2. Fußball-Bundesliga:1860 siegt, doch Pereira meckert

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Nicht wirklich zufrieden: 1860-Trainer Vitor Pereira. (Foto: dpa)

Der TSV 1860 München gewinnt das erste Spiel unter Vitor Pereira - der neue Trainer ist dennoch unzufrieden. Sein System ist nur in Bruchstücken zu erkennen.

Von Markus Schäflein

Die Winterzugänge des TSV 1860 München saßen neben Investor Hasan Ismaik auf der Tribüne. Für die kurzfristig verpflichteten Neuen Abdoulaye Ba, Lumor, Amilton und Christian Gytkjaer war ein Einsatz im ersten Spiel nach der Winterpause gegen die SpVgg Greuther Fürth noch kein Thema, also sahen sie ihren neuen Kollegen bei der Arbeit zu. Es war eine wenig erwärmende Vorstellung in der eiskalten Arena vor nur 15800 Zuschauern - doch am Ende ging das Debüt des neuen Trainers Vitor Pereira gut.

Dank eines Elfmetertreffers von Ivica Olic kurz vor der Pause und dem Siegtor durch Michael Liendl kurz vor Schluss gewannen die Löwen 2:1 (1:1). "Taktisch und technisch war es nicht gerade fantastisch", stellte Pereira fest, "es war ein Hin und Her: Ballverlust, Bellgewinn, Ballverlust, Ballgewinn. Fußball ist aber kein Hin und Her für mich."

Verkauf von Fanmagazinen im Stadion untersagt

Zwei Themen hatten vor dem Anpfiff für Gesprächsstoff gesorgt. Zum einen hatte 1860 via Anzeigetafel die Verpflichtung des dänischen Stürmers Gytkjaer vom norwegischen Meister Rosenborg Trondheim bekannt gegeben, er unterschrieb einen Vertrag über zweieinhalb Jahre. Zum anderen hatte der Klub den Verkauf eines Fanmagazins im Stadion untersagt. Darin war das durchgestrichene Konterfei Ismaiks, das bereits vor einem Jahr auf einem Plakat in der Nordkurve gezeigt wurde, abgebildet.

"Andere Meinungen werden verboten, und eine kritische Auseinandersetzung mit Hasan Ismaik findet de facto nicht statt. Im Hinblick auf die außerordentliche Mitgliederversammlung zur Umwandlung von Genussscheinen in weitere Anteile keine sonderlich guten Vorzeichen", teilten die Herausgeber des Heftes mit, und der Fanrat des TSV 1860 ergänzte: "Für Meinungsfreiheit auch beim TSV kämpft der Fanrat seit jeher, daher teilen wir diese Stellungnahme zu den ungeheuerlichen Vorgängen."

2. Fußball-Bundesliga
:1860 München feiert ersten Sieg unter Pereira

Der neue Trainer sieht einen fehlerhaften Beginn gegen Greuther Fürth - doch kurz vor Schluss schießt Michael Liendl den TSV 1860 München zum Sieg.

Ein ungeheuerlicher Vorgang ereignete sich dann auch in der 13. Spielminute. Jan Mauersberger verpasste mit seinem Rückpass den herausgerückten Torwart Stefan Ortega, Serdar Dursun nutzte das Missverständnis und traf zum 1:0 für die Fürther. "Ich stand an der Mittellinie und dachte: Jetzt geht die Scheiße schon wieder los", sagte 1860-Kapitän Stefan Aigner. "Da fängt wieder das Nachdenken an."

Die Löwen konnten das von Pereira verordnete 3-4-3-System nur in Bruckstücken umsetzen. "Sagen wir so: Wir haben es versucht", meinte Aigner. "Es wäre aber auch ein Wunder gewesen, wenn es gleich funktioniert hätte." Bis zur ersten Chance der Löwen dauerte es über eine halbe Stunde. Ivica Olic nutzte einen Fürther Ballverlust und lief energisch aufs Tor zu, scheiterte aber an SpVgg-Keeper Balazs Megyeri (31.). Die erste gute Szene der Löwen führte dann aber prompt zum Ausgleich. Romuald Lacazette gelang ein sehenswerter Distanzschuss aus 30 Metern, den Megyeri zur Ecke lenkte. Im Anschluss an den Eckball attackierte Fürths Winterzugang Stephen Sama Mauersberger im Strafraum, es gab Elfmeter. "Extrem grenzwertig" fand das Fürths Trainer Janos Radoki, "da müsste es ja in jedem Spiel 16 Elfmeter geben". Megyeri wählte bei Olic' schwachem Strafstoß zwar die richtige Ecke, berührte den Ball, konnte ihn aber nicht parieren - 1:1 (43.).

Kurz nach dem Seitenwechsel gerieten die Fürther dann auch noch in Unterzahl. Sama leistete sich bei seinem Debüt das zweite Foul an der Mittellinie gegen Filip Stojkovic und sah Gelb-Rot (49.). Die Münchner wussten mit der zahlenmäßigen Überlegenheit allerdings nichts anzufangen. Nach einer knappen Stunde reagierte Pereira, er brachte Michael Liendl und Daylon Claasen für Daniel Adlung und Levent Aycicek. Bis auf einen Schuss von Stefan Aigner aus spitzem Winkel, den Megyeri parierte, kamen die Löwen aber auch weiterhin nicht zu Torabschlüssen. Die Fürther fanden immer wieder viel Platz für Konter auf den eingewechselten Mathis Bolly vor, spielten ihre Gelegenheiten aber nicht zu Ende.

Bei Ribamar raunen die Stadiongänger

Und dann kam Ribamar. In der 77. Minute wurde der brasilianische Stürmer eingewechselt, und in der - wie immer seit dem Rückzug der Ultras - ruhigen Löwen-Kurve klatschten und raunten die Menschen nun. Den Treffer allerdings erzielte Liendl. In der 86. Minute sprang ihm eine Hereingabe von Claasen vor die Füße, sein Schuss aus dem Hintergrund des Strafraumgetümmels fand den Weg ins Tor.

Der erste große Druck ist weg, drei wichtige Punkte gegen den Abstieg hat Pereira bereits gesammelt. Was ihn wenig interessierte: "Fußball ist nicht nur Ergebnis für mich", sagte er, "ich wäre glücklich, wenn wir gezeigt hätten, was wir geübt haben. Wir haben oft die Spielmomente falsch eingeschätzt." Es ist unwahrscheinlich, dass die Mannschaft in dieser Konstellation noch lange zusammenspielt. Die Zukunft saß schon auf der Tribüne.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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