Sprachlabor (36):... aus zunächst ungeklärter Ursache

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger über die spannende griechische Sprache und die falsche Großschreibung.

Hermann Unterstöger

SO TRAURIG Flugzeugabstürze sind, nach angemessener Frist darf die Art, wie über sie berichtet wurde, kritisch betrachtet werden. In diesem Sinn hat sich Leser D. eine entsprechende Meldung angesehen. Darin hieß es, eine Cessna sei "aus zunächst ungeklärter Ursache abgestürzt". Was Herr D. vermisst, ist eine Weiterführung in dem Sinn, dass bald danach der Grund gefunden worden sei. Dem ist beizupflichten, zweckmäßigerweise mit einem ebenfalls traurigen Zitat, betreffend die Witwe Schorlemmer aus Fontanes Roman "Vor dem Sturm". Diese kehrte, nachdem ihr Gatte Jonathan in einem mit Seehundsfell beschlagen Sarg bestattet worden war, "mit dem Grönlandschiff zunächst nach Kopenhagen und von dort aus in die deutsche Heimat zurück".

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: ag.dpa)

DAS GRIECHISCHE ist auch insofern eine spannende Sprache, als es die ähnlichen Wörter éthnos, éthos und étos im Angebot hat: Volk, Gewohnheit, Jahr. Was sie über den Anfangsbuchstaben hinaus verbindet, ist das sächliche Geschlecht, das das Lehnwort Ethos in die Gegenwart herübergerettet hat. Es war also, wie Leser Sch. anmerkt, unser Wirtschaftsteil ziemlich ungriechisch, als er Hans Küng nachsagte, dieser habe sich "für einen weltweit gültigen Wirtschaftsethos starkgemacht". Hätte er einen weltweiten Wirtschaftseros gefordert, hätte die Sache gestimmt, aber so weit geht nicht einmal Hans Küng.

DER HEILIGE LUKAS unterscheidet sich vom Schwarzen Brett oder vom Weißen Sonntag nicht nur in seinem Wesen, sondern auch darin, dass er mit dem ihn begleitenden Adjektiv keinen "idiomatisierten Gesamtbegriff" bildet. Täte er das, schriebe er sich "der Heilige Lukas" statt "der heilige Lukas", und Leser H. hätte die falsche Großschreibung im Feuilleton nicht monieren müssen. Davon unabhängig gibt es eine Menge Institutionen, Personen und Sachen, bei denen das Attribut heilig großgeschrieben wird: der Heilige Abend, der Heilige Gral, der Heilige Stuhl oder der Heilige Vater, und man könnte sich als schlampige Faustregel merken, dass real Heiliges klein- und zweifelhaft Heiliges großgeschrieben wird. Irritierend ist dabei lediglich, dass man sowohl "der Heilige" als auch "der heilige Krieg" schreiben kann: Ist der nun echt heilig, oder tut er nur so?

© 17./18.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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