SpVgg Bayreuth:Das Aufräumen beginnt

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Nicht nur die Zahlen sprachen gegen sie: Die SpVgg Bayreuth steigt in die Regionalliga ab, die Spieler müssen sich nun neu orientieren. (Foto: Peter Kolb/Imago)

Der Wiederabstieg der SpVgg Bayreuth aus der dritten Liga steht fest. Der Verein sucht nun das passende Personal für die Zukunft und Wege, seine professionellen Strukturen zu erhalten.

Von Christoph Leischwitz

Es gibt schon noch Unterschiede zwischen den Abstieg errechnen und den Abstieg erfühlen. Sobald er unumstößlich feststeht, werden die Aussagen noch einmal deutlicher. "Wir haben die meisten Gegentore bekommen und offensiv die wenigsten geschossen, die Zahlen sind grausam", sagte Markus Ziereis am Samstag auf die Frage, wo die Hauptgründe lagen für den nun bevorstehenden Gang zurück in die Regionalliga Bayern, nach nur einem Jahr für die SpVgg Bayreuth in der Drittklassigkeit.

Es gab zugleich auch bei vielen Bayreuthern Kritik an Schiedsrichter-Entscheidungen über die Saison hinweg, und daran, dass man als Außenseiter auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als solcher behandelt werde. Die Vorkommnisse während des 1:4 (1:1) gegen Viktoria Köln hatten sie darin bestärkt: Nach einer eher glücklichen Führung (24., Edwin Schwarz) kassierte die Altstadt in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte den Ausgleich durch Luca Marseiler, und dann, in der 53. Minute, die Empörung: Sehr wahrscheinlich war der Ball im Toraus, bevor ihn Kölns André Becker über die Linie drückte. Gegnerische Spieler hätten schon "abgelacht", erzählte Ziereis, man sei also einfach mal wieder "besch... worden". Drei Minuten später fiel das 1:3. Eine Statistik, die zu dem oberfränkischen Gefühl passt: Bayreuth hat in der gesamten bisherigen Saison keinen einzigen Elfmeter zugesprochen bekommen. Aber womöglich ist ein Grund für den Abstieg ja auch dies: Bayreuth hat nicht gelernt, mit Rückschlägen umzugehen.

Abseits des Platzes hat schon vor Längerem die Planung für die kommende Saison begonnen. Passenderweise ging Gesellschafter Wolfgang Gruber nach der Partie gegen Köln mit einem Karton unter dem Arm in Richtung Ausgang, es sah aus, als räume er gerade mächtig auf. Der 54-jährige Chirurg würde in einer Tabelle der deutlichen Aussagen sowieso immer um den Aufstieg spielen, jetzt gibt es kein Halten mehr. Einige der Spieler im zu großen Kader seien nicht drittligatauglich gewesen, urteilte er. "Wir haben zu viele Spieler mitgenommen. Aus Sentimentalität, aus Teamgeist." Aber so schlecht sei seine Mannschaft auch wieder nicht gewesen. Wenn man sehe, wie viel Geld zum Beispiel der TSV 1860 München verbrenne und wie wenig man selbst zur Verfügung habe, "in der Größenordnung habe ich den Unterschied nicht gesehen". Und ja, vom DFB habe man das Gefühl vermittelt bekommen, "nicht so richtig dazuzugehören", wenn man nicht schon lange dabei ist.

Gesellschafter Gruber verrät: Die Entlassung von Trainer Kleine sei von der Niederlage gegen Elversberg unabhängig gewesen

Die Freistellung von Trainer Thomas Kleine nach dem 2:5 in Elversberg zuletzt war etwas überraschend gekommen. Gruber hat dazu am Samstag noch eine weitere Überraschung parat: Die Trennung von Kleine wäre auch erfolgt, wenn man in Elversberg gewonnen, ergo noch Chancen auf den Ligaverbleib gehabt hätte. Zuletzt habe er nämlich das Gefühl gehabt, erläuterte Gruber, Mannschaft und Verein würden unnötig schlecht geredet, auch als noch Chancen bestanden. Dem sportlichen Leiter Michael Born warf Gruber diesbezüglich "fast schon geschäftsschädigendes Verhalten" vor. Er sei mit dessen Kommunikation "überhaupt nicht mehr zufrieden gewesen", es gelte jetzt doch, "das Pflänzlein weiter zu gießen und nicht drauf rumzutreten". Born übrigens wird den Verein zum Saisonende verlassen, sein Vertrag gilt nicht für die Regionalliga.

Für Gruber geht es darum, einen freien Fall zu verhindern. "Wir wollen die professionellen Strukturen erhalten" sagt er, "wenn wir das nicht machen, wird's auch wieder schwierig, wenn man wieder in den Profifußball will." Und dort will er trotz aller Steine, die der SpVgg in den Weg gelegt worden seien, so bald wie möglich wieder hin. Er gibt sich überzeugt davon, dass der Verein aus Fehlern lernen kann und dass das Umfeld, also Fans wie Sponsoren, mitziehen würden.

Nach Möglichkeit schon im Laufe der Woche will Gruber den neuen Trainer präsentieren. Nicht damit dieser für die verbleibenden zwei Spiele schon auf der Bank sitzt, sondern um die Kaderplanung anzugehen. "Das löst sich sonst nach dem letzten Spieltag schnell auf", weiß Gruber. "Man muss sich genau überlegen: Wer empfiehlt sich nochmal aus diesem Kader."

Die Zukunft, das weiß auch Markus Ziereis, beginnt jetzt. Sein Plan sei gewesen, "in der dritten Liga zu bleiben - mit der Altstadt". Einen Plan B gab es nicht. "Jetzt schauen wir mal, was möglich ist, da muss jeder für sich persönlich schauen, wie es weitergeht." Zumindest alle Drittligatauglichen im Kader müssen sich auch die Frage beantworten: Gehe ich mit einem Profiverein noch einmal zurück in den Amateursport, für ein Jahr oder sogar länger?

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