Sprachlabor (43):Zwei Lichtjahre voneinander entfernt liegende Galaxien

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger über Service-Meldungen im Winter, Wortspiele und Bricolage-Kunst.

Hermann Unterstöger

UNTER EINEM LICHTJAHR versteht man die Strecke, die das Licht in einem julianischen Jahr im Vakuum zurücklegt, nämlich 9 460 730 472 580,8 Kilometer. Es handelt sich also um ein Längen- und nicht um ein Zeitmaß, und insofern hätte unser Korrespondent vielleicht nicht schreiben sollen, dass die Reise von Jerusalem nach Susya zwar nur 40 Minuten dauere, die beiden Orte aber Lichtjahre auseinanderlägen. Leser Sch. weist auf die Diskrepanz hin, lässt jedoch außer Acht, dass das Lichtjahr ungeachtet seines gewaltigen Umfangs auch als kleine Metapher verwendet werden kann. Hat man in Talkshows nicht schon gehört, dass ein Diskutant zum anderen sagt, in dem oder jenem Punkt sei man noch Lichtjahre voneinander entfernt? Um mit fremder Munition nachzuladen: In der Welt wurde einmal behauptet, Tracht und Landhausmode seien "zwei Lichtjahre voneinander entfernt liegende Galaxien". In Kilometern: 18 921 460 945 161,6.

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: ag.dpa)

AUF DEN SCHNEE sollte man im Winter wieder ein wachsames Auge haben. Er muss, wie es in einer Service-Meldung hieß, "möglichst gründlich von Motorhaube und Dach gefegt werden, um sich und andere nicht zu gefährden". Leser B. scheint sich das zu Herzen nehmen zu wollen, hätte aber vorher gerne gewusst, auf welche Weise der Schnee sich selbst zu gefährden pflegt.

WENN EINER WIE MURDOCH noch mehr als bisher verdienen will, liegt es nahe, den Bericht darüber mit der Überschrift "Der alte Mann und das Mehr" zu versehen, und so geschah es auch bei uns im Blatt. Alsbald aber meldete sich ein Kollege und wies auf die inflationäre Verwendung dieses Wortspiels in der Presse hin. Die Archivdurchsicht ergab für die letzten zwanzig Jahre in der SZ freilich nur diesen einen Fall, dazu zweimal den alten Mann und das Heer. Wir stehen in dieser Hinsicht also ganz gut da, und weil wir schon dabei sind, melden wir gleich Titelschutz an für "Der alte Mann und das Wehr" und "Der alte Mann und der Teer". Fehlen nur noch die Texte dazu.

DASS SICH der Menschen- und Warentransport auch heute "oft noch als eine Bricolage-Kunst" gestaltet, ließ Leser Dr. H. aufhorchen. "Eine was?", fragte er an und nennt das Fundstück nun seinerseits eine "Trouvaille". Strafe muss sein.

© 5./6.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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