Sprachlabor (6):"In der Schenke sterben"

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger über den Einfluss der Römer in Bayern und die Eigenschaften von Tarifen.

Hermann Unterstöger

Die kulinarischen Urteile der SZ-Kostprobe sind uns so heilig wie die musikalischen des Feuilletons. In allen anderen Punkten soll man aber auch mit dieser Kolumne rechten, und darum sei rekapituliert, was in ihr kürzlich über ein Moosacher Wirtshaus geschrieben wurde: Dieses sei insofern schon immer etwas Besseres gewesen, als es bereits 1442 "Täfernhaus" genannt worden sei und dieser Ausdruck sich vom "Tafeln" herleite. Das ist ungefähr so stichhaltig, wie wenn man behauptete, das "Wirtshaus" komme vom "Würzen".

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: Foto: dpa)

Tatsächlich ist das "Täfernhaus" auf das lateinische Wort taberna zurückzuführen, das Hütte, Kramladen oder Gasthaus bedeutet. In Bayern, wo die Römer starke Spuren hinterlassen haben, gab und gibt es bis heute "Gast- und Tafernwirtschaften", die es lohnen, in die Tat umzusetzen, was der Archipoeta in seiner Vagantenbeichte so formuliert hat: "Meum est propositum / in taberna mori, / ut sint vina proxima / morientis ori." Frei übersetzt heißt das: "Mein Begehr und Willen ist, / in der Schenke sterben, / wo mir Wein die Lippen netzt, / eh sie sich entfärben."

Seit das Wetter den Medien zu einer Hauptsache geworden ist, sind zu den echten auch ein paar sprachliche Tiefs hinzugekommen, beispielsweise die im Radio oft zu hörende Unart, von "eisigen dreizehn Grad" zu reden, obwohl doch die Grade selbst lediglich weit unter null liegen und allenfalls der Mensch das als eisig empfindet. Kurzschlüsse dieser Art sind keineswegs verboten, man denke nur an die "höllischen zehn Minuten" eines Prüflings, bei denen den an sich neutralen Minuten zugeschoben wird, was sich im Inneren des Prüflings ereignet. Dennoch hat unser Leser Z. recht, wenn er die Überschrift "Billige Tarife, hoher Gewinn" rügt: Es gibt nur niedrige Tarife, die dann ihrerseits das Leben billiger machen.

© SZ vom 28.02.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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