2. Liga: 1860 München:Kleine Rückschläge

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Der TSV 1860 München muss den langen Ausfall von Daniel Bierofka verkraften - und dringend Spieler für die linke Seite finden.

Gerald Kleffmann

Nein. Für Ewald Lienen gibt es in diesem Fall keine Grauzone. Als er nach der durchschnittlichen Vorführung seines TSV 1860 am Donnerstagabend in Kirchanschöring gegen Lech Posen (0:1) gefragt wurde, was er von Daniel Bierofkas Schicksalsschlag halte, sagte der Trainer: "Das ist eine Tragödie. Irgendwie hat der Junge die Seuche." Menschlich tue es ihm mehr als leid, natürlich wünschte er seinem Profi schnellste Genesung. Das gelingen ebendieser aber steht in den Sternen.

Daniel Bierofka (im Bild während des DFB-Pokal-Spiels gegen den FC Bayern 2008) ist mal wieder verletzt. (Foto: Foto: Getty)

Bierofka, über 15 Mal in seiner Karriere operiert, muss erneut einen Eingriff erdulden. "Es ist eine Nachoperation an der bereits operierten Bandscheibe. Ein Teil der Bandscheibe drückt auf einen Nerv und verursachte so ein Ziehen im Oberschenkel", erklärte Teammanager Robert Hettich. Der Eingriff soll am Montag stattfinden, im Orthozentrum in Münchens Kurzstraße; Prof. Dr. Michael Meyer wird operieren, wie im Herbst 2008. Bedenkt man, dass Bierofka sich im Juni wegen eines Leistenbruchs operieren ließ und ihn davor eine Schambeinentzündung zwang, aus dem Trainingsbetrieb auszusteigen, wird klar: Bierofka kämpft um die Fortsetzung der Karriere. So sehr wie nie zuvor.

Denn es ist noch lange nicht sicher, ob der kernige Mittelfeldspieler nach den geplanten acht Wochen Regenerationszeit überhaupt einsatzfähig wird. "Das müssen wir abwarten", sagte Lienen, der weitere kleine Rückschläge in seiner noch kurzen Trainertätigkeit bei 1860 verdauen muss. Benjamin Schwarz verließ gleich am zweiten Tag das Trainingslager in St. Johann im Pongau, seine Sehnenreizung im rechten Knie lässt trotz zahlreicher Konsultationen bei Spezialisten nur sporadisch nach.

Angeschlagen sind Mate Ghvinianidze, der aus dem Spiel gegen Manchester City eine Wunde am Hinterkopf davontrug und genäht werden musste. Mathieu Beda plagen Schmerzen im Rücken, Antonio Rukavina im Oberschenkel, und dann sind da Spieler, die laut Lienen erst ihre "ersten Gehversuche" machen. Damit meinte er Benjamin Lauth und Stefan Aigner, die gegen Posen noch zaghaft wirkten; verständlich, sie fehlten lange, Lauth wegen einer Sprunggelenksverletzung, Aigner wegen eines Außenbandabrisses.

Aufgrund der veränderten Personallage musste Lienen gegen Posen denn auch improvisieren, eigentlich wollte er "Jung und Alt im Team mischen" - so erhielt die Jugend plötzlich deutlich mehr Arbeitszeit, die U23-Talente Matthias Wittek (dem das Eigentor in der 31. Minute mit einer verunglückten Grätsche unterlief) und Sandro Kaiser spielten gar erstmals durch. "Immerhin haben wir Erkenntnisse gewonnen", resümierte Lienen zweckoptimistisch. Die allerdings waren nicht so, dass der Trainer in die Luft springen konnte vor Freude.

Insbesondere die erste Halbzeit missfiel dem 55-Jährigen, der in altbewährter Manier eine Million Dinge in sein Notizbuch schrieb. "Da waren wir völlig unterlegen", sagte er. "Posen konnte spielen, wie es wollte. Wir waren kaum in Ballbesitz und hatten wenig Zirkulation in den eigenen Reihen." Entlastend konnte er wenigstens werten: Posen ist eine gute Elf, war in der vergangenen Saison Dritter in der ersten Liga und gewann den Pokal. Zudem, "sie stehen eine Woche vor dem Ligastart und sind weiter in der Vorbereitung", ergänzte Lienen. Glücklicher schaute er trotzdem nicht.

Kandidaten Djokaj und Lovin

Er weiß eben um die vielen Baustellen, und langsam tickt die Uhr, in zwei Wochen steht schon das Pokalspiel beim SC Paderborn an. Nach dem Weggang Fabian Johnsons, den Ausfällen von Bierofka und Schwarz sowie der Verschiebung von José Holebas in die Defensive ist die linke Mittelfeld- und Offensivseite ziemlich alternativenfrei. Ardijan Djokaj, der im Sturm getestet wird und ein Linksfuß ist, könnte das Problem lindern, wurde aber zum Frust Lienens "zu wenig angespielt", um seine Fähigkeiten zu beweisen. Eine Verpflichtung ist daher noch nicht gewiss.

Mit Florin Lovin, 27, von Steaua Bukarest dagegen ist sich 1860 bereits einig, "es sieht sehr gut aus, dass wir bald alles klar machen können", gab Sportchef Miki Stevic bekannt. Es stehen allerdings noch Verhandlungen mit Bukarest an. Lovin, ein defensiver Mittelfeldspieler, kostet Ablöse.

© SZ vom 18.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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