American Football:Rückkehr des rheinischen NFL-Riesen «Sebästschin Wollmör»

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Boston (dpa) - Quarterback-King Tom Brady saß auf seinem Stuhl und zog sich an, Wide Receiver Julian Edelmann hüpfte fröhlich durch die Umkleidekabine der New England Patriots, um den 80 Journalisten zu demonstrieren, dass sein Fußbruch verheilt sei. Sebastian Vollmer hingegen war nicht zu sehen.

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Boston (dpa) - Quarterback-King Tom Brady saß auf seinem Stuhl und zog sich an, Wide Receiver Julian Edelmann hüpfte fröhlich durch die Umkleidekabine der New England Patriots, um den 80 Journalisten zu demonstrieren, dass sein Fußbruch verheilt sei. Sebastian Vollmer hingegen war nicht zu sehen.

Deutschlands Super-Bowl-Champion ließ sich vom Physiotherapeuten behandeln und wollte zwei Tage vor dem ersten Playoff-Spiel des Meisters gegen die Kansas City Chiefs jede Minute nutzen, seinen linken Knöchel pflegen zu lassen. Wie immer nach Verletzungen gab sich Vollmer bedeckt. Wie gut es dem Knöchel gehe, das werde man am Samstag sehen, sagte er mit einem Lächeln.

Am 27. Dezember hatte er sich bei den New York Jets das Sprunggelenk verletzt. Zunächst wurde ein Bruch befürchtet, was ein vorzeitiges Saisonende für den 31-Jährigen bedeutet hätte. Doch dann ergab eine genaue Untersuchung, dass Vollmer nur eine Verstauchung hatte. Und pünktlich zum bislang wichtigsten Saison-Spiel ist der rheinische Riese (143 Kilo, 2,03 Meter) wieder fit.

Somit hat Tom Brady seinen wichtigsten Bodyguard zurück. Nachdem sich Left Tackle Nate Solder Anfang Oktober die Bizepssehne riss und für den Rest der Saison ausfällt, wechselte Vollmer in der Offensive Line von der rechten auf die linke Seite - eine Position mit viel Verantwortung. Der Left Tackle wird als „linkes Auge des Quarterbacks“ bezeichnet. Denn wenn Rechtshänder Brady zum Wurf ausholt, „dreht er sich halt nach rechts und kann links nicht sehen, wenn jemand von dort auf ihn zuläuft“, erklärt Vollmer.

Trainer Bill Belichick hatte schon oft die Flexibilität seines Deutschen hervorgehoben, der „links und rechts spielen kann, was ziemlich einzigartig“ sei. Vollmers Rückkehr freut nicht nur den Meistercoach, sondern auch seinen Quarterback. Er fühle sich „absolut besser“ mit der Gewissheit, Vollmer (Spitzname Seabass) wieder dabei zu haben, betonte Brady. „Seabass ist ein großartiger Spieler und ein harter Arbeiter“, sagte der Patriots-Playmaker.

Vollmers Verdienste werden nicht nur im Verein geschätzt, sondern auch bei Fans und Medien. Als im Bostoner Radiosender „98,5 - The Sportshub“ die Frage aufkam, welche drei Spieler neben den Superstars Brady und Rob Gronkowski unverzichtbar seien, fiel auch sein Name.

Ex-Quarterback und Radio-Moderator Scott Zolak versuchte sich sogar spontan an der deutschen Sprache - mehr als ein stark akzentuiertes „Ja, das ist gut. Dankescheen“ wurde es dann jedoch nicht. Dennoch zeigt es, welchen Stellenwert „Sebästschin Wollmör“ in seiner siebten Saison beim mit vier Meisterschaften nach den Basketballern der Los Angeles Lakers erfolgreichsten Verein des 21. Jahrhunderts in Amerika hat.

Er ist der dienstälteste Akteur der O-Line und hat mit 88 Spielen die meisten Einsätze. Und er wird gegen Kansas City eine wichtige Rolle spielen. Die Chiefs reisen mit der Serie von elf Siegen nacheinander an. Ihre Defensive hat in dieser Saison 47 Sacks verzeichnet, also 47 Mal den gegnerischen Quarterback zu Boden gerissen - ist somit ligaweit die Nummer vier. „Da wird es für uns in der O-Line schon relativ schwierig werden“, meint Vollmer.

Wer sich in den anderen Viertelfinalpartien - Denver/Pittsburgh, Arizona/Green Bay und Carolina/Seattle durchsetzt, interessiert ihn nicht. Vollmers voller Fokus liegt auf den Chiefs. Denn in den Playoffs entscheiden oftmals Kleinigkeiten. „Der Gewinner kommt weiter, der Verlierer geht nach Hause“, sagt Vollmer. „Was vorher passiert ist, interessiert relativ wenig.“ 

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