3.Liga:Münchens neues Derby

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Sascha Mölders (re.): War nach der Partie ziemlich angefressen.

(Foto: Mladen Lackovic /imago images)

Im ersten Aufeinandertreffen zwischen 1860 und Türkgücü gibt es keinen Sieger, dafür aber neun gelbe Karten und eine rote. Es wird klar: Es geht um mehr als um Punkte.

Von Christoph Leischwitz, München

Sascha Mölders war nach dem Spiel so sauer, dass er dem ersten TV-Reporter sagte, er habe jetzt keine Lust auf Witze, beim zweiten brach er das Interview vorzeitig ab und ging mit einer Löwen-Decke über den Schultern und hängendem Kopf am Spielfeldrand entlang Richtung Kabine. Der einzige Trost an diesem Tag sei, das hatte der Stürmer des TSV 1860 München vorher noch gesagt, dass seine Tochter Geburtstag habe, und dass er ihr immerhin ein Tor schenken konnte. Dem 2:2 gegen Türkgücü München aber konnte er überhaupt nichts Gutes abgewinnen. Und das, obwohl die Sechziger mehr als eine halbe Stunde in Unterzahl gespielt hatten.

Es gehe ja letztlich doch auch nur um drei Punkte, hatte Alexander Schmidt vor dem Drittliga-Derby behauptet. Ausgerechnet Schmidt sagte das, der Türkgücü-Trainer, der zwölf Jahre lang für 1860 München gearbeitet hatte. Dabei konnte man danach selbst an der Statistik sehr gut ablesen, dass es sich um mehr gehandelt hatte, um die erste Auflage eines neuen Prestigeduells, mit neun gelben Karten, inklusive einer für Sechzigs Trainer Michael Köllner, und einer roten Karte für den Sechziger Dennis Dressel.

Türkgücüs Geschäftsführer Max Kothny hatte kürzlich auch öffentlich einmal das ausgesprochen, was Präsident Hasan Kivran intern schon lange als Maßgabe ausgegeben hatte: dass Türkgücü die neue Nummer zwei in der Stadt werden solle. Von wegen, nur drei Punkte. Das sah wahrscheinlich auch Aaron Berzel nicht so, der im Sommer von den Blauen zu den neuen Rivalen in Rot gewechselt war. Der Verein hatte diesen Abschied forciert.

Das neue Prestigeduell begann recht ruhig, fast schüchtern, und so hatte sich auch das erste Führungstor der Sechziger kaum abgezeichnet. Die zweite Chance des Spiels landete schon im Netz: Fabian Greilinger traf mit einem Flachschuss ins ferne Eck (22.). Der Ausgleich nur gut drei Minuten später wiederum hatte sich aber auch nicht abgezeichnet - abgesehen davon, dass Türkgücüs spielstarker Kapitän Sercan Sararer auf der linken Seiten sträflich freistand. Das "blöde 1:1", so nannte Köllner den Treffer (26.). Sararers Flanke erreichte Petar Sliskovic, der zu seinem neunten Saisontor einköpfte, die meisten davon hat Sararer vorbereitet.

"Das interne Duell hat Sascha gewonnen"

Mit den beiden Treffern hatte das Spiel endlich Fahrt aufgenommen. Sararer versuchte immer mehr, die Partie an sich zu ziehen; besonders deutlich wurde das bei einem Solo nach einer halben Stunde, als er eine halbe Minute lang den Ball führte und mit einem Torschuss abschloss. Eine Flanke von der rechten Seite verpasste Sliskovic knapp (44.). Die Sechziger schafften es nun ihrerseits öfter, mit Tempo auf den gegnerischen Sechzehner zuzulaufen. Und sie hätten einen Elfmeter bekommen müssen, als Türkgücüs Stefan Stangl den Ball an den Arm bekam. (43.).

Kurz nach der Pause sah Mölders' Welt dann kurz in Ordnung aus: Phillipp Steinhart flankte scharf von links herein, der 35-Jährige Mölders nahm Berzel im Laufduell ein paar entscheidende Zentimeter ab und köpfte wuchtig und präzise zum 2:1 ein (49.). "Das interne Duell hat Sascha gewonnen", sagte Berzel, die beiden sind befreundet.

Die Partie wurde dann zunehmend hektischer, Mölders kommentierte in üblicher Manier fortlaufend das Geschehen auf dem Rasen, und plötzlich sah Dennis Dressel nach einem Tritt gegen den Knöchel von Philipp Erhardt Rot (59.). "Die rote Karte kann man geben", räumte Köllner ein. Warum er sich später mit einem Kommentar auch noch Gelb abholte? Er habe seinen Unmut darüber geäußert, dass der Schiedsrichter die Spieler zunächst an der langen Leine gelassen habe, bei Dressel aber das erste Vergehen maximal bestrafte. Mölders sagte: "Sehr mutig, in so einem Spiel am Mittelkreis Rot zu zeigen."

Der zweite Ausgleich Türkgücüs glich dem ersten, ein hoher Ball erreichte Sarerer, der diesen sehenswert verarbeitete und dann, natürlich, Sliskovic das Tor auflegte (70.). Doch danach kam nicht mehr viel von Türkgücü. Dabei hätten sie sich mit einem Sieg sogar zur vorübergehenden Nummer zwei in der Stadt gemacht. "Es ging sehr emotional, sehr hitzig zu", analysierte Schmidt. Da habe er sich von seiner Mannschaft etwas mehr Ruhe gewünscht.

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