Sprachlabor (10):Nein-Ja auf Chinesisch

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger über den übel beratenen Feuilleton, Buhei und Bohei und Angela Merkels Rüstung.

Hermann Unterstöger

Im Bairischen gibt es einen alten Scherzvers, der mit diesem Ausruf beginnt: "Wann's nur grad rang, / dass da Dreeg sprang!" Auf Deutsch heißt das: "Wenn es nur regnete, dass der Dreck spränge", eine Art humoristischer Paraphrase zur starken Konjugation. In diesem Punkt treibt es das Verb schleifen besonders wild, weil es zweifach gebeugt werden kann: Messer werden geschliffen, Burgen hingegen geschleift.

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: Foto: dpa)

Insofern war das Feuilleton übel beraten, als es kürzlich anmerkte, dass "die gelernten Kategorien der Urheberschaft und damit auch der Autorität des Textes geschliffen" würden. Nicht wenige Leser nahmen daran wie an den rätselhaften "gelernten Kategorien" Anstoß. Ihnen allen sei mit einem bärenstarken Partizip Perfekt Passiv aus dem Weihnachts-Oratorium zugerufen: "Nun seid ihr wohl gerochen."

"Angela Merkel", schrieb sueddeutsche.de, "legt für einen Vortrag vor Katholiken ihre Kanzlerinnen-Rüstung kurz ab und offenbart ein seltenes Bild von ihr." Unser Leser H. hätte nur zu gern gesehen, welches Bild ihrer Rüstung die Kanzlerin bei dieser Gelegenheit vorzeigte.

In einer Reportage über Ingrid Betancourt hieß es, sie, "die Diva aus dem Dschungel", habe "das Bohei" um ihre Person und ihr Schicksal selbst geschürt. Das führte zu einem Bohei ganz anderer Art, indem unsere Leserin Sch. wissen wollte, was das Wort Bohei in dem Artikel solle und was überhaupt damit gemeint sei. Die Recherche glich einer vorösterlichen Eiersuche, nur dass leider kein Nest gefunden wurde, sondern nur Fragmente.

Der Duden führt das Buhei im Sinne von Aufheben auf die Ausrufe bu(h) und hei zurück. Ergiebiger, jedenfalls lustiger war der "Wortistik"-Blog der taz. Dort wurde zunächst eine Rangliste der Schreibweisen aufgestellt; Bohei führt klar mit 15700 Treffern, am Ende steht Buhey mit 5 Treffern. Der erste Kommentar weist darauf hin, dass man in Neuseeland einen entlegenen Platz, wohl auch ein Irrenhaus, boohai nenne. Darauf schrieb ein Österreicher: Bei ihnen heiße das Bahö, was in der Fachliteratur mit Ausdrücken wie Bahöö oder Bahöll (Durcheinander, Lärm) bestätigt wird. Ein weiterer Kommentator brachte das gälische buaidh für Sieg ins Gespräch, das einer entsprechenden Homepage zufolge tatsächlich als ,,Boo-aye'' ausgesprochen wird. Der Blog endet mit dem Hinweis, dass unser Nein-Ja auf Chinesisch Bo-Hai heißt, womit auch dieser Suche ein Ende gesetzt sei. Mit "bu(h)" und "hei".

© SZ vom 11.04.09/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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