2. Bundesliga:Fürther gegen "Greuther"

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"Greuxit jetzt": Anhänger des Zweitligisten demonstrieren beim Spiel gegen Hannover für eine Namensänderung in "Spielvereinigung Fürth". (Foto: imago images/Zink)
  • Fans des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth wünschen sich den früheren Namen ihres Klubs zurück: Spielvereinigung Fürth.
  • Die Initiative "Zurück zur Spielvereinigung", die die Aktion koordiniert hat, weiß 32 der 45 Fanklubs hinter sich, am Mittwoch hatten bereits rund 1500 Einzelpersonen den Aufruf unterschrieben.
  • Ein Selbstgänger dürfte die Umbenennung in Fürth allerdings nicht werden. Längst nicht alle Fans stören sich am "Greuther", die Vereinsführung ist sowieso wenig begeistert von der Diskussion.

Von Christoph Ruf

Kurz vor dem Anpfiff der Sonntagspartie gegen Hannover 96 gab es im Fürther Stadion schon jede Menge zu sehen. "Erfüllt dieser Tribüne ihren größten Wunsch", stand auf einem von rund 30 Transparenten. Auch ein unbefangener Besucher brauchte nicht lange, um zu begreifen, wo die Anhänger des Vereines, der seit 1996 den Namen "Spielvereinigung Greuther Fürth" trägt, der Schuh drückt: "Greuther sind zum Rauchen da", so eine auf Textil getätigte Behauptung. Oder auch: "Greuther hört sich halt kacke an".

Die Initiative "Zurück zur Spielvereinigung", die die Aktion koordiniert hatte, weiß 32 der 45 Fanklubs hinter sich, am Mittwoch hatten bereits rund 1500 Einzelpersonen den Aufruf unterschrieben. "Wenn über die Spiele unseres Vereins berichtet wird, dann wird noch immer sehr häufig von 'Greuther Fürth' gesprochen, für manchen Reporter sind wir sogar die 'Greuther Fürther'", heißt es in der Erklärung der Initiative, die zurück zu dem Namen will, unter dem 1914, 1926 und 1929 drei deutsche Meisterschaften erspielt wurden: "Wir stellen uns vor, es würde von den 'Werder Bremern' oder den 'Bayern Münchnern' gesprochen - der Aufschrei wäre groß."

So viel Sensibilität bei den Details eines Vereinsnamens mag Außenstehende verwundern, ist aber branchenüblich. BVB-Fans gehen nach wie vor ins "Westfalenstadion", auch wenn das seit 2005 den Namen eines Sponsoren trägt. Und jeder Fan des FC St. Pauli, der tatsächlich auch ein paar Spielernamen kennt, wird beim bundesweiten Party-Gerede über "Pauli" immer korrigieren: " Sankt Pauli". Und mit strenger Miene nachschieben: "So viel Zeit muss sein."

Ein Selbstgänger dürfte die Umbenennung in Fürth allerdings nicht werden. Längst nicht alle Fans stören sich am "Greuther", die Vereinsführung ist sowieso wenig begeistert von der Diskussion. So findet es Geschäftsführer Holger Schwiewagner "populistisch und oberflächlich, jetzt alles am Namen festzumachen". Er warnt davor, "die möglichen Konsequenzen eines solchen Schrittes nicht mitzudenken", will das aber nicht explizit als Warnung davor verstanden wissen, dass Sponsoren abspringen könnten.

"Warum sollten wir der signalisieren, dass es nun zu einer Zäsur kommen muss?"

Für Schwiewagner ist die jüngere Vereinsgeschichte, die 1996 mit dem Zusatz "Greuther" begann und sich seitdem abgesehen von einem Jahr der Erstklassigkeit durchgehend in der zweiten Liga abspielte, eine eigene geschichtliche Epoche: "Es ist mittlerweile ja eine ganze Generation, die in den letzten 20 Jahren den erfolgreichen Weg eines Profivereines mitgegangen ist. Warum sollten wir der signalisieren, dass es nun zu einer Zäsur kommen muss?" Schwiewagner stört auch die Art und Weise des Vorgehens: "Das oberste Gremium ist die Mitgliederversammlung, insofern finde ich es merkwürdig, dass sich dort aus dem Lager niemand zu Wort gemeldet hat. Wenn jetzt anonym mit dem Finger auf andere gezeigt wird, ist das nicht der richtige Stil."

Derweil schwingt in vielen Diskussionen um den Vereinsnamen - meist unausgesprochen - die Frage mit, wie mit dem Erbe von Helmut Hack umgegangen werden soll, der 2018, nach 22 erfolgreichen Jahren als Präsident der SpVgg Greuther Fürth, nicht mehr erneut kandidierte. Hack war 1996 Geschäftsführer des Tee-Unternehmens Martin Bauer Group und langjähriger Präsident der TSV Vestenbergsgreuth, der 1996 der Spielvereinigung beitrat. Den Zusatz "Greuther" trägt der Verein seitdem als Reminiszenz an den 45 Autominuten entfernten 1500-Einwohner-Ort.

Hack, ohne den am Ronhof keine wichtige Entscheidung gefällt wurde, hätte zu Zeiten seiner Präsidentschaft eine Rückbenennung nie mitgetragen, damit hatte sich die Debatte jahrelang erledigt. Schließlich weiß jeder Kleeblatt-Fan, dass der Verein ohne die Hilfe von Hack und den ihm nahestehenden Sponsoren in den Konkurs geschlittert wäre. Wenn Fürth heute einer der wenigen Klubs im bezahlten Fußball mit einer festgeschriebenen Identität als solide wirtschaftender Ausbildungsverein ist, liegt das nicht zuletzt am aufgeklärten Monarchen Hack. So uneinig das Umfeld derzeit ist, eine Ehrenmitgliedschaft oder eine Hack-Statue würde wohl mit 99-Prozent-Ergebnissen durchgewunken werden. Das Suffix "Greuther" scheint vielen eben überproportioniert zu sein.

Während es die Initiative auf Nachfrage bei einem Hinweis auf ihre Homepage belässt, äußert sich Hack selbst in der Angelegenheit nicht. Menschen, die ihm nahestehen, meinen aber zu wissen, dass er eine Rückbenennung als Beweis größtmöglicher Undankbarkeit empfinden würde. Das könnte auch für den ein oder anderen Sponsor gelten. Die nächste Mitgliederversammlung im Herbst dürfte jedenfalls spannend werden. Nach einem erfolgreichen Antrag auf Satzungsänderung würde wohl eine einfache Mehrheit reichen, um zur "Spielvereinigung" zurückzukehren.

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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