1. FC Nürnberg:Nachdenklich nach dem Ausgleich

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Ungläubiger Blick: Der Nürnberger Kilian Fischer schaut dem Ball hinterher, der gerade von Dresdens Christoph Daferner ins Netz geschossen wurde - das 1:1 brachte den Club aus dem Tritt. (Foto: Roger Buerke/Eibner/Imago)

Der Club überrollt Dynamo Dresden in der Anfangsphase, verpasst es jedoch, eine klare Führung herauszuschießen. Das Remis beendet die jüngste Siegesserie, Trainer Klauß bleibt dennoch gelassen.

Von Stefan Galler

Dieses Tor traf alle, die es mit dem Club halten, bis ins Mark: Am Ende einer überlegen geführten ersten Halbzeit gegen Dynamo Dresden kassierte der 1. FC Nürnberg den 1:1-Ausgleich. Diesen Treffer mit dem Attribut "aus heiterem Himmel" zu versehen, wäre fast noch beschönigt, so überlegen hatten die Franken die Partie bis zu diesem Zeitpunkt gestaltet. Das Erfolgserlebnis brachte die Sachsen wieder in die Spur, das Spiel bekam eine völlig neue Dynamik - und am Ende musste sich der 1. FCN tatsächlich mit einem mageren Punkt begnügen. Damit verpasste er es, zum Tabellendritten Darmstadt aufzuschließen - ein Dämpfer nach zuletzt vier Siegen in Serie.

"Wir haben in der ersten Halbzeit das Spiel nicht frühzeitig zugemacht", sagte Nürnberg-Coach Robert Klauß nach dem Spiel bei Sky. "Dann kam der Ausgleich, und das hat etwas im Kopf gemacht - wir haben angefangen, nachzudenken." Dieses Phänomen sei im Fußball keine Seltenheit, und je größer die eigene Überlegenheit, desto schwerer tue sich ein Team, einen solchen Rückschlag wegzustecken, ergänzte Klauß in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Ganz ähnlich äußerte sich Mittelfeldspieler Fabian Nürnberger: "Der Ausgleich war schon hart, wir haben versucht, die Köpfe hochzunehmen, aber irgendwie hat das 1:1 etwas mit einem gemacht."

Dynamo, nun schon seit zehn Partien ohne Sieg, wurde zu Beginn geradezu überrollt: Schon nach 95 Sekunden vergab Lukas Schleimer nach einer Hereingabe von Mats Möller Daehli und leichtem Kontakt von Pascal Köpke die erste Chance. Doch in der zwölften Minute war es bereits so weit: Fabian Nürnberger tanzte Dresdens Yannick Stark vor dem Sechzehner aus und drosch die Kugel aus 20 Metern mit dem rechten Fuß in den Knick - 1:0, Coach Klauß ballte die Faust, die Club-Fans unter den knapp 28 000 Zuschauern waren völlig in Ekstase.

Dynamo-Torwart Broll hält glänzend, Duman köpfelt unbedrängt am Tor vorbei

Alles lief nach Plan für die Hausherren, die einfach weiter machten und den Gegner auseinandernahmen, dabei jedoch verpassten, diese Überlegenheit in Tore umzumünzen: Schleimer schob den Ball nach Vorarbeit von Tim Handwerker knapp vorbei (15.), der durchgebrochene Köpke wurde erst in letzter Sekunde von Michael Akoto eingeholt (23.), einen Volleyschuss von Handwerker parierte der vorzügliche Dresdener Torwart Kevin Broll glänzend, ehe Taylan Duman den Abpraller völlig unbedrängt am Tor vorbei köpfte (24.). Und dann schickte auf der anderen Seite der frühere Bayern-Spieler Oliver Batista Meier den Kollegen Agyuemang Diawosie zur Grundlinie durch, dessen Hereingabe in den Rückraum vollendete Christoph Daferner per Direktabnahme zum 1:1 - womit der frühere Freiburger zwölf der 26 Dresdener Saisontore erzielt hat.

Daferner zeigte sich hernach "froh, dass wir nicht gleich 0:3 in Rückstand geraten sind", und meinte: "In der zweiten Halbzeit hätten wir es sogar gewinnen können." Damit lag der Dynamo-Stürmer absolut richtig, denn der Club fand lange den verlorenen Faden nicht wieder. Diawosie verfehlte den FCN-Kasten nur knapp (48.), bei einer Doppelchance von Guram Giorbelidze und Morris Schröter musste zunächst Nürnbergs Torwart Christian Mathenia ran und dann Asger Sörensen per Grätsche klären (62.). Und kurz vor dem Ende wurde der eingewechselte Vaclav Drchal im letzten Moment von Handwerker und Sörensen gestoppt.

13 Punkte aus fünf Spielen seien "sehr ordentlich". Zum Aufstieg verliert Coach Klauß kein Wort

Doch auch die Nürnberger, bei denen Nikola Dovedan, Erik Shuranov und Tom Krauß ins Spiel kamen, um die Offensivbemühungen zu verstärken, hatten noch ihre Drangphase - mit der besonderen Pointe am Schluss, als es Manuel Schäffler, ein weiterer Joker, aus sechs Metern nicht schaffte, den herausragend haltenden Broll zu überwinden (90.+2). Es sei sehr wohl der Schock nach dem 1:1 gewesen, der seine Mannschaft für längere Zeit außer Tritt gebracht habe, betonte Nürnbergs Coach Klauß später. "Das hat sich auch durch die zweite Halbzeit gezogen, erst gegen Ende haben wir wieder Mut gefasst und uns Chancen erspielt."

Womit der Coach den Blick auf die Tabelle richtete und dabei gewohnt zurückhaltend blieb: "Wir haben einen Punkt auf Paderborn gutgemacht und damit unseren Platz abgesichert. Und wir haben einen Punkt auf Darmstadt aufgeholt, aber zwei auf Schalke verloren." Abermals kam dem Übungsleiter kein Wort über mögliche Aufstiegsambitionen über die Lippen. Nur so viel: "Wir haben jetzt 13 Punkte aus den letzten fünf Spielen geholt, das ist eine sehr ordentlich Bilanz." Insgesamt sei beachtlich, wie sein Team das Spiel angenommen habe, so Klauß: "Wir haben in dieser Saison einen klaren Schritt nach vorne gemacht."

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