Sprachlabor (17):Lynchen, Lichtmast, Liebe

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Hermann Unterstöger über die unangebrachte Todesstrafe für Herrn Guttenberg, den Masten ohne -en und den "Rucksackstier".

H. Unterstöger

"Vom festen niederbayerischen Boden aus" schreibt uns Frau K., dass die Todesstrafe für Karl-Theodor zu Guttenberg unangebracht sei. Anlass dafür war ein Passus in der SZ, wonach "die Union schlecht beraten wäre, den Minister hängen zu lassen". Gemeint war natürlich, dass ihn die Union wegen seines Agierens in der Opel-Sache nicht im Stich lassen oder gar aufgeben solle, das hängen lassen war also, wie man so sagt, im übertragenen Sinne gebraucht worden. Die Rechtschreibreform ist in dieser Sache so verblieben, dass Verbindungen aus zwei Verben getrennt geschrieben werden, dass sie jedoch, wenn bleiben und lassen mit von der Partie sind, bei übertragener Bedeutung auch zusammengeschrieben werden können. Der Duden empfiehlt die Getrenntschreibung. Dem schließt sich die Süddeutsche an, ohne deswegen gleich dem Herrn zu Guttenberg an den Kragen zu wollen.

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: Foto: dpa)

Mast oder Masten? Der Lokalteil berichtete über einen angesäuselten Jaguarfahrer, der einen Lichtmast rammte und dabei ein Halswirbelsäulentrauma erlitt. So traurig das ist, so schmerzlich war es für unseren Leser E. zu beobachten, dass besagter Mast in zweifacher Gestalt auftrat: als Lichtmast und als Lichtmasten. Sachlich gibt es da wenig herumzureden. Der Mast schreibt sich, wie er dasteht, nämlich kerzengerade und ohne -en am Ende, und er tut das als Schiffsmast, als Fahnenmast sowie als Metapher für Jesus, wie bei Paul Gerhard zu lesen ist: "Du mein Anker, Mast und Ruder..." Andererseits sei hier an Eides statt versichert, dass man bei uns zuhause auf dem Dorf nicht "der Mast" sagte, sondern "da Mastn", wahrscheinlich in klanglicher Anlehnung an den "Kastn". Sagte man hingegen "Astn", meinte man nicht den Ast, sondern das nahe gelegene Dorf Asten.

Dass einst nicht die Ochsen die Kühe "besamten", sondern die Stiere, wurde bereits richtiggestellt. Zweierlei wäre nachzutragen. Zur Sache selbst: Das Besamen fand in aller Regel nicht auf der grünen Wiese statt. Die wenigsten Bauern hatten einen eigenen Stier, weshalb sie ihre Kühe, wenn diese "stierig" waren, einem erprobten Stier zuführten, der, was nach Lage der Dinge zu tun war, dann im Gehege des Vierseithofes besorgte. Zum Sprachlichen: Man sagt zu diesem Vorgang besser bespringen oder decken; das Besamen erledigt üblicherweise der Techniker von der Besamungsanstalt, ein Mann, den man auch den "Rucksackstier" nennt.

© SZ vom 06.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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