Erfolg gegen Stuttgart:Dortmund holt den Bus aus dem Parkverbot

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Marco Reus feiert seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 gegen den VfB Stuttgart. (Foto: REUTERS)
  • Der BVB kommt gegen den VfB Stuttgart zu einem mühsamen und erst spät gesicherten 3:1-Sieg.
  • Tabellenführer ist nun der FC Bayern. Doch es sei "nicht wichtig", wer jetzt an der Spitze stehe, sagte Dortmunds Kapitän Marco Reus. "Wichtig war, dass wir das Spiel gewonnen haben."

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Nächste Woche beginnt in der Dortmunder Westfalenhalle die 'Creativa', Europas größte Messe für kreatives Gestalten. Vielleicht gehen die Fußballer von Borussia Dortmund ja mal aus Interesse hin, denn in ihrem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am Samstag gleich nebenan zeigte sich einmal mehr, dass der BVB momentan genau daran leidet: am Mangel von kreativer Gestaltung. Das Stadion wirkte dabei wie eine riesige Forschungshalle mit variabel einstellbaren Wetterbedingungen: Mal schüttete es wie aus Eimern, mal spielten die Dortmunder gegen Sturmböen an, und dann blendete plötzlich zwischendurch die grelle Sonne. Die 90-minütige, wetterbedingt erschwerte Prüfung endete für den BVB mit einem mühsamen und erst spät gesicherten 3:1 (0:0)-Sieg.

Für ihren ersten Treffer benötigten die Dortmunder in der 62. Minute einen von Marco Reus zu seinem 14. Saisontreffer verwandelten Foulelfmeter. Sieben Minuten später glichen die Stuttgarter durch ihre erst zweite Torchance durch Marc-Oliver Kempf aus, er nutzte ein Zuordnungsproblem der Gastgeber nach einem Freistoß aus. In der 84. Minute wurschtelte Paco Alcácer den Ball (ebenfalls mit seinem 14. Saisontor) zum 2:1 ins Tor, und in der Nachspielzeit traf Christian Pulisic zum Endstand. Nach fünfeinhalb Monaten verlor Dortmund die Tabellenführung trotz des Sieges an den punktgleichen, aber im Torverhältnis nun besseren FC Bayern München - aber so richtig störte das niemanden. Es sei "nicht wichtig", wer jetzt an der Spitze stehe, sagte Marco Reus. "Wichtig war, dass wir das Spiel gewonnen haben."

Wer hätte gedacht, dass die Dortmunder einen Arbeitssieg gegen einen Abstiegskandidaten mal derart bejubeln würden? Aber vielleicht noch mehr als für die drei Punkte haben sie nach zuvor acht Pflichtspielen mit nur einem Sieg diesen Erfolg für den Kopf gebraucht. "Wir sind viel gelaufen und haben verdient gewonnen", sagte Dortmunds Trainer Lucien Favre anerkennend und ließ eine Spitze gegen die destruktiven Stuttgarter los, als er sagte: "Sie haben vor dem Tor einen gigantischen Bus parkiert."

Kurzzeitig sind München und der BVB punkt- und torgleich

Solche gegnerischen Parkmanöver kennen die Dortmunder aber schon ganz gut. Sie spielten gegen Stuttgart mit jener 4-1-4-1-Formation, mit der sie vier Tage zuvor gegen Tottenham einiges gezeigt, aber dennoch aus der Champions League ausgeschieden waren. Damit kamen sie in der ersten Halbzeit auf gut 75% Ballbesitz, 6:0 Ecken und 8:4 Torschüsse - aber kein Tor. Zwei Fernschüsse durch Jadon Sancho (37.) und Raphael Guerreiro (42.) erbrachten Gefahr, VfB-Torwart Ron-Robert Zieler parierte beide, einmal gekonnt, einmal mit Dusel. Glück hatten ihrerseits die Dortmunder, als Stuttgarts Nicolas Gonzalez den Ball nach dem einzigen brauchbaren Konter hauchdünn am Tor vorbeischob (31.). Ansonsten verteidigten die Stuttgarter mit einer defensiven 5-3-2-Formation und blockten nahezu alle Dortmunder Torschüsse sowie etliche Hereingaben von den Flügeln aus kürzester Distanz. Hier fehlte es den Gastgebern zunächst an Präzision. Und Kreativität.

Es bedurfte in der 60. Minute eines nach Videobeweis ausgesprochenen Foulelfmeters. Vor lauter Regen und Füßen am Strafraumrand war schwer zu sehen gewesen, dass Stuttgarts Gonzalo Castro dem Dortmunder Sancho knapp innerhalb des Strafraums auf den Fuß getreten war. Reus verwandelte diesen Elfmeter in der 62. Minute cool zur 1:0-Führung. In diesem Moment waren Dortmund und München für ein paar Minuten absolut punkt- (57) und torgleich (59:27). In der 69. Minute hätte der Mittelstürmer Alcácer seinen Dortmundern die exklusive Tabellenführung zurückerobern können, doch er scheiterte mit einem Lupfer an VfB-Torwart Zieler. Im Hinspiel (4:0 für Dortmund) war dem Stürmer ein ähnlicher Abschluss noch traumhaft geglückt.

"Es war brutal, auch wegen des Wetters", sagt Marco Reus

Man weiß aus mehr als 100 Jahren Fußball, dass sich so etwas oft rächt, und das tat es in Dortmund nur drei Minuten später. Die Stuttgarter erhielten seitlich am Dortmunder Strafraum nämlich einen Freistoß, den Castro hineinschlug und den sich Stuttgarts aufgerückter Innenverteidiger Kempf clever erlief und per Kopf zum 1:1 traf (71.). Nur einmal in den jüngsten zehn Pflichtspielen haben die Dortmunder zu Null gespielt. Am Ende erkämpfte sich der BVB diesen Sieg - mit kreativer Gestaltung hatte das nur wenig zu tun. Alcácer drückte den Ball aus dichter, unübersichtlicher Situation im Stuttgarter Strafraum mit dem linken Außenrist in den Winkel trocken ins Tor, Pulisic erhöhte nach feiner Vorlage von Götze schließlich auf 3:1.

"Es war brutal, auch wegen des Wetters", sagte BVB-Kapitän Marco Reus. "Wir sind erleichtert, dieser Sieg war wichtig fürs Selbstvertrauen." Auch die Stuttgarter waren trotz ihrer Enttäuschung über die späte Niederlage gar nicht so unzufrieden. "Mit ein bisschen Glück spielst Du hier 1:1", sagte Castro, und Torschütze Kempf ergänzte: "Wir sind voll da und werfen alles rein." Und so zogen letztlich beide Teams Zuversicht aus diesem Spiel, die Dortmunder durchs Ergebnis und die Stuttgarter durch ihre Defensivleistung.

© SZ vom 10.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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