Düsseldorf - Augsburg:"Pech g'habt!"

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Die Düsseldorfer Spieler jubeln - die Augsburger Panther dagegen haben den lang ersehnten Einzug ins Halbfinale der Playoffs um die deutsche Meisterschaft verpasst. (Foto: Marius Becker/dpa)

52 Sekunden fehlen den Augsburger Panthern zum erstmaligen Halbfinal-Einzug in der DEL seit 2010. Was dazu führt, dass das heimische Curt-Frenzel-Stadion eine Premiere erlebt - allerdings mit erstarkten Gegnern.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Ungefähr 20 000 Sekunden dauert eine nächtliche Busfahrt von Düsseldorf nach Augsburg. Viel Zeit für die Eishockeyspieler der Augsburger Panther, um darüber nachzudenken, wie schön es gewesen wäre, am Freitagabend in Düsseldorf erstmals seit 2010 ins Halbfinale der Playoffs um die deutsche Meisterschaft einzuziehen. Nur 52 Sekunden haben ihnen gefehlt, um eine 3:2-Führung im sechsten Spiel der Viertelfinal-Serie über die Zeit zu bringen. Doch dann glichen die Düsseldorfer zum 3:3 aus und nach 36 Sekunden in der Verlängerung trafen sie gar zum 4:3-Sieg. Wie versteinert sagte Augsburgs Trainer Mike Stewart hinterher: "Pech g'habt!" Was soll man auch sagen. Es gibt nur eine Möglichkeit, dieses Trauma sofort zu therapieren: Mit einem Sieg im entscheidenden Spiel am Sonntag ab 16.30 Uhr. Das Curt-Frenzel-Stadion in Augsburg erlebt zum allerersten Mal ein siebtes Playoff-Spiel. Ist doch auch was!

Aber wenn das schief geht für die Augsburger, dann werden aus den 52 Sekunden von Düsseldorf Dämonen, die sie durch den Sommer begleiten, viele Millionen Sekunden lang. 2:0 haben sie geführt nach dem ersten Drittel und 3:1 bis zehn Minuten vor Schluss. Düsseldorf war schwach, Düsseldorf schien nervlich am Ende, aber mit dem Begriff Ende muss man in Eishockey-Playoffs vorsichtig sein. Man habe im letzten Drittel nur noch "Verzweiflungs-Eishockey" gespielt, gestand Düsseldorfs Trainer Harold Kreis, er sagte: "Desperation Hockey". Verzweifelt immer wieder den Puck vors Augsburger Tor gebracht, verzweifelt immer wieder aus scheinbar aussichtslosen Lagen geschossen. 52 Sekunden vor Schluss fand so ein Puck den Weg ins Tor. Düsseldorfs Kevin Marshall hat geschossen, Augsburgs Arvids Rekis hat abgefälscht. Die mehr als 1000 Augsburger Fans im Gästeblock waren wie erstarrt. Sie legten die Hände auf den Kopf, Schock-Zustand.

Christoph Ullmann verbringt die Nacht im Krankenhaus

52 Sekunden haben gefehlt, um erstmals seit dem Halbfinale 2010 (3:1 gegen Wolfsburg) wieder eine Playoff-Serie zu gewinnen. Das Finale damals ging gegen Hannover verloren, die Pre-Playoff-Serien 2012 und 2013 gegen Köln und Straubing und das Viertelfinale 2017 gegen Nürnberg. Fünmal hatten die Augsburger es gar nicht erst in die Playoffs geschafft in den vergangenen acht Jahren. Und jetzt das! Das Halbfinale so dicht vor Augen, bekamen sie vom Düsseldorfer Jaedon Descheneau nach 36 Sekunden in der Overtime den Puck auch noch zum 3:4 ins Tor gewurschtelt. "Wow, das war ein Playoff-Spiel", sagte der Trainer Stewart sichtlich gezeichnet und behauptete: "Jetzt freuen wir uns auf Spiel sieben daheim."

Noch schlimmer als für die Augsburger im nächtlichen Bus heimwärts war die Nacht für ihren Kollegen Christoph Ullmann in einem Düsseldorfer Krankenhaus. Er musste zur Beobachtung dort bleiben. Nach einem unerlaubten Check durch Düsseldorfs John Henrion war Ullmann regungslos auf dem Eis liegen geblieben, er hatte seine Zunge verschluckt und musste auf einer Bahre heruntergefahren werden. Die Sorge um ihn begleitete die Augsburger auf der Heimfahrt zusätzlich, mittlerweile geht es ihm "recht gut", sagte der Düsseldorfer Mannschaftsarzt Ulf Blecker der Rheinischen Post. Allerdings sei Ullmann "ordentlich geschockt, weil ihm durch die Berichte der Kollegen und Betreuer erst klar geworden ist, wie knapp er mit dem Leben davongekommen ist."

© SZ vom 31.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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