Bamberg - FC Bayern:Pflaster über den Augenbrauen

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Kampf der Kapitäne: Der Münchner Bryce Taylor (rechts) macht seinem Bamberger Kollegen Elias Harris den Ball streitig. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Wie schon im Vorjahr wirft Bamberg den FC Bayern im Halbfinale der Basketball-Playoffs mit einem 3:0 aus dem Titelrennen. Bambergs Spieler sind auch deshalb begehrt.

Von Matthias Schmid, Bamberg

Andrea Trinchieri schien es nicht heiß zu sein. Während sein Pendant auf Seiten des FC Bayern München, Aleksandar Djordjevic, von Beginn an auf sein Sakko verzichtet hatte, behielt es der Cheftrainer von Brose Bamberg trotz der Saunatemperaturen in der heimischen Arena bis zur Schlusssirene an. Wollte der Italiener Fotos von hässlichen Schweißflecken verhindern? Oder wollte er einfach chic aussehen, wenn die Objektive später auf ihn gerichtet sein würden, auf den Sieger der Halbfinalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft?

Als Darius Miller am Sonntagabend eine halbe Minute vor Schluss einen Dreipunktewurf zum 74:67 verwandelte, stand fest, dass sich Trinchieris Körpereinsatz gelohnt hat. Am Ende siegte seine Mannschaft 76:67 (40:45) und setzte sich gegen den FC Bayern - wie in der vergangenen Saison - mit 3:0 Siegen durch. "Die Serie hätte auch anders ausgehen können", fand Brose-Geschäftsführer Rolf Beyer angesichts zweier sehr umkämpfter Partien.

Pflaster über den Augenbrauen zeugen vom harten Kampf

Auf wen die Bamberger, bei denen Fabian Causeur mit 17 Punkten herausragte, im Endspiel treffen, steht noch nicht fest: Der Gegner wird im Duell zwischen Hauptrundensieger Ulm und dem Fünften Oldenburg ermittelt, nach ihrem 68:61-Auswärtssieg am Samstag führen in dieser Serie etwas überraschend die Norddeutschen 2:1.

Die Begegnung zwischen Bamberg und München war von Beginn an intensiv, mitunter sogar richtig hässlich. Die Pflaster über den Augenbrauen einiger Spieler zeugten von den vorangegangenen Auseinandersetzungen, auch diesmal entwickelte sich ein Spiel mit vielen Fouls und wenig Ballstafetten. Warum die Amerikaner solche Playoff-Partien gerne martialisch mit "Do or Die" umschreiben, konnte man in Bamberg jedenfalls anschaulich sehen.

Verlieren oder in den Urlaub fahren - so lautete das Motto bei den FC-Bayern-Profis. Es ist ja schlimm für einen Basketballprofi, wenn er im Fernsehen tatenlos anschauen muss, wie der größte Rivale im Endspiel um die Meisterschaft kämpfen darf. "Wir haben unseren Stolz", hatte Münchens Kapitän Bryce Taylor vor der Reise nach Oberfranken versichert und an die Ehre seiner Kameraden appelliert, bitteschön mit allen Mitteln eine Verlängerung der Saison herbeizuführen.

Im zweiten Halbfinale hatten die Münchner ja gut gespielt, sogar fast 40 Minuten lang die Partie kontrolliert. Nur 47 Sekunden waren die Bamberger vorne, lange genug, um auch diese Partie der Best-of-Five-Serie zu gewinnen (80:76). Die Bayern mussten in Bamberg also im Grunde nicht viel anders machen. Sie wollten den herausragenden Aufbauspielern der Bamberger - Fabian Causeur, Janis Strelnieks und Nikos Zisis - den Spaß am Spiel nehmen und selbst ihre großen Kerle unterm Korb, Devin Booker, Maximilian Kleber und Danilo Barthel, gewinnbringend einsetzen.

Das klappte im ersten Viertel so gut, dass Bambergs Center Leon Radosevic schon nach drei Minuten wegen seines zweiten persönlichen Fouls auf die Bank musste. Auch seine Vertreter Elias Harris und Daniel Theis waren schnell mit je zwei Fouls belastet, so dass die Bayern ihre Größenvorteile ausspielen konnten. Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel (17:17) setzten sich die Münchner erstmals Mitte des zweiten Spielabschnitts ab; neben Flügelspieler Vladimir Lucic sorgten Booker und Barthel mit einfachen Punkten dafür, dass sie zur Pause 45:40 führten.

Und die Bamberger? Der formidable Causeur mit zwei Dreiern und Darius Miller an der Freiwurflinie ließen die Bayern nicht weiter enteilen. Gerüchten, dass neben Nicoló Melli auch Miller für die nächste Saison schon mit Euroleague-Sieger Fenerbahce Istanbul einig sei, widersprach Rolf Beyer energisch: "Das stimmt so nicht, vor allem bei Darius ist gar nichts dran." Bambergs Geschäftsführer bestätigte aber, dass der frühere NBA-Profi eine Ausstiegsklausel in seinem bis Sommer 2018 gültigen Vertrag habe und auf dem überhitzten Markt ein begehrter Mann sei: "Er steht bei allen Top-Ten-Klubs auf der Liste."

Dass ein Abschied der beiden ein großer Verlust für Bamberg bedeuten würde, war nach der Pause gut zu beobachten, als die Bamberger Punkt für Punkt aufholten. Besonders Melli rieb sich unterm Korb auf und griff wichtige Abpraller vom Brett, der Italiener teilte mit seinen Ellbogen aus, musste aber auch viele Schläge einstecken.

Sie verteidigten den Korb wie Dagobert Duck den Geldspeicher

Mit einem 54:56 gingen die Bamberger in den Schlussabschnitt, wo sie ein Viertel hinlegten, das das Publikum so schnell nicht vergessen dürfte. Sie verteidigten den eigenen Korb so leidenschaftlich und energisch wie Dagobert Duck seinen Geldspeicher. Hinzu kam, dass sie "sehr schwere Würfe getroffen haben, vor allem Zisis mit Brett", wie FC-Bayern-Trainer Djordjevic resümierte: "Wir haben dagegen unsere offenen Würfe nicht getroffen und auch sechs Freiwürfe nicht in der entscheidenden Phase."

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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