2. Bundesliga:1860: Start mit hoher Geldstrafe und bösen Kommentaren

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Ist nun auf Twitter und Facebook aktiv: Milliardär Hasan Ismaik (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Was will Hasan Ismaik? Der 1860-Investor lässt den Stichtag für die Umwandlung von Darlehen in Genussscheine verstreichen - und sich in sozialen Netzwerken beschimpfen.

Von Markus Schäflein

Es war nicht nur eine ungewöhnliche Meldung, sie kam auch zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt. Am Silvesternachmittag verschickte der Fußball-Zweitligist TSV 1860 München eine Email an die Presse: "Wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr. Hier noch eine Mitteilung des Aufsichtsratsvorsitzenden Hasan Ismaik: Hasan Ismaik eröffnet eigene Accounts für den TSV 1860 München in den sozialen Netzwerken."

Der jordanische Investor, so war das zu verstehen, ist künftig also nicht als Privatperson auf den Internet-Plattformen vertreten, sondern spricht dort speziell über und für den Klub. "Ismaik1860" heißen die Seiten, die laut der offiziellen Stellungnahme des Vereins "Fans und Follower des traditionsreichen Vereins über Neuigkeiten, die aktuellen und zukünftigen Pläne sowie über alle wichtigen Themen aus nächster Nähe informieren" sollen. Sie bieten kuriose Angaben ("durchgehend geöffnet"; "nach Ismaik1860s Telefonnummer fragen"). Außer verschiedenen Bildern von Ismaiks München-Besuchen war dort zunächst nicht viel zu sehen, der Gesellschafter kündigte aber schon einmal an: "Erwartet von mir auch eine Nachricht zur detaillierten Klärung der aktuellen Situation, in der sich unser traditionsreicher Verein befindet."

Und Klärungsbedarf gibt es eine Menge nach dem Wirrwarr, das in den vergangenen Wochen seit Ismaiks Pressekonferenz in London entstanden war. Dort hatte er ja nicht nur seine Enttäuschung darüber kundgetan, dass der TSV 1860 nach wie vor nicht so geführt werde, wie er sich das vorstellt. Sondern auch angekündigt, sich demnächst lieber einen Klub in England kaufen zu wollen, im März das lebensnotwendige Fünf-Millionen-Euro-Darlehen für die Lizenzierung nicht mehr zu geben und für das Jahr 2015 keine Darlehen in Genussscheine zuumwandeln. Zumindest letztere Drohung hat er nun wahr gemacht, der Stichtag 31. Dezember ist verstrichen, und Präsident Peter Cassalette teilte an Neujahr mit: "Von Hasan gibt es hinsichtlich der Umwandlung nichts Neues."

TSV 1860
:@Ismaik1860 lässt sich direkt beschimpfen

Hasan Ismaik, umstrittener Investor beim Zweitligisten TSV 1860 München, eröffnet Accounts bei Facebook und Twitter. Dort werden sogleich die Spannungen im Klub deutlich.

Präsident Cassalette rechnet mit "Dingen, die schmerzhaft sind"

Damit ist der Zahlentrick, der aus Schulden Eigenkapital macht, erstmals seit Ismaiks Einstieg nicht angewendet worden; also startet Sechzig nun mit einer Strafe durch die Deutsche Fußball-Liga ins neue Jahr. Verwaltungsrats-Vorsitzender Karl-Christian Bay rechnete unlängst mit 750 000 Euro und konnte Ismaiks Beweggründe nicht nachvollziehen: "Wo liegt der Unterschied zwischen einem Darlehen, das nicht bedient werden kann, und einem Genussrecht, das nicht bedient werden kann? Das ist Jacke wie Hose." Die Umwandlung wäre doch "gerade dann", wenn Ismaik seine Anteile verkaufen wolle, sinnvoll gewesen, meinte Bay: "Warum soll ich davor noch 750 000 Euro Ergebnisbelastung produzieren? Unternehmerisch wäre es auch im Verkaufsfall sinnvoller."

Cassalette, der am Freitag Neujahrsgrüße vom Investor erhielt, hat zwar "nicht den Eindruck, als hätte Hasan mit 1860 abgeschlossen". Interesse am Klub und Leidenschaft für den Löwen zu signalisieren, wie es Ismaik nun tut, ist aber in jedem Fall geschickt - er erhöht dadurch sozusagen den emotionalen Wert seiner Anteile. In der ersten Januarhälfte will Cassalette nach Abu Dhabi fliegen, um die mannigfaltigen Unklarheiten zu ergründen; dabei dürfte ihn Bay begleiten, der neben dem unbelasteten, weil neuen Präsidenten zu den wenigen Vereinsvertretern zählt, die bei Ismaik noch gut gelitten sind. Unlängst bei seiner Pressekonferenz in London lobte Ismaik Bay jedenfalls in den höchsten Tönen.

"Ich bin guter Hoffnung, dass es da unten neue Ansatzpunkte gibt", sagt Cassalette, der auf der Reise vor allem erfahren will, was die "spürbaren Veränderungen" sind, die sich der Investor nach eigenen Worten wünscht. Er rechne mit "Dingen, die schmerzhaft sind", sagte Cassalette, "dass wir an Sachen ranmüssen, an die wir bisher noch nicht rangegangen sind". Dazu könnten Einsparmaßnahmen in sämtlichen Bereichen der Profifußball-KGaA von der Geschäftsstelle bis zum Mannschaftsetat zählen.

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Einstweilen hofft der Präsident, dass er und Bay erst einmal persönlich die Stimmung und die Forderungen des Investors ausloten können, bevor sie Facebook und Twitter zu entnehmen sind. Wer sich an Ismaiks Besuche in München erinnert, der ahnt ja, dass es auf seinen neuen Internet-Profilen demnächst hoch her gehen könnte.

Dafür sorgten zum Start erst einmal die anderen User. Sollte Ismaik die Seiten betreiben, um ein Stimmungsbild der Fans zu erhalten, fand er vornehmlich zwei Lager vor: Die einen, die mehr Geld von ihm wollen. Und die anderen, die ihn loswerden wollen.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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