16-jähriger Australian-Open-Sieger:Offensiver Siegertyp

Lesezeit: 2 min

Grand-Slam-Sieger: Alexander Zverev aus Hamburg. (Foto: dpa)

Wächst da ein neuer deutscher Tennis-Held heran? Alexander Zverev gewinnt in Melbourne souverän die Junioren-Konkurrenz der Australian Open, führt auch die Jugend-Weltrangliste an. Doch die Vergangenheit lehrt: Das ist keine Garantie, sich auch bei den Männern durchzusetzen.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Soll er nach vorne gehen? Im Spiel ist die Offensive ja eine seiner Stärken, aber noch zögerte Alexander Zverev in diesem wichtigen Moment. Er wich zurück, wartete, dann wurde er endlich gebeten, vorzutreten.

Zverev gratulierte seinem Gegner, dem Amerikaner Stefan Kozlov, 15, zu dessen guter Leistung, er dankte den Turnierverantwortlichen, den Sponsoren sowie "Mum and Dad", toll seien die beiden, "auf und neben dem Platz". Zarter Applaus brandete auf, die Anzahl der Zuschauer in der Rod Laver Arena war überschaubar, das Finale der Juniorenkonkurrenz spielt bei einer Veranstaltung wie den Australian Open nicht die größte Rolle.

Zverev indes wird sich für immer an diesen 25. Januar 2014 erinnern. Er darf sich jetzt Grand-Slam-Sieger nennen. Zuvor haben nur vier Deutsche den Jugend-Wettbewerb in Melbourne gewonnen: Dirk Dier (1990), Nicolas Kiefer (1995) und Daniel Elsner (1997).

"Ich habe immer davon geredet, wie wichtig mir dieser Titel ist", sagte er später, ohne nervös zu wirken. Im Match gegen den jüngsten Teilnehmer ab dem Viertelfinale hatte er da schon mehr Probleme. In Melbourne dürfen die Junioren im Gegensatz zu den anderen drei Grand Slams fürs Finale auf den Center Court, was Zverev zunächst einschüchterte. Doch der 16-jährige Hamburger, 1,95 Meter groß und noch im Wachstum, fand nach ersten Unsicherheiten selbstbewusster zurück ins Spiel und befand nach dem 6:3, 6:0-Sieg: "Ich hab das Gefühl, einen Riesenschritt in meiner Karriere gemacht zu haben."

Allerdings weiß Zverev, dass noch wenig erreicht ist, viele Talente verschwinden schnell wieder. Daniel Elsner aus Memmingerberg errang als letzter Deutscher 1997 einen Grand-Slam-Einzeltitel, damals bei den French Open, nachdem er schon die US Open und Australian Open gewonnen hatte; nicht mal Boris Becker schaffte das. Elsners Laufbahn als Profi währte dann eher kurz. Zverev weiß: "Herren zu spielen ist ein Neuanfang."

Für ihn spricht, dass sein Vater an seiner Seite ist. Alexander Zverev senior, in Sotschi geboren, spielte 16 Mal für die Sowjetunion im Davis Cup, später zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Mischa, der zehn Jahre ältere Bruder von Alexander, wurde noch in Moskau geboren und ist selbst als Tennisprofi unterwegs; zurzeit ist er die Nummer 175 der Weltrangliste. "Wir telefonieren jeden Tag", verriet Alexander, er hofft, dass sie bald mehr Zeit zusammen auf Turnieren verbringen. Wie eng die Bande ist, sah man beim Junioren-Finale der French Open 2013. Als Alexander verlor, weinte Mischa auf der Tribüne.

In der Jugendweltrangliste war Alexander Zverev schon vor dem Triumph die Nummer eins, sein Blick richtet sich nun auf den Wechsel zu den Männern. Als Nächstes spielt er ein kleineres Turnier in Adelaide, danach versucht er, sich bei Veranstaltungen in den USA ins Hauptfeld zu kämpfen. Davis-Cup-Kapitän Carsten Arriens traut ihm viel zu: "Er ist einfach ein Siegertyp."

© SZ vom 27.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: