Adam Peaty bei der Schwimm-EM:Der größte Muskel Großbritanniens

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Muskeln für zwei, aber auch ein nettes Grinsen: Adam Peaty, Großbritanniens schnellster Schwimmer. (Foto: dpa)

Er lächelt wie ein Eisverkäufer und verkehrt in der Royal Box - Adam Peaty dürfte der Publikumsliebling bei der Schwimm-EM werden. Es ist schwer, den Briten unsympathisch zu finden.

Von Saskia Aleythe, Glasgow

Es gibt Fotos von Adam Peaty, wie er parallel zum Boden in der Luft liegt. Wie kommt der dahin? Auch dazu finden sich dann Videos, die zeigen: wie er Liegestütze macht, die er tatsächlich so ausführt, dass die Nasenspitze über dem Boden schwebt, dann stemmt er sich so zackig nach oben, dass er abhebt. Mit den Füßen zuerst, dann folgen die Arme. Und oben angekommen klatscht er noch einmal in die Hände, bis die Schwerkraft sich wieder einmischt. An normalen Trainingstagen fliegt Peaty 20 Mal hintereinander in die Luft, in bis zu vier Einheiten. Adam Peaty kann unheimlich wirken. Im Becken, und außerhalb - halsabwärts. Halsaufwärts trägt er das Lächeln eines Eisverkäufers, der sich im Hochsommer erfolgreich sein Taschengeld aufbessert.

Der größte Muskel Großbritanniens ist Adam Peaty, der für den Erhalt seiner Körpermasse überlieferte 8000 Kilokalorien pro Tag verspeisen muss und über 50 sowie 100 Meter Brust in den vergangenen Jahren alles gewonnen hat, was man im Schwimmen halt so gewinnen kann. "Adam Peaty, MBE" steht auf seinen Profilen in den sozialen Netzwerken, er ist seit vergangenem Oktober "Member of the British Empire", die Queen hat ihm einen Orden verliehen. In Wimbledon saß er letztens in der Royal Box, umjubelt bei seiner Vorstellung natürlich. Und so kommt es nun, dass dieser Peaty der Publikumsliebling bei der anstehenden EM in Glasgow sein wird. Auch weil man nie weiß, wann er seinen nächsten Weltrekord bricht.

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Adam Peaty verbessert den Weltrekord über 50 Meter Brust um fast eine halbe Sekunde - eine Ewigkeit. Seine Erfolge sind auch das Resultat des Sportfördersystems und der Fürsorge seiner Großmutter.

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Es ist schwer, Peaty unsympathisch zu finden: Sein Grinsen ist wie für ein junges Zielpublikum gemacht, das Löwentattoo auf dem linken Oberarm ist schon das Gefährlichste an ihm. Als Sohn einer Kindergartenleiterin und eines Hausmeisters gilt er als Aufsteiger, einer, der es geschafft hat. "Ich bin besessen davon, mich jedes Jahr zu steigern, und da gibt es dann auch finanzielle Faktoren", sagte Peaty kürzlich dem Guardian, "es ist großartig, den Leuten etwas wiedergeben zu können, die mich unterstützt haben: Familie, Freunde. Das motiviert mich zusätzlich".

Seit er 14 Jahre alt ist, wird er von Melanie Marshall trainiert, weibliche Trainerinnen sind auch im Schwimmen noch die Ausnahme. Er lebt und trainiert kaum eine Autostunde von seiner Heimat entfernt, und wenn er seine Rekorde bricht, twittert schon mal die Oma Glückwünsche in die Welt. Nur eines darf dann niemand unterschätzen: welches Kämpferherz hinter dem Fotolächeln steckt.

"Die Frage ist nicht, ob ich das schaffe, sondern wann ich es schaffe", teilte Peaty im März dieses Jahres als Videobotschaft über seine Universität in Loughborough mit. Da ging es um den Weltrekord über 100 Meter Brust, er würde ja gerne mal unter 57 Sekunden schwimmen. Den aktuellen hält: Adam Peaty, nach 57,13 Sekunden schlug er bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio an, damals wurde er der erste britische Olympiasieger im Schwimmen seit 1988. Peaty ist Jahrgang 1994.

Und damit es noch ein bisschen spannender wird um den Mann, gab es vor ein paar Monaten dann noch eine Besonderheit im Pool: Er wurde nach vier Jahren erstmals wieder besiegt. 26 Medaillen hatte er seit 2014 gewonnen, 17 bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympia. Doch bei den Commonwealth Games war dann der Südafrikaner Cameron van der Burgh der Erste, der an der Beckenwand nach 50 Metern anschlug. Dabei hatte van der Burgh schon mal scherzhaft angekündigt, er wolle erst wieder schwimmen, wenn Peaty seine Karriere beendet hat. Das kann allerdings dauern: Er ist ja gerade mal 23 Jahre alt. "Ich habe mehr gelernt in den letzten Tagen als in den letzten zwei Jahren", kommentierte Peaty die Niederlage auf seinem Instagram-Account, und überhaupt: Er will ja immer die beste Version von sich selbst sein. Für die Konkurrenz im Becken kann das nichts Gutes bedeuten.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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