7:0 des BVB:Dortmund raubt Nürnberg aus

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Sieben Tore für den BVB, zwei erzielte Marco Reus (Zweiter von rechts). (Foto: dpa)
  • Borussia Dortmund lässt dem Aufsteiger aus Nürnberg keinerlei Chance und gewinnt am Mittwochabend mit 7:0 (2:0).
  • Die Tore erzielen zweimal Reus, Larsen, Hakimi, Akanji, Sancho und Weigl - für Nürnberg ist es ein ganz bitterer Abend.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Vor dem Gastspiel im größten Fußballstadion Deutschlands hatte der 1. FC Nürnberg noch zahlreiche Schnappschüsse getwittert und dazu geschrieben: "Schön, nach viereinhalb Jahren mal wieder hier zu sein." Da klang der fränkische Gruß aus dem Westfalenland noch wie die schwelgerische Taj-Mahal-Postkarte begeisterter Indien-Touristen. Doch als das Spiel noch nicht mal zur Hälfte vorbei war, fühlten sich die Nürnberger bereits wie im Urlaub ausgeraubt: 0:1 nach neun Minuten, 0:2 nach einer halben Stunde - und das ging immer so weiter.

Der Raubzug mündete in die zweite Saison-Niederlage, und nicht nur irgendeine: Am Ende stand ein übles 0:7 (0:2) beim weiterhin ungeschlagenen BV Borussia Dortmund, der damit wieder bis auf zwei Punkte an den Tabellenführer FC Bayern heranrückte und ihm wieder hartnäckig folgt, damit das direkte Duell am 10. November in Dortmund auch ein echtes Topspiel wird.

Allerdings hatte nicht einmal die explizite Widmung des Augsburger Torschützen Felix Götze am Dienstag in München seinem Bruder Mario am Mittwoch zurück in den BVB-Kader verholfen. Trainer Lucien Favre baute seine Startelf unter Vernachlässigung von Mario Götze auf fünf Positionen um: Weil der Innenverteidiger Abdou Diallo rotgesperrt fehlte und Dortmunds Viererkette im siebten Pflichtspiel ohnehin erstmals gesprengt war, ersetzte Favre auch gleich noch seinen Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek durch die vielversprechende Real-Madrid-Leihgabe Achraf Hakimi.

Ein doppelter Lupfer lässt das Stadion beben

Es dauerte nach dem Anpfiff nur 20 Sekunden, ehe Nürnbergs Mittelfeldspieler Yuya Kubo die gelbe Karte sah, weil er diesen Hakimi nach dessen allererstem Ballkontakt in der Bundesliga gleich mal niederstreckte. Doch dieses Statement verfehlte seine Wirkung, weil die Franken sich in der 9. Minute gegen den frühen 0:1-Rückstand kaum wehrten: Dem 20-jährigen Amerikaner Christian Pulisic war es im anfänglichen Schweigegelübde der demonstrierenden Fans schlichtweg zu still, so dass er sich im Mittelfeld den Ball schnappte und vor den Nürnberger Strafraum zog.

Dort lupfte er die Kugel elegant mit dem Außenrist in den kreuzenden Laufweg des Flügelstürmers Jacob Bruun Larsen, der dem Nürnberger Torwart Fabian Bredlow bereits so nahe gekommen war, dass er den Ball seinerseits und nicht minder elegant über Bredlow hinweg ins Tor lupfte. Der doppelte Lupfer war ein Hingucker - das Stadion bebte.

Den Torwart Bredlow nervte das frühe Gegentor. Er plusterte sich auf, als nur zwei Minuten später nach einem Abwehrpatzer von Robert Bauer der Dortmunder Kapitän Marco Reus ganz allein vor ihm stand. Dessen Schuss boxte Bredlow kühn aus der Gefahrenzone. Die Nürnberger begegneten den offensiv versierten Dortmundern vorsorglich mit einer Fünferkette, wofür der Trainer Michael Köllner in der Startformation eigens den Stürmer Mikael Ishak durch den Abwehrspieler Bauer ersetzt hatte. Doch diese Rochade verfehlte ihre Wirkung. Bereits in der 32. Minute versetzte Reus den Nürnbergern den nächsten Schlag, indem er seinen Schuss aus 18 Metern ziemlich gemein auch noch vom Club-Innenverteidiger Georg Margreitter abfälschen ließ. Als der Ball im Netz zappelte, stand es 2:0.

Als das Spiel nach einer den Gästen durchaus wohltuenden Unterbrechung fortgesetzt wurde, versuchten diese, halbwegs die Form zu wahren. Gelegentliche Entlastungsangriffe hätten dem eigenen Stolz ebenso wie dem Ergebnis förderlich sein können, aber die Krux ist ja, dass man den flinken Dortmundern mit eigenen Angriffen auch noch Räume öffnet.

Vier Minuten nach dem Wiederanpfiff trieb Reus also einen BVB-Konter nach vorne, den der mitgelaufene Hakimi per Flachschuss zum 3:0 vollendete. Der 19-jährige Marokkaner dürfte mit seiner starken Leistung beim zuschauenden Piszczek nicht gerade Jubel ausgelöst haben.

In der 58. Minute erhöhte der fidele Reus mit seinem 100. Pflichtspieltor für den BVB auf 4:0, wofür die Glückwünsche der Franken allerdings eher spärlich ausfielen. Zwar wurde Nürnbergs etatmäßiger Mittelstürmer Ishak nach 70 Minuten doch noch eingewechselt, allerdings in einer Phase, in der sich ein Stürmer fühlen musste wie ein Jäger ohne Gewehr - es war inzwischen völlig aussichtslos.

Und so zelebrierten die Dortmunder ihren Triumph auf eine für Nürnberg schmerzhafte Weise zu Ende. Verteidiger Manuel Akanji, hinten nicht ausgelastet, eroberte vorne den Ball, um in der 74. Minute das 5:0 zu erzielen. Jadon Sancho und Julian Weigl erhöhten in der 85. und 88. Minute gar noch auf 7:0. Am Ende waren die Nürnberger heilfroh, als sie Dortmund wieder verlassen durften.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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