Baseball:Bereit für den ganz großen Wurf

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Strahlende Zukunft? In Regensburg sind sie von den neuen Plänen im Baseball überzeugt - das passende Stadion haben sie bereits. (Foto: Kai Dambach/ZUMA Wire/Imago)

Der deutsche Baseball will sich professionalisieren und plant eine vom Verband unabhängige erste Liga, in die man sich einkaufen kann. Die Herausforderungen werden für kleinere Vereine enorm.

Von Christoph Leischwitz

Kürzlich hatte eine Baseball-Delegation einen Termin im bayerischen Innenministerium, es gab gute Nachrichten: Nach monatelangen Verhandlungen bekommt der Verband nun doch wieder eine Förderung, "aus Haushaltsresten", sagt Funktionär Armin Zimmermann. 2022 war Baseball aus der Förderung gefallen, weil es nicht mehr olympisch war. Eine Lücke von 100000 Euro tat sich auf, mit denen vor allem Trainerplanstellen am Standort Regensburg bezahlt werden. Nun wird also verhindert, dass diese Stellen komplett abgebaut werden müssen, was den Sport in seiner Entwicklung stark zurückgeworfen hätte. Und für den August sind sogar noch weitere gute Nachrichten zu erwarten: Es gibt erste Anzeichen, dass Los Angeles bald verkündet, dass Baseball bei den Olympischen Spielen 2028 wieder ins Programm aufgenommen wird. Diese Nachrichten kommen gerade recht für den ganz großen Wurf, der im deutschen Baseball geplant ist.

Regensburg als Baseball-Hochburg Süddeutschlands ist in dessen Planung stark involviert. Armin Zimmermann ist nicht nur Präsident des Bundesligisten Regensburg Legionäre, sondern auch Vizepräsident beim Bundesverband, zuständig für die Finanzen. Seine Motivation hinter dem Amt war es, die neue Deutsche Baseball Liga auf den Weg zu bringen. Sie soll 2025 starten, und man soll sich dort als Team einkaufen können. Organisiert von einer verbands-unabhängigen Liga, wie sie zum Beispiel auch im Eishockey existiert.

Klubs wie Regensburg werden die Anforderungen leichter erfüllen, sie haben schon angemessene Stadien

Die meisten Ideen stecken noch in den Köpfen und sind noch nicht zu Papier gebracht, sicher ist aber schon jetzt, dass die erste Liga eingleisig werden soll, also Süd- und Nordstaffeln abgeschafft werden. Und: Sie wird ziemlich sicher kommen. "Wir haben schon vor knapp drei Jahren zu einem Workshop eingeladen", erzählt Zimmermann. Das Feedback sei weitgehend positiv gewesen. Mit dem Marketing-Experten Markus Jaisle wurde vor einigen Tagen bewusst ein Manager engagiert, der nicht aus dem Baseball kommt, aber viel Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit besitzt. Er stehe ganz am Anfang, sagt Jaisle auf Nachfrage, doch bei einer Sache ist er sich jetzt schon sicher: "Der American Spirit muss mitgetragen werden." Das lasse sich auch am Popularitätsschub von American Football in Deutschland ablesen. Er sehe darin sehr viel Potenzial, die Zuschauer anzulocken, die mancherorts noch fehlen, aber schon allein deshalb nötig seien, um ein gutes mediales Bild abzugeben.

Für manche Klubs, wie zum Beispiel Regensburg, wird die Professionalisierung verhältnismäßig leicht zu stemmen sein - dort verfügt man schon über ein großes Stadion und eine vorzügliche Infrastruktur. Die Anforderungen an kleinere Vereine dürften enorm sein. Ein künftiger Erstligist wird zum Beispiel ein richtiges Stadion, mit Flutlicht und Zonen für TV-Kameras, vorweisen müssen, hauptamtliche Mitarbeiter müssten eingestellt werden. Selbst so mancher Erstligist im Baseball verfügt zurzeit lediglich über Trainingsplatz-Ambiente.

In München oder Gauting sehen sie eher die Chancen als die Risiken

Es gibt auch skeptische Stimmen, doch die meisten bayerischen Vereine sehen offenbar eher eine Chance in den Plänen. "Es wird finanziell schwierig, aber wir wollen auf jeden Fall ein Münchner Team in die Liga bringen", sagt Tom Wolf, Vorstand bei den München-Haar Disciples. Der Traditionsklub ist gerade im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft an den Bonn Capitals gescheitert, aber das Erreichen der Playoffs und ein Sieg in der Best-of-three-Serie gegen den haushohen Favoriten waren Achtungserfolge, die zeigten, dass die Disciples zum erweiterten Kandidatenkreis einer künftigen Profiliga zählen.

"Der Schritt hätte von uns aus schon viel früher kommen können", sagt Christopher Howard, der schon für Regensburg spielte und in Haar managte. Aktuell ist er unter anderem Chefcoach beim Zweitligisten Gauting Indians. Die Indians waren auch schon mal Erstligist, haben gerade ihre Division gewonnen und stehen im Playoff-Viertelfinale. "Wir platzen hier aus allen Nähten, wir könnten gerade locker drei neue Mannschaften gründen", erzählt er. Rund 200 aktive Indianer gibt es gerade, davon 110 Nachwuchsspieler. Für diese wäre eine professionelle Liga eine gute Perspektive, um dabeizubleiben. Vor allem könne man mit einem klaren Liga-Konzept viel besser an die Kommune herantreten.

Wenn im Herbst die letzten Playoff-Partien gespielt sind, soll das Konzept für die neue Liga zur Abstimmung vorgelegt werden. In der aktuellen Bundesliga scheinen bis dahin spannende Spiele zu warten: "Die Liga ist insgesamt besser geworden", sagt Armin Zimmermann, die Ergebnisse sind knapper und schwerer vorhersehbar. Und so, findet Zimmermann, komme die Reform zur rechten Zeit.

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