Triptis:Töpfereien bilden kaum noch aus: Meister werden rar

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Eine Töpferin arbeitet in ihrer Werkstatt. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

Auf Töpfermärkten wird in Zukunft wohl immer seltener Keramik aus Thüringer Meisterwerkstätten zu finden sein. Denn in dem traditionsreichen Handwerk werden...

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Triptis (dpa/th) - Auf Töpfermärkten wird in Zukunft wohl immer seltener Keramik aus Thüringer Meisterwerkstätten zu finden sein. Denn in dem traditionsreichen Handwerk werden hierzulande kaum noch Lehrlinge oder Meister ausgebildet. „Es gibt fast nur noch Ein-Mann-Betriebe“, sagte die Obermeisterin der Töpferinnung, Brit Heide, der Deutschen Presse-Agentur. Die Ausbildung eines Lehrlings sei wegen der Kosten und des Aufwands ohne zusätzliche Unterstützung so kaum zu stemmen. An Interessenten mangle es freilich nicht. „Ich habe jedes Jahr Anfragen, ob ich ausbilde“, berichtete Heide, die ihre Werkstatt in Triptis (Saale-Orla-Kreis) betreibt.

Nach Angaben der Innung gibt es derzeit landesweit gerade einmal zwei Lehrlinge, in anderen Jahren sei es gar keiner gewesen. Erschwerend bei der Ausbildung sei, dass es in Ostdeutschland keine Berufsschule für Töpfer mehr gebe, erklärte Innungsgeschäftsführer Detlef Leibing. Lehrlinge müssten daher für den schulischen Teil der Ausbildung nach Landshut (Bayern). Hinzu kommt, dass für den Betrieb einer Töpferei kein Meistertitel mehr erforderlich ist. „Jeder, der einen Töpferkurs an der Volkshochschule gemacht hat, kann sich heute Töpfer nennen.“

Die letzten Meisterprüfungen hat die Handwerkskammer Ostthüringen im Jahr 2003 abgenommen. Bis dahin hatten seit der Wiedervereinigung 115 Frauen und Männer in Thüringen erfolgreich ihren Meisterbrief im Keramiker-Handwerk erworben, erklärte Kammersprecher André Kühne.

Die Thüringer Töpferinnung hat laut Leibing knapp 60 Mitglieder. Bisher sei es gelungen, Abgänge aus Altersgründen durch Neuzugänge zu ersetzen. Allerdings verringere sich die Zahl der Töpfermeister. Und viele seien bereits fortgeschrittenen Alters. „Mit 50 Jahren bin ich eine der Jüngsten“, konstatierte Obermeisterin Heide. „Der Beruf macht sehr viel Spaß, aber man kommt damit gerade so über die Runden.“

Sie beobachte allerdings eine hohe Wertschätzung des Töpferhandwerks bei den Kunden, betonte Heide. Das zeige sich im großen Besucherzuspruch bei hiesigen Töpfermärkten und in vielen Gesprächen. Dazu haben an diesem Wochenende Keramikliebhaber wieder Gelegenheit: Am bundesweiten Tag der offenen Töpferei beteiligen sich trotz des Coronavirus auch rund 60 Werkstätten in Thüringen. Mit dabei sind nicht nur mehrere Betriebe in Bürgel, das mit seinem traditionellen blau-weißen Design weit über die Landesgrenze hinaus bekannt ist, sondern auch Werkstätten etwa in Berga, Triptis, Jena, Erfurt, Römhild und Tambach-Dietharz. Neben Führungen und Schautöpfern können Besucher sich in einigen Werkstätten auch selbst im Modellieren mit Ton ausprobieren.

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