3. Liga:Mitten im Umbruch

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Noch immer nicht weg: Spielmacher Sercan Sararer will sich den Wechsel von Türkgücü vor Gericht erstreiten, im Verbandspokal könnte er aber zum Einsatz kommen. (Foto: Wagne/imago images/Fotostand)

Für Türkgücü München kommt ein wichtiges Pokalspiel zur Unzeit. Er hat Probleme, eine spielberechtigte Mannschaft zusammenzubekommen.

Von Christoph Leischwitz, München

Neben all den erwartbaren Sätzen, die neue Trainer in diesen Wochen des Trainingsstarts so von sich geben - bin froh hier zu sein; rundum positive Eindrücke; die Spieler sind heiß -, sagte Petr Ruman bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des Fußball-Drittligisten Türkgücü München auch einen beachtlichen Satz bezüglich seiner Zukunft in München. Als Trainerteam sei man "selber dafür verantwortlich, wie lange wir bei Türkgücü bleiben dürfen". Nach allem, was man vom Präsidenten, Geldgeber und Chefansager Hasan Kivran weiß, könnte dieser Satz nicht wahrer sein: Im Falle des Misserfolgs geht es bei Türkgücü sehr schnell, das bekamen in der vergangenen Saison immerhin drei Trainer zu spüren, inklusive dem Co-Trainer Andreas Pummer, der zweimal als Interimscoach fungierte.

Insofern geht es für Ruman gleich mal um alles. Die Pandemie hat zu der kuriosen Situation geführt, dass für den neuen Trainer gleich am Sonntag, fünf Tage nach dem ersten Training mit dem neuen Klub, das erste Pflichtspiel ansteht: das Viertelfinale im Verbandspokal beim Fünftligisten TSV Abtswind. Hört sich vielleicht einfach an, ist es aber nicht. Der Wettbewerb ist für Türkgücü immens wichtig, weil sich der Verein aus finanziellen wie aus Prestigegründen endlich einmal für den DFB-Pokal qualifizieren will - das Finale des bayerischen Pokals findet am 27. Juni statt.

20 Spieler hat der Verein zuletzt verabschiedet, die meisten in einer einzigen Presseerklärung

Problem: Zu dieser Jahreszeit befindet sich jeder Profikader im Umbruch. Und bei Türkgücü fällt dieser Umbruch traditionell besonders stark aus. In den vergangenen Jahren, in denen der Verein notorisch nach oben kletterte mit dem Ziel, Münchens Nummer zwei zu werden, wechselte er im Sommer stets beträchtliche Teile des Kaders aus. Zuletzt wurden 20 Spieler verabschiedet, von denen einige dem Vernehmen nach erst der Pressemitteilung vom Montag entnahmen, dass sie nicht mehr erwünscht sind, auch wenn sie sich das mangels Vertragsverlängerungen schon denken konnten. Einige Neue sind auch schon da, und dass die Ziele "wie immer ambitioniert" sind, wie Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny, sagt, kann man an manchen Namen ablesen: Philip Türpitz von Hansa Rostock und Albion Vrenezi von Jahn Regensburg sind nur zwei Beispiele. Kothny sagt, er sei sich noch nicht sicher, "ob ich am Sonntag 18 Spieler zusammenbekomme". Für Türkgücü bedeutet das nämlich finanziellen Mehraufwand: Mithilfe eines Privatspielrechts dürfen Spieler auch schon vor dem 1. Juli für den neuen Klub antreten. Dafür müsse dieser aber zwei Wochen mehr Gehalt zahlen.

Im Übrigen könnte sogar noch ein Spieler dabei sein, der eigentlich schon weg sein wollte. Sercan Sararer befindet sich aktuell im Rechtsstreit mit Türkgücü aufgrund einer strittigen Option, die der Verein gezogen hatte. Obwohl der Spielmacher in der kommenden Saison 6000 Euro mehr pro Monat verdienen würde, möchte er zu Dynamo Dresden wechseln. Er trainiere aktuell voll mit, sagt Trainer Ruman, der vom Regionalligisten Greuther Fürth II kam. Den Ex-Fürther Sararer kennt er gut, deshalb habe er noch einmal versucht, ihn zum Bleiben zu überreden. Offenbar erfolglos. Sollte der 31-jährige ehemalige Kapitän Türkgücü zum Pokalsieg verhelfen, wäre das gewissermaßen eine erspielte Ablösesumme. Über deren Höhe wird aktuell nämlich gerade verhandelt.

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