Meißen:Regierungschef steht hinter Porzellan-Manufaktur

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Eine Person zeichnet das Markenzeichen der Porzellan Manufaktur Meissen auf einen Rohling. (Foto: Arno Burgi/zb/dpa/Archivbild)

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will trotz Verlusten an der Porzellan-Manufaktur Meissen festhalten. "Wenn man aufhört, das Handwerk zu...

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Meißen (dpa/sn) - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will trotz Verlusten an der Porzellan-Manufaktur Meissen festhalten. „Wenn man aufhört, das Handwerk zu leben, wird es irgendwann in Vergessenheit geraten“, sagte Kretschmer. Er stehe zur Manufaktur und wünsche sich auch eine breite Mehrheit dafür in der Gesellschaft. Der Regierungschef geht allerdings nicht davon aus, dass die Manufaktur in absehbarer Zeit schwarze Zahlen schreiben wird. „Wir müssen bereit sein, für dieses Kulturgut ein Stück weit Förderung zu geben.“ Die Kosten müssten aber in einem überschaubaren Rahmen bleiben. „Deswegen ist der Schritt zur Verkleinerung ein schmerzhafter, aber ein notwendiger.“

Seit Jahren kämpft Europas älteste Porzellan-Manufaktur, die 1710 gegründet wurde, mit roten Zahlen. Allein 2017 lag das Minus bei rund fünf Millionen Euro. Für 2018 liegen noch keine Zahlen vor. Mitte November kündigte die Manufaktur mit dem weltbekannten Symbol der gekreuzten Schwerter an, ein Drittel ihrer Stellen zu streichen und unrentable Standorte zu schließen. Damit schrumpft die Zahl der Beschäftigten von 619 auf 418. Aktuell laufen nach Angaben der Geschäftsführung Gespräche mit dem Betriebsrat. Bis März sollen die Stellenstreichungen über Verrentung, nicht nachbesetzte Stellen, dem Auslaufen befristeter Verträge und durch Kündigungen erfolgen.

„Wir werden für jeden Einzelnen kämpfen und uns für die Interessen der Belegschaft einsetzen“, sagte Betriebsratsvorsitzender Nils Hoffmann. Die Stimmung im Unternehmen sei angesichts der schwierigen Situation bedrückt. Noch sei nicht klar, welche Stellen und Bereiche genau betroffen sein werden. Viele Mitarbeiter sind deshalb verunsichert, so Hoffmann. Anfang des neues Jahres soll mit der Geschäftsführung über die neue Betriebsstruktur verhandelt werden.

Die Porzellan-Manufaktur begründete die Stellenstreichung mit einem schwierigen Marktumfeld sowie dem zu erwartenden wirtschaftlichen Abschwung. Laut Bundesverband der keramischen Industrie haben sich die Rahmenbedingungen für die deutschen Porzellanhersteller „massiv verschlechtert“. Im internationalen Vergleich hätten sie mit den höchsten Energie- und Lohnzusatzkosten zu kämpfen. Die Situation könne sich durch die neue CO2-Preisregelung noch verschärfen, fürchtet Hauptgeschäftsführer Christoph René Holler. Zudem wirken sich internationale Handelskonflikte bei zahlreichen Porzellanherstellern negativ auf den Export aus.

Die beiden Geschäftsführer, Georg Nussdorfer und Tillmann Blaschke, halten dennoch an ihrem Ziel fest, ab 2021 schwarze Zahlen zu schreiben. Für das nächste Jahr rechnen die Chefs wegen der Schließung von Läden unter anderem in London zwar mit weniger Umsatz - aber auch mit weniger Verlusten.

Für Ministerpräsident Kretschmer stellt die Manufaktur Meissen ein Stück europäische Kulturgeschichte dar - und sächsische Identität. „Deswegen haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder entschieden, dass wir an dieser Manufaktur festhalten. Und zwar nicht als Museumsbetrieb, sondern als ein produzierendes Unternehmen.“ Wie es mit dem Traditionsunternehmen weitergehe, müsse in den nächsten Monaten allerdings diskutiert werden. Dabei geht es auch um die Frage, in welcher Rechtsform und Trägerschaft das Traditionsunternehmen erhalten werden soll.

Nach Angaben des Finanzministeriums geht es dabei auch um die Idee, eine Akademie für künstlerisches und kunsthandwerkliches Können zu gründen. Die Idee soll im Laufe des nächsten Jahres geprüft werden. „Wir begrüßen die Idee des Freistaates, durch eine Akademie das Kunsthandwerk Meissens und das einzigartige Wissen um die Porzellanherstellung zu sichern“, heißt es aus der Manufaktur.

Eine Überlegung ist es auch, das Controlling künftig der Sächsischen Aufbaubank (SAB) zu übertragen. Diese habe die notwendige Kompetenz und könne eine Neuausrichtung eng begleiten, hieß es. Für die Umstrukturierung gibt Sachsen der Manufaktur zunächst ein Darlehen von rund fünf Millionen Euro „zu marktüblichen Konditionen“, wie es heißt. Im ersten Quartal soll eine Entscheidung getroffen werden, wie viel Geld die Manufaktur insgesamt braucht.

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