Sprachlabor (52):"No drama - dro nama!"

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger zwischen Optimum oder Katastrophe.

Hermann Unterstöger

DER SCHÜTTELREIM gilt als nicht ganz stubenrein, doch ändert das nichts daran, dass es einiger Kunstfertigkeit bedarf, ihn sauber zu produzieren. Hier ein in seiner Bosheit besonders schönes Beispiel, gemünzt auf den Philosophen Hermann von Keyserling oder, nach anderer Lesart, auf den Schriftsteller Eduard von Keyserling: "Als Gottes Atem leiser ging, schuf er den Grafen Keyserling." Bei dieser Reimform werden die Anfangskonsonanten der Endsilben miteinander vertauscht, und insofern hätte natürlich, wie Leser R. richtig sagt, der Reim "No drama - Obama!" nie und nimmer als Schüttelreim bezeichnet werden dürfen. Wollte man ihn richtig konstruieren, käme "No drama - dro nama!" heraus, ein in sich schlüssiges, aber für Obama völlig wertloses Gebilde.

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: ag.dpa)

DAS WORT "SUBOPTIMAL" ist schon vielerorts diskutiert worden, auch im Internet, wo ein Zirkel Interessierter einmal zu dem Ergebnis kam, dass dieses Wort zwar existiere, aber seinerseits suboptimal sei. Am ehesten erträgt man es, wenn es in selbstironischem Understatement gebraucht wird, so wie von jenem SPD-Mann, der im Interview zugab, "dass wir uns in den letzten Jahren - ich sage mal - suboptimal dargestellt haben". Man könnte das so auffassen, dass die "Performance" knapp unter dem Optimum war, wird es jedoch eher so verstehen, dass sie eine Katastrophe war. Bei uns hieß es kürzlich, der neue Chef des Ingolstädter Armeemuseums übernehme sein Amt "unter suboptimalem Getöse". War das so gemeint, dass man ein Armeemuseum unter optimalem, vielleicht sogar "optimalstem" Getöse übernehmen solle?

"ERINNERUNG", ruft Dante, "jetzt zeige deinen Adel!" An einem Treffen des SPD-Parteivorstands, bei dem es um die Afghanistan-Politik ging, nahm Ende Januar auch Helmut Schmidt teil, und über ihn, den einstigen Soldaten, wurde berichtet, dass er die "Scheiße" des Krieges "noch in guter Erinnerung hat". Unser Leser Dr. B. weist darauf hin, dass es zwischen den Inhalten der Erinnerung und dem Funktionieren dieser Fähigkeit einen gewaltigen Unterschied gibt, und er berichtigt den Altkanzler dahingehend, dass dieser die besagte Scheiße "noch gut in Erinnerung hat - und zwar in schlechter".

© 6./7.2.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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