Als Tänzer waren Argentiniens Fußballer bisher nicht bekannt, obwohl es beim Mannschaftsessen im Trainingszentrum am Flughafen Ezeiza bis in die Morgenstunden des Dienstags lustig geworden sein soll. Den Ausflug zum Obelisken an der Avenida 9 de Julio im Zentrum von Buenos Aires hatte man nach der Rückkehr am Montag aus Rio vorsichtshalber sein lassen, weil dort nach der 0:1-Niederlage am Sonntag im Maracanã randalierende Hooligans unterwegs gewesen waren. Doch diese Bilder aus Berlin erreichten auch den Río de la Plata, und man fragt sich: Was genau ist dieser Gaucho-Tanz?
Den Titel gab Deutschland dem gebückten Gruppengang der Spieler Götze, Klose, Kroos, Schürrle, Mustafi und Weidenfeller vor dem Brandenburger Tor. "So gehen die Gauchos!", riefen sie. In aufrechter Version hieß es dann: "So gehen die Deutschen!"
In Alemania sorgte das offenbar für einige Aufregung, die Moralapostel hoben die Finger: Jungs, jetzt habt ihr euch in Brasilien so nett benommen, die Brasilianer lieben euch, und nun macht ihr euch über die Verlierer lustig. Es war ein Verstoß gegen die politische Korrektheit in der Nachspielzeit, Deutsche wollen ja immer von allen gemocht werden. Aber in Argentinien nahm man den Spott vergleichsweise gelassen.
"Was wäre passiert, wenn wir gewonnen hätten?"
Das Sportblatt Olé verwies auf Polemik: "Die Deutschen schauen ihrer Meinung nach von oben herab, sie sind eine andere Rasse . . ." Die Zeitung La Nación schrieb von "feiner Ironie" und darüber, dass man sich über die Argentinier mokiert habe. Im Netz berichtete das Blatt dann hauptsächlich über die entsetzten Reaktionen deutscher Berichterstatter, allerdings waren darunter binnen weniger Stunden Hunderte von Lesermeinungen zu finden.
Die einen entdeckten deutschen Brachialhumor. Andere erinnerten daran, dass es um Fußballer, Fans und ein Fest gehe, und erstens nicht alles ernst genommen werden dürfe und Argentinien sich zweitens traditionell über Rivalen lustig mache, siehe der eigene Ohrwurm zur WM: "Brasilien, sag' mir, wie es sich anfühlt, wenn dein Papa zu Hause ist." Die Argentinier geben sich gegenüber den Nachbarn gerne väterlich.
Ein Schreiber hielt den rustikalen Scherz für geradezu "respektvoll, fast unschuldig" und fragt: "Was wäre passiert, wenn wir die WM gewonnen hätten? Die Witze wären sicher nerviger ausgefallen." Der deutsche Gesang "wäre ein Kinderspiel gewesen verglichen mit dem, was wir erfunden hätten".