TSV 1860 München:Oase in Schwierigkeiten

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Kein Freund von 50+1: Hasan Ismaik sorgt mal wieder bundesweit für Gesprächsstoff. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Drittligist TSV 1860 München ist nicht berechtigt, Corona-Hilfen vom Bund zu erhalten. Ein Grund ist der Ort des Firmensitzes von Hasan Ismaik.

Von Markus Schäflein

Der Unternehmenssteuersatz in den Vereinigten Arabischen Emiraten beträgt null Prozent. Das ist für Unternehmen, die dort ihren Sitz haben, einerseits überaus erfreulich; andererseits nicht, wenn sie in Deutschland Geschäfte machen und nun Corona-Hilfen beantragen wollen. "Vereine und Unternehmen (...) mit Sitz in Steueroasen können nicht Empfänger der Billigkeitsleistung sein", steht in den Richtlinien des Bundes für die "Coronahilfe Profisport". Als Steueroasen werden dabei nicht nur diejenigen betrachtet, die auf der "EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke" stehen. Sondern auch Regionen mit einem "nominalen Ertragssteuersatz von weniger als neun Prozent". Für Dubai etwa, wo die Firma HAM International von Hasan Ismaik ihren Sitz hat, gilt: Null Prozent sind neun weniger als neun.

Investor Ismaik hält mit dieser Firma 60 Prozent am Fußball-Drittligisten TSV 1860 München, der nun null Euro Hilfe erhält statt möglicher 800 000 Euro. Die originelle Nachricht ist, das sich die Löwen über den Firmensitz von HAM International in diesem Zusammenhang gar nicht weiter grämen müssen. Denn: Bekommen hätten sie eh nichts, auch nicht, wenn der HAM-Firmensitz "Grünwalder Straße 114, 81547 München" lauten würde. Denn sie sind ja nicht nur quasi ein Unternehmen aus einer Steueroase, sondern auch: ein "Unternehmen in Schwierigkeiten (UiS)".

In den Richtlinien des Bundes heißt es: "Der Antragsteller darf sich am 31. Dezember 2019 nicht bereits in Schwierigkeiten im Sinne der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung befunden haben." Angesichts der Bilanzstruktur der Löwen verwundert es kaum, dass der Klub erklärte, "regulatorische Gesetzmäßigkeiten und EU-Normen" stünden einer Antragstellung entgegen. Genauer wollte Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer die Umstände nicht erläutern, also muss zur Begründung genügen, dass Sechzig seit Jahrzehnten ein Unternehmen in Schwierigkeiten im Sinne der allgemeinen Wahrnehmung ist. Wäre dem nicht so, damit schließt sich der Kreis, hätte der Klub ja auch keinen Investor benötigt und mithin keinen Gesellschafter aus dem Null-Prozent-Land, der 60 Prozent Anteile hält.

Bei Unterhaching und Türkgücü sieht es anders aus

Die beiden anderen Münchner Drittligisten, die SpVgg Unterhaching und Türkgücü, erhalten übrigens Geld aus der "Coronahilfe Profisport" - 80 Prozent der Ausfälle aus Zuschauereinnahmen, im Fall dieser beiden Klubs (in Ermangelung von Zuschauern auch vor Corona) also 80 Prozent von wenig. Bei Türkgücü finden die Zuwendungen auf Basis der mickrigen Besucherzahlen der vergangenen Regionalliga-Saison statt und liegen nur im untersten fünfstelligen Bereich.

Und nun zum Sport: An diesem Samstag (14 Uhr) sollte das Derby zwischen Türkgücü und Haching stattfinden, es wird allerdings verlegt, weil Türkgücü erneut in Quarantäne geschickt worden ist. 1860 München spielt bei Viktoria Köln, ohne Stürmer Martin Pusic, der wegen eines "Vorfalls in seinem Privatleben bis auf Weiteres nicht zur Verfügung" stehen wird, wie Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel mitteilte. Er müsse sich dazu "selbst erst noch genauer informieren".

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