23. Spieltag der Bundesliga:Hummels trifft, ter Stegen patzt

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Kaum zurück, schon erfolgreich: BVB-Verteidiger Mats Hummels (vorne). (Foto: REUTERS)

Dortmund müht sich lange gegen den 1. FC Nürnberg, erst in Hälfte zwei bringt Rückkehrer Mats Hummels den BVB auf Kurs. Nach dem Gladbacher Führungstreffer verstolpert Torhüter ter Stegen den Sieg gegen Braunschweig. Augsburg trennt sich 1:1 von Hannover 96, Leverkusen scheitert gegen Mainz.

Borussia Dortmund - 1. FC Nürnberg 3:0 (0:0)

Borussia Dortmund ist auch in der Fußball-Bundesliga zurück auf Erfolgskurs. Eine Woche nach der ernüchternden Schlappe beim Hamburger SV (0:3) setzte sich die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp mit 3:0 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg durch. Vor 80 645 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park sorgten der nach dreiwöchiger Verletzungspause ins Team zurückgekehrte Mats Hummels (51. Minute), Robert Lewandowski (67.) und Henrich Mchitarjan (83.) für den verdienten Sieg. Die zuletzt aufstrebenden Gäste mussten dagegen die zweite Rückrunden-Pleite hinnehmen.

Auch ohne den gesperrten Nationalspieler Marco Reus erspielte sich der BVB von Beginn an Feldvorteile. In der 4. Minute klärte Gäste-Torhüter Raphael Schäfer in höchster Not vor Henrich Mchitarjan, zwei Minuten später verfehlte Lukasz Piszczek das Tor nach schönem Zuspiel von Marcel Schmelzer. Die Franken standen auch nach dieser BVB-Anfangsoffensive weiter unter Druck. Dabei rückte wieder einmal Schäfer in den Mittelpunkt des Geschehens. Der Nürnberger Schlussmann parierte Schüsse von Mchitarjan (18.) und Schmelzer (21.).

Dieser verschwenderische Umgang mit Torchancen nahm der Borussia den Schwung. Mit zunehmender Spielzeit fanden die Nürnberger besser in die Partie. Ihre Angriffe waren zwar selten, aber nicht ungefährlich. Nach einem kapitalen Fehler von BVB-Abwehrspieler Sokratis, dem ein Pass auf Hummels misslang, war der Club der Führung nahe. Doch Tomas Pekhart (29.) traf mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze nur den Pfosten.

Nach Wiederanpfiff drängte die Borussia wieder mit Macht auf die Führung - und wurde diesmal belohnt: Den Kopfball von Lewandowski nach einem Eckball konnte Schäfer nur abklatschen. So hatte Hummels wenig Mühe, den Ball aus kurzer Distanz über die Linie zu drücken. Dieser Treffer beflügelte den BVB. So bewahrte der starke Schäfer sein Team vor einer frühen Vorentscheidung. Doch gegen den Schuss von Lewandowski, der nach Zuspiel von Michitarjan seinen 15. Saisontreffer erzielte, war auch er machtlos. Damit war der Widerstand der Nürnberger gebrochen. Der Schlusstreffer von Mchitarjan gab die Überlegenheit der Borussia wieder.

Bayer Leverkusen hat die Negativserie in der Fußball-Bundesliga mit der 0:1 (0:1)-Heimniederlage gegen den FSV Mainz 05 fortgesetzt. Vor 25 503 Zuschauern erzielte Eric-Maxim Choupo-Moting in der 36. Minute den Siegtreffer für die Gäste. Die Werkself bot erneut eine schwache Leistung, verpasste den 500. Bundesligasieg der Vereinsgeschichte und musste die fünfte Pflichtspiel-Pleite in Serie hinnehmen. Dagegen steuern die Mainzer, die in den vergangenen neun Partien nur einmal geschlagen vom Platz gingen, weiter auf Europacup-Kurs.

Die Leverkusener wollten sich nach der Niederlagenserie und den spielerisch schlechten Vorstellungen der vergangenen Wochen dem "Publikum wieder richtig präsentieren", so die Vorgabe von Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Doch abgesehen vom erkennbaren Willen und Kampfgeist blieb im Spielaufbau der Gastgeber vieles Stückwerk, gefährliche Angriffe gab es zu selten. Die Torchancen der Leverkusener, bei denen Eren Derdiyok für den zuletzt müden Torjäger Stefan Kießling in der Startformation stand, waren deshalb in der ersten Halbzeit an einer Hand abzuzählen. Die beste Möglichkeit hatte Heung-Min Son Sekunden vor dem Pausenpfiff: Nach einer Flanke von Kapitän Simon Rolfes konnte 05-Keeper Loris Karius den Kopfball des Südkoreaners aber mit einer Glanzparade abwehren.

Auch die Mainzer, bei denen Senkrechtstarter Nicolai Müller wegen der fünften Gelben Karte pausieren musste, hatten in der Offensive nicht sehr viel mehr zu bieten. In der 29. Minute konnten sich die Leverkusener Profis jedoch bei ihrem Torwart Bernd Leno bedanken: Er wehrte nach einer Hereingabe von Choupo-Moting den Schuss von Shinji Okazaki aus zwei Metern mit einer Reflexbewegung bravourös ab. Sieben Minuten später war der Bayer-Schlussmann aber machtlos, als Choupo-Moting nach Vorarbeit von Stefan Bell mit einem raffinierten Hackentrick die Führung erzielte.

Nach dem Wiederanpfiff wurde die Partie lebhafter, aber auch hektischer. Die Leverkusener drängten auf den Ausgleich, hatten nun deutlich mehr Chancen, von denen der starke 05-Torwart Karius die meisten zunichtemachte. So lenkte er in der 47. Minuten nach Freistoß von Son den Ball mit den Fingerspitzen gekonnt über die Latte und war bei einem gefährlichen Schuss des eingewechselten Kießling (64.) auf dem Posten. Danach hatte Bayer sein Pulver verschossen.

Marc-André ter Stegen hat mit einem Eigentor den ersten Rückrundensieg von Borussia Mönchengladbach bei Eintracht Braunschweig leichtfertig verspielt. Dank eines fatalen Fehlers des Borussen-Keepers (52. Minute) kam der Tabellenletzte am Samstag noch zu einem 1:1 (0:1) gegen die Gladbacher, die im achten Spiel in Serie ohne Sieg blieben.

Kurioserweise resultierte auch die Gladbacher Führung durch ein Torhüter-Eigentor von Braunschweigs Daniel Davari (24.). Der noch größere Pechvogel aber war ter Stegen, dessen ohnehin scheinbar geringe Chance auf eine WM-Teilnahme im Sommer weiter gesunken sein dürfte. Kurz nach der Halbzeit wurde der 21-Jährige, der angeblich kurz vor einem Wechsel zum FC Barcelona steht, zum Gespött der 23 200 Zuschauer. Eine harmlose Rückgabe von Filip Daems ließ ter Stegen über den Spann rutschen und über die Linie kullern. Die Slapstick-Einlage erinnerte extrem an ter Stegens peinliches Eigentor im vergangenen Sommer im Länderspiel in den USA. Damit verlängerte der Keeper, der nicht für den Nationalmannschafts-Test in der kommenden Woche gegen Chile berufen worden war, die Krise des Hinrunden-Dritten. Nach dem achten Spiel hintereinander ohne Sieg fielen die Borussen vorerst aus den internationalen Rängen hinaus. Braunschweig bleibt mit 16 Zählern Letzter.

Die Sieglos-Serie war den Rheinländer von Beginn an deutlich anzumerken. Die Borussia startete verunsichert, offensiv zu zaghaft und in der Defensive mit einigen Konzentrationsmängeln. Der Tabellenletzte machte das Spiel und hatte durch Jan Hochscheidt (8.) die erste Chance des Spiels. Es lag an den erneut offenkundigen spielerischen Mängeln des Aufsteigers, dass Braunschweig den schwachen Beginn der Gäste nicht ausnutzen konnte. Erst in der 21. Minute schoss Raffael für Gladbach erstmals auf das Eintracht-Tor: Der Ball flog weit über das Ziel hinaus. Es passte ins Bild, dass Granit Xhaka früh im Spiel seine zehnte Gelbe Karte der Saison sah und kommende Woche gegen Augsburg gesperrt fehlt.

Es bedurfte einer gehörigen Portion Glück und dem Braunschweiger Unvermögen, damit die Borussia ins Spiel fand. Bei einer Ecke der Gäste irritierte Mirko Boland seinen eigenen Torhüter. Davari, der zuletzt in Nürnberg angeschlagen gefehlt hatte, bugsierte den Ball ins eigene Netz. Direkt nach Wiederanpfiff nutzte Benjamin Kessel einen erneuten Abwehrfehler der Gäste nur unzureichend aus. Und wenn einmal ein Ball gefährlich aufs Gäste-Tor kam, so wie bei Hochscheidts Schlenzer in der 37. Minute, reagierte ter Stegen vor der Pause noch glänzend.

Das änderte sich in der zweiten Halbzeit. Während ter Stegen nach seinem folgenschweren Patzer von den Braunschweiger Fans verhöhnt wurde, machte Davari sein Ungeschick bei der Gäste-Führung vergessen. Zweimal reagierte der Eintracht-Schlussmann gegen Branimir Hrgota glänzend (43./58.). Gegen die nun völlig verunsicherten Gäste gewann Braunschweig zwar deutlich mehr Spielanteile, scheiterte aber immer wieder entweder am eigenen Unvermögen oder an der Gladbacher Abwehr. Erst in der Schlussphase drehte die Borussia noch einmal auf. Mehr als ein Pfostentreffer von Patrick Herrmann (86.) sprang dabei aber nicht heraus.

Der FC Augsburg kann gegen Hannover 96 einfach nicht gewinnen. Angetrieben von Nationalmannschafts-Kandidat André Hahn konnten die Schwaben am Samstag beim 1:1 (0:1) zwar dank einer Leistungssteigerung nach der Pause eine Niederlage verhindern, zum angestrebten Sieg gegen die schwächelnden Niedersachsen reichte es trotz guter Chancen aber nicht.

Vor 28 311 Zuschauern brachte Mame Diouf (21. Minute) die Gäste mit seinem achten Saisontreffer in Führung. Ragnar Klavan (55.) glückte nach dem Seitenwechsel der verdiente Ausgleich in einer spannenden Partie. Nach drei Niederlagen ohne eigenen Treffer verbuchte Hannover in der Fußball-Bundesliga wieder ein Tor und einen Punkt. Für Augsburg setzte sich indes die Negativserie gegen die 96er fort. In sechs Erst- und zwei Zweitligaspielen gab es noch nie einen FCA-Sieg.

Vor den Augen von DFB-Assistenzcoach Hansi Flick sorgte der für das Chile-Länderspiel berufene Hahn in der vierten Minute für das erste Raunen im Publikum. Seinen satten 18-Meter-Schuss lenkte Ron-Robert Zieler jedoch über das 96-Tor. Im Duell der beiden jüngsten Bundesliga-Trainer - Markus Weinzierl und Tayfun Korkut sind beide 39 Jahre alt - verbuchten die Gäste dann die nächste große Möglichkeit. Einen Schuss von Artjoms Rudnevs (20.) konnte FCA-Torhüter Alexander Manninger noch abwehren, aber die anschließende Ecke führte zum 0:1. Von Augsburgs Aktivposten Hahn prallte der Ball zu Manuel Schmiedebach. Dessen Schuss von der Strafraumgrenze kam zu Diouf - und vom Senegalesen kullerte der Ball aus fünf Metern ins Tor. Zu allem Übel verletzte sich Kapitän Paul Verhaegh auch noch bei seinem vergeblichen Rettungsversuch und musste wegen einer Risswunde am Knie ausgewechselt werden.

Nach der jüngsten Pleitenserie brachte der Führungstreffer Hannover sichtlich Selbstvertrauen, dagegen bot der FCA zunächst lange nicht die von Gäste-Coach Korkut befürchtete "Wucht" im Angriff. Halil Altintop (29./38.) kam dem Ausgleich mit zwei Schüssen noch am nächsten. Augsburg sorgte bei schnellen Vorstößen für Gefahr, die Niedersachsen vor allem nach Standards. Tore gab es vor der Pause keine mehr, dafür ein hitziges Duell zwischen Kevin Vogt (Augsburg) und Sebastien Pocognoli (Hannover). Beide sahen die Gelbe Karte.

Nie zuvor konnte der FCA gegen Hannover gewinnen - das wollten die Platzherren im zweiten Durchgang gegen das auswärtsschwächste Team der Liga endlich ändern. Und das mit jede Menge Schwung. Jeong-Ho Hong (49.) per Kopf, Tobias Werner (52.) aus nächster Distanz und auch Hahn (55.) scheiterten - dann schlug ein Abwehrmann zu. Ecke Werner, Kopfball Klavan: Per Kopf erzielte der Este sein erstes Ligator.

Intensiv ging es danach weiter, Zieler stand mehr und mehr im Mittelpunkt. Der nicht ins DFB-Aufgebot für das Spiel am Mittwoch berufene Torhüter rettete erneut gegen Werner (60.). Von Hannover kam in der Offensive nicht mehr viel, am Ende kamen die Niedersachsen kaum mehr aus der eigenen Hälfte. Marwin-Hitz-Vertreter Manninger, der in dieser Woche seinen Vertrag bis 2015 verlängerte, musste nicht mehr groß eingreifen.

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