Alphonso Davies:England staunt über so viel Geschwindigkeit

Lesezeit: 3 min

Alphonso Davies entwischt Reece James - wie auch vielen anderen Chelsea-Spielern. (Foto: AFP)
  • Der 19-jährige Alphonso Davies überzeugt auch bei seinem ersten Spiel auf der großen europäischen Bühne.
  • Das 3:0 von Robert Lewandowski bereitet er mit einem bemerkenswerten Sprint vor.
  • Seine Mitspieler wollen ihn auf dem Boden halten. Bedenken, dass er abheben könnte, hat aber eigentlich keiner.

Von Tim Brack, London

So richtig weiß Alphonso Davies manchmal noch nicht, wo er auf dem Platz zu stehen hat. Man muss es ihm nachsehen. Der stürmende Linksverteidiger ist eben noch jung, hat mit 19 Jahren gegen den FC Chelsea sein erstes K.-o.-Spiel in der Champions League bestritten. Als die Partie in London beendet war, brauchte es also einen erfahrenen Spieler wie Robert Lewandowski, um dem jungen Kanadier zu zeigen, wo es langgeht.

Der Stürmer schubste Davies in Richtung Südtribüne, wo die mitgereisten Bayern-Anhänger versammelt waren und nur eines forderten: Phonzie! Immer wieder schrien die Fans den Spitznamen des Linksverteidigers. Nach Lewandowskis Impuls machte Davies ein paar Schritte auf die Menge zu, klatschte und drehte sichtlich erfreut, aber auch etwas geniert zurück. Die Szene zeigt, dass der junge Kanadier das Zeug zum Publikumsliebling hat.

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Das liegt mit großer Sicherheit an seinem unbekümmerten Naturell, aber vor allem an seinen Sprints auf dem Feld. Wenn er nicht ganz richtig steht und es den Anschein hat, dass der Gegner zu einer Torchance kommt, hat Davies immer noch seine enorme Schnelligkeit, um Fehler wiedergutzumachen. Dann sprintet er über das Feld, als hätte er in seinen Beinen die Kraft mehrere Büffelherden vereint.

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Beobachter der Bundesliga haben sich schon daran gewöhnt, über die außergewöhnliche Athletik des 19-Jährigen zu staunen. In England ist das Phänomen Alphonso Davies aber neu für die breitere Öffentlichkeit. Die Times schrieb, wer ihn nicht kenne, werde von seiner außergewöhnlichen Geschwindigkeit überrascht. Davies könne, "seinem Gegner fünf Yards Vorsprung geben und dann nicht nur den Ball abnehmen, sondern diesen auch mit großer Reife weiterverarbeiten".

Die Sun schusterte für ihre Webseite fix ein Porträt über Davies zusammen, in der sie dessen Weg vom Flüchtling zum Fußballprofi nachzeichnete. Davies sei sensationell gewesen und Chelsea hätte keine Chance gehabt, an ihn heranzukommen, heißt es darin. Die beiden ehemaligen Stürmer Peter Crouch und Gary Lineker brachten ihr Erstaunen auf Twitter zum Ausdruck.

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Auslöser für die größten Huldigungen war die Vorlage zum 3:0. Der Vorlage auf Lewandowski ging ein Weg voraus, der an sein Solo in Freiburg erinnerte. Ein Sprint über das halbe Feld. An der Stamford Bridge schüttelte er zunächst Jorginho ab, war vor dem herangrätschenden Andreas Christensen am Ball und legte diesen auf Lewandowski quer, da war Christensen gerade wieder ein, zwei Sekunden auf den Beinen. "Das Überragende ist", erklärte Thomas Müller, "wenn er auch noch die Abschlussaktion - also die Flanke - so maßgenau bringt, das ist dann oft das Entscheidende. Schnell sind viele Spieler, aber du musst dann auch die Effizienz an den Tag legen."

Wenn die Gegner ihn schon nicht einfangen können, so versuchen es zumindest die Mitspieler. Manuel Neuer sagt, er habe ihn kurz vor dem 3:0 "einmal zur Sau machen" müssen. Das war nötig geworden, weil Davies unmittelbar vor seiner Vorlage den "Gegenspieler hat Richtung Sechzehner laufen lassen und ihn nicht rechtzeitig außerhalb des Sechzehners attackiert hat". Der Bayern-Kapitän fügte lachend hinzu: "Aber die Antwort hat er danach durch sein Solo gegeben - und das war okay." Auch Müller gratulierte Davies zu seiner Leistung, "aber er weiß Bescheid, wenn er einen Millimeter nachlässt, dann bin ich hinter ihm und beiß ihm in die Waden". Müller erkannte selbst, dass er einräumen musste: "Wenn ich ihn erwisch."

Wenn zwei gestandene Bayern-Spieler so sprechen, bedeutet das, dass man einiges richtig macht. Dass Davies abhebt, da scheinen sie beim FC Bayern nicht wirklich Bedenken zu haben. Sportdirektor Hasan Salihamidzic - der Davies zusammen mit Marco Neppe, dem Leiter der Scoutingabteilung, aus Vancouver nach München gebracht hat - sagte zwar, man achte darauf, dass "beide Füße auf dem Boden bleiben". Aber schob gleich hinterher: "Der Junge ist wirklich ganz sauber."

Die Entwicklung von Davies sei noch lange nicht abgeschlossen, sagte Salihamidzic noch und mahnte an: "Man muss den jungen Spielern die Ups aber auch die Downs erlauben." Mit so viel Anleitung stehen die Chancen gut, dass Alphonso Davies seinen Weg findet - und in Zukunft immer weiß, wo er zu stehen hat.

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