Berlin:Böller-Verbotszonen an Silvester: Zusätzliche Polizisten

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Eine Straße ist von der Polizei abgesperrt worden. (Foto: Andreas Arnold/dpa/Archivbild)

Zum ersten Mal gelten in der Berliner Silvesternacht mehrere große Verbotszonen für Feuerwerk. Bisher war die Knallerei bereits auf der Partymeile am...

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Berlin (dpa/bb) - Zum ersten Mal gelten in der Berliner Silvesternacht mehrere große Verbotszonen für Feuerwerk. Bisher war die Knallerei bereits auf der Partymeile am Brandenburger Tor untersagt. Nun hat die Polizei Böller und Raketen auch vom Alexanderplatz und aus dem Gebiet rund um die Pallasstraße in Berlin-Schöneberg verbannt. So soll verhindert werden, dass Gruppen junger Männer wie in den vergangenen Jahren Polizisten und Feuerwehrleute mit Böllern und Raketen bewerfen und beschießen.

Insgesamt 140 Polizisten, jeweils eine Hundertschaft, sollen in diesem Jahr in den beiden neuen Verbotszonen kontrollieren, ob sich alle Feiernden an das Verbot halten. Die Polizei kündigte an, Feuerwerkskörper notfalls „mit Zwang“ zu beschlagnahmen. Bußgelder werden allerdings nicht verhängt.

Das Verbot gilt Silvester von 18.00 Uhr bis zum Neujahrsmorgen um 6.00 Uhr für Raketen, Sonnen und Feuerräder, Fontänen, Chinaböller, Feuertöpfe, Feuerwirbel und Bengalfackeln. Erlaubt sind nur Wunderkerzen, Tischfeuerwerke und Knallerbsen. In den entsprechenden Straßen dürfen die Menschen Feuerwerkskörper gar nicht erst dabei haben.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) wies Kritik zurück, wonach die neue Regelung wenig ändern würde, weil ja schon jetzt der gefährliche Umgang mit Feuerwerkskörpern verboten sei. Im RBB-Inforadio sagte er am Freitag, die Verbotszonen würden der Polizei die Möglichkeit geben, schon am frühen Silvesterabend vorbeugend aktiv zu werden, zu kontrollieren und gefährliche Böller aus dem Verkehr zu ziehen.

Man habe ansonsten nichts gegen Feiern. „Aber in dem Augenblick, in dem ganz bewusst auf Rettungskräfte oder auf Polizisten geschossen wird, oder ganz bewusst Feuerwerkskörper eingesetzt werden, um Menschen zu verletzen, müssen wir eingreifen.“ Und das werde die Polizei an diesen Orten, aber auch in den Nebenstraße in der Umgebung der Verbotszonen tun.

Ein Böllerverbot in ganz Berlin sei aus Sicht der Polizei nach den jetzigen Gesetzen nicht möglich und auch nicht durchsetzbar, fügte Geisel hinzu. Er forderte die Industrie auf, nicht immer größere Böller zu bauen und zu verkaufen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstützt die zunehmende Anzahl von Böllerverbotszonen in deutschen Städten. Das hohe Verletzungsrisiko sowie die Brandgefahren seien Grund genug, teilte der Vize-Bundesvorsitzende der GdP, Jörg Radek, am Freitag mit. Unvorsichtiges Verhalten, Alkoholkonsum und Rücksichtslosigkeit machten manche Gegenden gefährlich. Zusätzlich fassungslos machten die Angriffe auf Polizei, Feuerwehren und Rettungskräfte.

Die Berliner Polizei hatte in den vergangenen Wochen 1200 Informationszettel rund um den Alexanderplatz und 400 weitere in Schöneberg verteilt. Dort war bereits zwei Wochen vor Silvester auf der Straße ein großer Profi-Feuerwerkskörper, eine sogenannte Kugelbombe, entzündet worden. Durch die Explosion wurden vier Autos sowie Fenster beschädigt.

In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder aggressive Stimmung gegen Polizisten und Sanitäter gegeben. In Videos war zu sehen, wie Polizisten in Schöneberg einen Mann festnehmen und dabei beschimpft und mit Böllern beworfen werden. Rund um die Pallasstraße hatten sich bis zu 150 Menschen versammelt. Sie beschossen vorbeifahrende Autos und Passanten mit Feuerwerk. Die Polizei leitete Dutzende Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz sowie des schweren Landfriedensbruchs ein.

Andere Filme zeigen ähnliche Szenen: An der Ecke Sonnenallee und Fuldastraße in Neukölln feuerten junge Männer Schreckschusspistolen mehrfach in Richtung eines vorbeifahrenden Polizeiautos ab. Auf dem Kottbusser Damm wurden Feuerwerkskörper zwischen Feuerwehrmänner geworfen, die gerade im Einsatz sind. Die Koalition aus SPD, Linken und Grünen hatte daraufhin bereits im Januar 2019 Verbotszonen an den „Gefahrenbrennpunkten“ angekündigt.

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