Gotha:Schloss Friedenstein entdeckt bedeutende Orient-Sammlung neu

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Eine Weihnachtspyramide steht im Innenhof von Schloss Friedenstein. (Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Stiftung Schloss Friedenstein hat einen Schatz aus ihrem Depot gehoben. In der rund 3000 Objekte umfassenden ethnologischen Sammlung wurde ein Bestand...

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Gotha (dpa) - Die Stiftung Schloss Friedenstein hat einen Schatz aus ihrem Depot gehoben. In der rund 3000 Objekte umfassenden ethnologischen Sammlung wurde ein Bestand entdeckt, der auf den bedeutsamen Orientforscher Ulrich Jasper Seetzen (1767-1811) zurückgeht. „Wir konnten bislang rund 140 Objekte Seetzen zuordnen“, sagte die Ethnologin Kerstin Volker-Saad der Deutschen Presse-Agentur. Der Fund gleiche einer Sensation, da es sich dabei um die früheste orientalische Sammlung in Deutschland handele.

Seetzen gehörte zu den großen Forscherpersönlichkeiten um 1800 und war ein Studienkollege von Alexander von Humboldt. Er war einst von Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg mit dem Ankauf von orientalischen Antiquitäten, Druckwerken und Naturalien beauftragt worden. In Gotha sollte das erste orientalische Museum in Deutschland entstehen. Dazu kam es dann aber laut Volker-Saad nicht, da Seetzen auf seiner Sammlungsreise im Jahr 1811 im Jemen starb.

Volker-Saad arbeitet seit anderthalb Jahren an der Digitalisierung der ethnologischen Sammlung in Gotha und hatte dafür auch alte Inventare unter anderem aus dem Jahr 1830 ausgewertet. Dabei stieß sie auf zahlreiche Sammlungsgegenstände, die Seetzen nach Gotha geschickt hatte und die ab 1975 nicht mehr in den Inventaren erwähnt worden waren. „Da gab es keine Zuordnung, keine historischen Sammlungszusammenhänge mehr“, sagte die Ethnologin.

Zu der jetzt wiederentdeckten Seetzen-Sammlung gehören neben Stoffproben unter anderem Musikinstrumente wie eine Panflöte aus dem osmanischen Reich, aber auch ein Modell des Heiligen Grabes und ein Koranhalter. Zum Gothaer Seetzen-Bestand zählen außerdem Handschriften, Gesteine, ein Schiffskompass oder eine Federhülse, die als Kopfschmuck für einen osmanischen Soldaten diente. „Es ist der größte Seetzen-Bestand in Deutschland“, sagte Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke.

Um die einstige internationale Bedeutung der Gothaer Sammlungen wieder sichtbar zu machen, soll der jetzige Fund in ein paar Jahren in einer Sonderschau im Herzoglichen Museum gezeigt werden. Frühestens ab 2026 wird ferner ein Teil der orientalischen Objekte laut Pfeifer-Helke in dem dann sanierten Westflügel des Schlosses dauerhaft ausgestellt. Bereits ab nächstem Herbst soll die Seetzen-Sammlung digital präsentiert werden.

© dpa-infocom, dpa:211226-99-506121/2

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