders dargestellt, da kam Laso aus dem Schimpfen nicht mehr heraus, denn seinen Spielern wollte nichts gelingen. Vor allem mit den Rebounds, eigentlich eine Stärke der Münchner, erarbeiteten sich die Spanier einen klaren Vorteil und einen 28:15-Vorsprung nach dem ersten Viertel. Fortan rannten die Bayern hinterher, kämpften sich ins Spiel zurück und gingen sogar mit 58:57 in Führung. Wonach - eher in einem Gewürge als einem Spiel - beide Teams Fehler an Fehler reihten. Am Ende unterlagen die Münchner unglücklich.

In der Theorie sind die Playoffs bei vier Spielen noch machbar, die Gegner sprechen dagegen. Zwar gastieren Maccabi Tel Aviv, der FC Barcelona und Panathinaikos Athen in dieser Reihenfolge im BMW Park, ehe es nach Monaco geht, doch all diese Kontrahenten zählen zu Anwärtern auf das Final Four. Und das Programm der Münchner bleibt brutal. Man stelle sich das im Fußball vor: am Sonntag Bundesliga, Mittwoch und Freitag Spiele in der höchsten europäischen Spielklasse und Sonntag wieder Bundesliga - undenkbar, für die Basketballprofis Alltag. Immerhin läuft es national nach Wunsch: Der Pokal wurde bereits eingetütet, der FC Bayern ist Tabellenzweiter und Topfavorit auf den deutschen Meistertitel, die Münchner Halle ist mit 6400 Zuschauern fast immer voll.

Das Ziel ist ein anderes: Europas Spitze, der Kampf mit den Besten um die Krone. Dafür ziehen sie nächste Saison in den SAP Garden, der 14 500 Zuschauer fasst, dafür haben sie in Laso einen Trainer geholt, der weiß, wie man die Euroleague gewinnt, dafür werden sie den Kader weiter verstärken. Und darauf müssen sie nach Lage der Dinge eine weitere Saison warten.

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