Deutsche Eishockey Liga:Fragiler Corona-Frieden mit dem Grantler

Lesezeit: 2 min

Meinungsstarker Meistermacher: Adler-Trainer Pavel Gross, 53, führte Mannheim 2019 zum Titel. Mit seinen Ansichten zur Lage der Liga eckt er öfter mal an. (Foto: Sportfoto Zink/Imago)

Pavel Gross, Trainer der Adler Mannheim, hat sich in der Corona-Krise mehrmals über Maßnahmen der DEL echauffiert. Mit seiner jüngsten Kritik bringt er den eigenen Klub gegen sich auf.

Von Christian Bernhard, München

Der Neujahrstag war bei den Adlern Mannheim kein geruhsamer Tag, sondern der Tag für eine "klärende Aussprache". So war die Pressemitteilung betitelt, die der Spitzenklub der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am Samstagabend veröffentlichte. Die Rede war von einer 45-minütigen Aussprache, in der Daniel Hopp und Pavel Gross "den Dialog gesucht" hätten. Man könnte meinen, dass der Geschäftsführer eines Profiklubs, in diesem Fall Hopp, und dessen Cheftrainer, hier Gross, kontinuierlich im Dialog stehen. Zumindest was die Corona-Pandemie und den Umgang damit betrifft, scheint das bei Hopp und Gross nicht der Fall gewesen zu sein, denn es brauchte ein laut Hopp "sehr ruhiges und konstruktives Gespräch", um die "bestehenden Differenzen" aus der Welt zu schaffen. Das sei gelungen, worüber beide "froh" seien.

In den Tagen zuvor war die Stimmung zwischen Hopp und Gross weit weniger harmonisch gewesen. Gross hatte sich vor Kurzem in einer Pressekonferenz darüber echauffiert, dass sein Spieler Thomas Larkin aufgrund eines Omikron-Verdachtsfalls im persönlichen Umfeld nicht hatte spielen können. "Dazu sage ich besser nichts", sagte Gross, sonst komme ihm "die Galle hoch". Hopp reagierte scharf auf Gross' Aussagen, sie seien eine "Respektlosigkeit gegenüber den Werten des Klubs und des Managements - und letztlich auch mir persönlich gegenüber, die ich in dieser Form noch nicht erlebt habe", sagte er dem Mannheimer Morgen.

Corona im Sport
:Die "Omikron-All-Stars" laufen auf

Quer durch die Sportarten sorgt das Coronavirus für Spielausfälle. In manchen Ligen wird die Wettbewerbsverzerrung immer offensichtlicher - besonders in der NBA, wo der Chef die Partien einfach durchdrückt.

Von Gerald Kleffmann

Gross war seit Beginn der Pandemie mehrmals bei diesem Thema auf Konfrontation gegangen, speziell die Maßnahmen der Liga missfielen ihm. Der DEL hatte er im Umgang mit der Pandemie "Unfähigkeit" vorgeworfen und deren Entscheidung, die Playoff-Serien coronabedingt zu verkürzen, als "Lachnummer in ganz Europa" bezeichnet. Indirekt hatte er damit auch gegen Hopp gestichelt, denn der Mannheimer Geschäftsführer sitzt auch im DEL-Aufsichtsrat. Gross' Aussagen konterkarieren die Corona-Linie der Adler. Der Klub wirbt seit Monaten für die Impfung, spendete zu Beginn der Pandemie Schutzmasken an karitative Einrichtungen und verschenkte Eintrittskarten an Gesundheits- und Pflegepersonal.

Eine Verunsicherung bei den Spielern ob des öffentlichen Disputs hat Mannheims Sportmanager Jan-Axel Alavaara nicht ausgemacht. Das habe "nichts mit dem Sport zu tun", sagte er beim Sender Magentasport vor dem Spiel am Sonntag bei den Kölner Haien, das die Adler ziemlich souverän 5:1 gewannen.

Wie lange der Corona-Frieden im Klub wohl hält?

Das Thema Corona ist freilich auch an den Adlern nicht spurlos vorübergegangen. Im November hatten sich acht Mannheimer Spieler mit dem Coronavirus infiziert, auch Gross wurde positiv getestet. Die Adler mussten mehrere Spiele mit einem sehr kleinen Kader bestreiten, sie verloren die Tabellenführung in der DEL und schieden nach einer bitteren 1:10-Pleite gegen den Frölunda HC aus der Champions Hockey League aus. Nach SZ-Informationen hatten Führungsspieler mit unangenehmen Corona-Verläufen zu kämpfen.

Stürmer David Wolf war einer der "Corona Boys", wie Gross die positiv auf das Virus getesteten Spieler nannte. Wolf kehrte im Dezember, nach einer vierwöchigen Spielpause, auf das DEL-Eis zurück und berichtete: "Wir waren zweieinhalb bis drei Wochen flachgelegen, und innerhalb von zehn bis 14 Tagen wieder zurück in den normalen Spielbetrieb zu kommen, ist natürlich eine Aufgabe für den Körper." Dass das Thema die Spieler noch immer umtreibt, wurde kürzlich auch bei Angreifer Markus Eisenschmid deutlich, der im Podcast "Eiszeit FM" erklärte, er habe sich noch nicht entschieden, ob er aufgrund der strengen chinesischen Quarantäne-Maßnahmen zu den Olympischen Spielen nach Peking reisen würde, denn "was da gerade abgeht, geht natürlich an keinem spurlos vorbei".

Wie stabil der Corona-Frieden zwischen Hopp und Gross wirklich ist, dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen. Hopp richtete in der Pressemitteilung aus, für ihn habe sich das Thema "erst einmal" erledigt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusInterview mit Marko Pesic
:"Wir sind am Limit"

Marko Pesic, Geschäftsführer der Basketballer des FC Bayern, spricht über die hohe Belastung seiner Profis, die Angst um Paul Zipser, den Wettbewerbsnachteil in Deutschland - und wie man den europäischen Basketball stärken kann.

Interview von Ralf Tögel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: