Der Weltklassefußballer Krassimir Balakow brachte früher nicht nur die Gegner zum Verzweifeln. Manche Trainer erzählen noch heute Anekdoten über die Extravaganzen des Bulgaren. Nach der aktiven Laufbahn wurde Balakow selbst Trainer - und jetzt steht die Rückkehr in die Bundesliga bevor. Zuletzt wurde Balakow bereits bei Hertha BSC gehandelt. Den Job in Berlin bekam schließlich Otto Rehhagel - eine Lösung, auf die Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, nach eigener Aussage nie gekommen wäre.
Ein paar Wochen später ist Kuntz nun seinerseits auf eine ungewöhnliche Idee gekommen. Am Dienstag beurlaubte er nach einer quälenden Serie von 16 Spielen ohne Sieg Marco Kurz - am Donnerstag wird er Balakow als neuen Trainer in der Pfalz vorstellen. Bestätigen wollte der FCK die Nachricht am Mittwoch noch nicht, doch ein Insider sagte: "Da geht nichts mehr schief."
Balakow dürfte Kuntz in jedem Fall dankbar sein, ermöglicht der ihm doch den Einstieg als Trainer in Deutschland. Wie dankbar die FCK-Fans Kuntz sein werden, wird sich bald zeigen. Die missglückte Transferpolitik dieser Saison ist ein zentraler Grund für die sportliche Talfahrt des Bundesliga-Letzten, Kuntz steht stark in der Kritik. Nur noch acht Spiele bleiben, der Abstand zum SC Freiburg auf Relegationsplatz 16 beträgt schon fünf Punkte. Sollte die Elf am Samstag in Freiburg verlieren, wäre die erhoffte Aufbruchsstimmung nach dem Trainerwechsel bereits verpufft.
Als Spieler war Balakow ein Künstler, beim VfB Stuttgart wurde der Offensivwirbel, den er, Fredi Bobic und Giovane Elber Mitte der neunziger Jahre veranstalteten, mit dem Label Magisches Dreieck geadelt. Kürzlich durfte dieses Trio im ZDF-Sportstudio in Erinnerungen schwelgen. Marco Haber, heute Teammanager in Kaiserslautern, kickte einst mit Balakow in Stuttgart. Doch magische Dreiecke gibt es beim FCK derzeit nicht - 17 Saisontore in 26 Spielen sind eher peinlich.
Nach Erfolgen des Trainers Balakow sucht man bislang vergeblich. Seine Lehrzeit als Co-Trainer von Felix Magath und Matthias Sammer verbrachte er wieder beim VfB. Die ersten Engagements als Chefcoach endeten in der Schweiz vorzeitig: bei den Grasshoppers Zürich - trotz Anfangserfolg - nach einer Niederlagen-Serie 2007; und beim FC St. Gallen 2008 nach dem Abstieg in die zweite Liga. Die als Fünfjahres-Projekt angelegte Heimkehr als Trainer nach Bulgarien, in Burgas, war im Dezember 2010 zu Ende; der alte Weggefährte Bobic war dort bis Juli 2010 Manager.
Bis zu einem Ligaspiel am Mittwoch in Rijeka war Balakow noch Trainer bei Hajduk Split. Da kann man nur staunen: heute Kroatien, morgen Kaiserslautern. Der FCK zahlt dem Vernehmen nach eine sechsstellige Ablöse an Split, Balakow hat eine Ausstiegsklausel für die Bundesliga. Lautern will ihn bis 2013 binden, heißt es. Der modebewusste Balakow bringt auf jeden Fall feines Tuch mit in den Pfälzer Wald.