2. Fußball-Bundesliga:1860-Geschäftsführer vor dem Rücktritt

Lesezeit: 2 min

Fußball-Zweitligist TSV 1860 München kommt nicht zur Ruhe: Geschäftsführer Robert Niemann will offenbar zurücktreten. Seine pragmatische Haltung in der Stadionfrage hatte die Fans erzürnt.

Er war angetreten, das Image des Vereins zu verbessern, ihn als Marke zu positionieren und an erfolgreichere Zeiten anzuknüpfen. Doch nach etwas mehr als 100 Tagen geht die Amtszeit von Geschäftsführer Robert Niemann beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München offenbar schon wieder zu Ende.

TSV 1860 München
:Gefangen zwischen Tradition und Chaos

Zwischen Euphorie und Komödiantenstadl: Die Geschichte des TSV 1860 prägen schöne Erinnerungen, heftige Machtspiele und der dunkle Schatten des Nachbarn FC Bayern. Jetzt soll Benno Möhlmann den Klub vor dem Abstieg retten.

Der Trainer des Klubs, Rainer Maurer, ließ im Gespräch mit einem Münchner Boulevardblatt durchblicken, dass der zum 1. August als Nachfolger des zurückgetretenen Manfred Stoffers verpflichtete Niemann seinen Rücktritt bekanntgeben wird. "Das ist seine persönliche Entscheidung, ich weiß es seit Donnerstagabend", sagte Maurer der Online-Ausgabe der Abendzeitung.

Eine offizielle Bestätigung seitens des Vereins soll es am Sonntag geben. Als Nachfolger Niemanns Nachfolger wird Robert Schäfer gehandelt, derzeit beim 1860-Vermarkter IMG angestellt. Schäfer wäre der siebte Geschäftsführer innerhalb der vergangenen sechs Jahre.

Niemanns Rücktritt käme nicht überraschend: Zwar gelang es ihm, den Verein vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Zuletzt hatte er aber die Konfrontation mit den Fans gesucht und beim Heimspiel gegen Aachen (2:1) dem Ordnungsdienst in der Allianz-Arena die Anweisung erteilt, ein Banner mit der Aufschrift "Raus aus der Arena" entfernen zu lassen.

Der Grund: In Niemanns Augen torpedierte das Transparent seinen Versuch, mit dem Stadion-Betreiber FC Bayern neue Mietbedingungen für den finanziell angeschlagenen TSV 1860 auszuhandeln.

In den Augen der um ihre Meinungsfreiheit fürchtenden Anhänger war die "Zensur" jedoch ein Affront. Zumal die Stadionfrage - viele 1860-Fans lehnen es ab, in der Arena des verhassten FC Bayern zu spielen - traditionell Sprengkraft enthält.

Niemann verschärfte die Situation, als er sagte, es handele sich bei den Arena-Gegnern um "einige", die "ihre Stadionmeinung überproportional gewichtet nach außen tragen". Woraufhin sich jene umgehend an Karl-Heinz Wildmosers Satz von den nur "sechs Hanseln" erinnert fühlten, die in der Wahrnehmung des früheren Präsidenten für die Rückkehr ins Grünwalder Stadion brüllten.

Nachdem in Fan-Foren im Internet harsche Kritik am Bayern-freundlichen Kurs Niemanns geäußert wurde, ruderte der Geschäftsführer zurück: Ob das Plakat beim nächsten Mal wieder aufgehängt werde, sei "eine Entscheidung, die alleine unsere Fans treffen", kündigte der Geschäftsführer nach einem Gespräch mit der Fanbeauftragten Jutta Schnell an.

1860 München ist in der zweiten Bundesliga seit acht Spielen ungeschlagen und rangiert im Tabellenmittelfeld. Wegen Verstößen im Lizensierungsverfahren werden dem Verein in der laufenden Saison 2010/2011 zwei Punkte abgezogen. Am Sonntag trifft der Klub auswärts auf Energie Cottbus.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: