Australian Open:Kohlschreiber siegt in der Hitze von Melbourne

Lesezeit: 3 min

Davis-Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber hat als dritter deutscher Profi die dritte Runde der Australian Open in Melbourne erreicht. (Foto: dpa)

Philipp Kohlschreiber zeigt bei den Australian Open gegen einen Israeli eine konzentrierte Leistung. Daniel Brands liefert bei 40 Grad Celsius der heimischen Hoffnung Bernard Tomic einen harten Kampf, doch auch sieben abgewehrte Matchbälle nutzen ihm nichts. Bei der extremen Hitze benötigt ein Profi nach seinem Spiel Infusionen.

Philipp Kohlschreiber ist Angelique Kerber und Julia Görges bei den Australian Open in die dritte Runde gefolgt. Der 29 Jahre alte Augsburger setzte sich am Donnerstag in Melbourne gegen den Israeli Amir Weintraub mit 6:2, 7:6 (7:4), 6:4 durch und trifft nun auf den Kanadier Milos Raonic. Kerber und Görges hatten ihre Zweitrunden-Hürden bereits am Mittwoch gemeistert.

Das Aus kam am vierten Tag der mit 23,91 Millionen Euro dotierten Veranstaltung dagegen für Benjamin Becker, Daniel Brands, Annika Beck und Florian Mayer. Beck verlor gegen die Japanerin Ayumi Morita klar mit 2:6, 0:6. Der an Nummer 25 gesetzte Mayer war gegen Ricardas Berankis aus Litauen beim 2:6, 3:6, 1:6 ebenfalls chancenlos.

Brands verlor gegen den australischen Hoffnungsträger Bernard Tomic sehr knapp mit 7:6 (7:4), 5:7, 6:7 (3:7), 6:7 (8:10). Der Deggendorfer wehrte im vierten Satz zunächst sieben Matchbälle ab, ehe er dem Gastgeber doch zum Sieg gratulieren musste. Nach 2:55 Stunden verwandelte Tomic bei phasenweise bis zu 40 Grad in der Rod Laver Arena seinen achten Matchball. Brands hatte sich beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison erst über die Qualifikation ins Hauptfeld spielen.

Benjamin Becker hingegen hatte gegen den an Nummer sechs gesetzten Argentinier Juan Martin del Potro keine Chance. Er verlor mit 2:6, 4:6, 2:6.

"Ich denke, es war eine sehr konzentrierte Vorstellung", sagte Kohlschreiber. Nach einfachem Start musste der Davis-Cup-Profi allerdings hart kämpfen, um den unbekannten Weintraub zu schlagen. Im zweiten Satz hatte der Israeli beim Stand von 6:5 sogar einen Satzball, doch Kohlschreiber rettete sich in den Tie Break, den er schließlich mit 7:4 für sich entschied. "Das war wichtig, weil er sonst noch mehr Auftrieb bekommen hätte. Zum Glück habe ich in dieser Phase mein bestes Tennis gespielt."

Erneut eine ganz schwache Leistung zeigte dagegen Kohlschreibers Davis-Cup-Kollege Mayer. Hatte der Bayreuther sich in der ersten Runde gegen den Amerikaner Rhyne Williams noch in fünf Sätzen durchkämpfen können, schaffte er dieses Mal nach verlorenem ersten Satz nicht mehr die Wende. "Ich kann es mir auch nicht erklären, was mit mir los ist", sagte Mayer ratlos. "Ich habe so gut trainiert. Aber es hilft nichts, ich muss das Spiel jetzt abhaken und nach vorne schauen."

Zu Ende sind die Australian Open auch für Beck. Die 18-Jährige spielte gegen die Japanerin Ayumi Morita zwar gut mit, war am Ende aber doch ohne Chance. "Vielleicht waren die Anspannung und die Aufregung zu groß", sagte Beck, die erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in der zweiten Runde stand. "Und ich hatte natürlich im Hinterkopf, was danach kommen könnte: ein Duell mit Serena Williams in der Rod Laver Arena. Vielleicht bin ich deshalb ein bisschen verkrampft."

Extrem waren an diesem Tag die Temperaturen in Melbourne. 40,8 Grad zeigte das Thermometer gegen 16.30 Uhr Ortszeit an, als sich Daniel Brands in der Rod Laver Arena noch tapfer gegen den Lokalmatadoren Bernard Tomic wehrte. "Es war schon brutal", gestand der Deggendorfer, der fast drei Stunden lang in der Hitze gegen das Ausscheiden ankämpfte. Groß etwas machen könne man im Vorfeld dagegen nicht, meinte Brands. "Viel trinken", das sei das einzige gewesen, was er gemacht habe. "Und eine Mütze tragen."

Die Favoriten hatten es angesichts der Sauna-Temperaturen deshalb auch besonders eilig. "Ich wollte mein Spiel schnell gewinnen", gestand die Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka. Der Plan der Weißrussin ging auf, sie benötigte für ihren 6:1, 6:0-Erfolg gegen die Griechin Eleni Danilidou lediglich 55 Minuten.

Schlimmer dran waren da der Australier James Duckworth und Blaz Kavcic aus Slowenien. Die Beiden schlugen sich bei 40 Grad 4:52 Stunden lang die Bälle um die Ohren. Wichtigster Mann auf Show Court drei war am Ende der Physiotherapeut. Abwechselnd massierte er die Waden von Duckworth und Kavcic, phasenweise sah es so aus, als sei es nur die Frage, welcher der beiden Spieler als erster aufgeben würde. "Es war verdammt schmerzvoll. Ich denke, ich habe ein paar Kilo verloren", sagte Duckworth. "Meine Füße haben bei jedem Sprint gebrannt", meinte der 20-Jährige, der pures Salz gegen die Krämpfe essen musste.

Retten konnte es den Youngster nicht. Am Ende setzte sich Kavcic mit 10:8 im fünften Satz durch und hatte danach sogar noch die Kraft, ein paar Autogramme zu schreiben. Erst als er in der Umkleidekabine angekommen war, ging der 25-Jährige in die Knie. Auf einer Trage liegend mussten Mediziner ihm erst einmal eine Infusion legen. Gut, dass es in Melbourne die kommenden Tage wieder etwas kühler werden soll.

© Süddeutsche.de/dpa/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: