Basketball-Bundesliga:Zehn spielen weiter, sieben hören auf

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Treffen sich bald im Turnierformat wieder: die Basketballer aus Ludwigsburg und München. (Foto: dpa)

Die BBL wendet den vorzeitigen Saisonabbruch ab und will die Spielzeit zu Ende bringen - mit weniger Mannschaften, als Turnierformat und in nur einer Halle.

Von Ralf Tögel, München

Die Basketball-Bundesliga (BBL) hat am Montag in einer knapp vierstündigen Videokonferenz mit den Vertretern der 17 Vereine beschlossen, die Mitte März abgebrochene Saison zu Ende zu spielen. Die Entscheidung fiel zwar einstimmig, aber nur zehn Mannschaften haben sich bereit erklärt, an einem noch zu bestimmenden Ort zusammenkommen, um in einem Turnier den deutschen Meister zu ermitteln. In zwei Fünfer-Gruppen spielt jeder gegen jeden, anschließend wird in einem angepassten Playoff-Modus mit Viertel- und Halbfinale sowie dem Endspiel der Meister ermittelt. Das Turnier soll etwa drei Wochen dauern und bis Ende Juni durch sein. Der Austragungsort soll am Montag bestimmt werden.

Der deutsche Basketball-Meister wird also auf sportlichem Wege ermittelt, das selbe gilt für die Teilnehmer am internationalen Wettbewerb. Die sieben Mannschaften, die sich nicht mehr in der Lage sehen weiterzuspielen, werden in der Abschlusstabelle für die kommende Spielzeit hinter den zehn Teilnehmern geführt. Auch eine Pokalrunde soll in der kommenden Saison gespielt werden, wofür die ersten 16 Mannschaften qualifiziert sind. Folglich wird der jetzige Tabellenletzte Hamburg nicht teilnehmen dürfen, da er eines der Teams ist, die nicht mehr antreten. Auch die Details zum Spielort werden in Kürze festgelegt; ob das Konzept überhaupt als tragfähig erachtet wird, darüber haben dann die zuständigen Behörden zu befinden.

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Neben dem deutschen Meister und Titelverteidiger FC Bayern München, werden die MHP Riesen Ludwigsburg, die Hakro Merlins Crailsheim, Alba Berlin, EWE Baskets Oldenburg, Rasta Vechta, BG Göttingen, Ratiopharm Ulm und die Fraport Skyliners sowie Brose Bamberg den Kampf um den Titel aufnehmen. Dass die Saison komplett zu Ende gespielt wird, galt ohnehin als unwahrscheinlich, denn Bamberg und Bayreuth hatten früh den Saisonabbruch gefordert. Überraschend hat sich Bamberg nun doch für eine Teilnahme am Turnier entschieden. "Wir wollten die Saison fortsetzen, Einstimmigkeit erzielen und ein interessantes Konzept auf die Beine stellen", erklärte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Auch FC-Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic, der immer ein sportliches Ende der Saison befürwortet hatte, sprach von einem guten Ergebnis: "Die Entscheidung wurde von einem sehr großen Solidargedanken getragen, das war wichtig." Es gehe nämlich "um die Sportart Basketball, um die Bundesliga allgemein".

Die BBL ist damit nach den Pferdesportlern und der Deutschen Fußball Liga (DFL) der dritte Profi-Verband hierzulande, der sich gegen einen Abbruch des eingefrorenen Betriebs positioniert hat. Mit einem gravierenden Unterschied: Sowohl beim Dachverband für Vollblutzucht und Rennen, der Anfang Mai mit Rennen ohne Publikum weitermachen will, als auch bei den Fußballern handelt es sich um klassische Outdoor-Sportarten. Die Basketballer dagegen sind, nachdem im Eishockey, Volleyball und Handball die Spielzeiten beendet wurden, der einzige Hallensport, der ein tragfähiges Konzept an die Politik weiterreichen will. BBL-Geschäftsführer Holz hatte schon zuvor betont, dass er sich an der DFL orientieren wolle. Das Hygienekonzept der Basketballer sei eng an das der Fußballer angelehnt. Zuschauer sind ausgeschlossen, ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept ist in Vorbereitung und soll zeitnah präsentiert werden. Die Zeit drängt: Die Genehmigung müsse laut BBL bis spätestens 18. Mai erteilt werden, sonst sei die Durchführung des Turniers bis Ende Juni nicht zu schaffen.

Ein Hauptproblem vieler Klubs ist die Tatsache, dass zahlreiche Spieler, zumeist US-Amerikaner, zu ihren Familien in die Heimat gereist sind. Zwar haben viele Profis im Fall einer Fortsetzung der Saison ihre Rückkehr angekündigt, doch diese könnte sich schwierig gestalten. Sollten die Spieler überhaupt Flüge bekommen, dann müssten sie in Deutschland zunächst zwei Wochen in Quarantäne. Zudem haben viele Klubs die Verträge mit diesen Spielern vorzeitig beendet, andere enden bereits im Mai, wenn die Saison im Normalfall zum Abschluss gekommen wäre. Es stellt sich also die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit und der Qualität der jeweiligen Teams.

Ganz abgesehen davon, dass die Mannschaften eine gewisse Zeit der Vorbereitung benötigen werden, um nicht zuletzt die Verletzungsgefahr zu minimieren. Zwar sind Vorbereitungs- und Trainingszeiten einkalkuliert, unklar ist aber, wie groß die Kader sein dürfen, oder ob nachverpflichtet werden darf. Auch dies wollen die Vereine jetzt klären.

Es gilt also noch viele Fachfragen zu klären, ehe die Politik grünes Licht für die Basketballer geben kann. Historisch ist die Entscheidung schon jetzt.

© SZ vom 28.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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