G20:19 gegen einen: Trump bei G20-Gipfel im Klimaschutz isoliert

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Die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder sind zu einer weiteren Arbeitssitzung beim G20-Gipfel in Hamburg zusammengekommen. (Foto: Michael Kappeler)

Hamburg (dpa) - Im Streit um den Klimaschutz stellen sich die anderen G20-Mitglieder gegen US-Präsident Trump. Nach seinem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen bekräftigten die anderen 19 Mitglieder der Gruppe der Top-Wirtschaftsmächte, die historische Vereinbarung "zügig" umsetzen zu wollen.

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Hamburg (dpa) - Im Streit um den Klimaschutz stellen sich die anderen G20-Mitglieder gegen US-Präsident Trump. Nach seinem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen bekräftigten die anderen 19 Mitglieder der Gruppe der Top-Wirtschaftsmächte, die historische Vereinbarung „zügig“ umsetzen zu wollen.

Nach langem Ringen wurden die Gegensätze am Samstag in das Abschlusskommuniqué aufgenommen, was für die sonst um Einigkeit bemühte Gruppe ungewöhnlich ist.

Die Differenzen seien „nicht zugekleistert“ worden, sagte Kanzlerin Angela Merkel. „Da, wo es keinen Konsens gibt, muss im Kommuniqué auch Dissenz erscheinen.“ Die gegensätzlichen Positionen der USA und der anderen 19 Mitglieder ließen sich „wunderbar auseinanderhalten.“

Um den Klimaschutz voranzubringen, kündigte Fankreichs Präsident Emmanuel Macron an, am 12. Dezember in Paris einen „Etappengipfel“ abzuhalten - auch um über Finanzierungsinstrumente zu sprechen. Er nannte den Ausstieg der USA aus Paris einen „großen Fehler“.

In dem Kommuniqué nehmen die anderen 19 Mitglieder die Abkehr der USA vom gemeinsamen Klimaschutz nur „zur Kenntnis“. Dem amerikanischen Wunsch nach Neuverhandlungen wird eine klare Absage erteilt, indem das Abkommen als „unumkehrbar“ bezeichnet wird, was Merkel ausdrücklich begrüßte. Als Entgegenkommen an Trump wurde ein Satz aufgenommen, dass die USA anderen helfen wollten, „auf fossile Brennstoffe zuzugreifen und sie sauberer und effizienter zu nutzen“.

Die Formulierung war strittig, weil fossile Energien eigentlich auslaufen müssen, um die Ziele des Pariser Abkommen einer Erderwärmung von deutlich unter zwei Grad erreicht werden sollen. Merkel betonte, dass sich die anderen diese Position der USA „ausdrücklich nicht zu eigen machen“.

Klimaschützer wiesen darauf hin, dass sich die USA in dem Text auch zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen bekennen. „Der Versuch der US-Regierung, einen Freifahrtschein für fossile Exporte zu erhalten, wurde eingedämmt, da die USA im gemeinsamen Abschnitt aller G20-Staaten die globalen Nachhaltigkeitsziele als Rahmen für die Energietransformation akzeptieren“, sagte Christoph Bals von Germanwatch. Damit akzeptierten die USA, dass bis 2030 der Anteil erneuerbarer Energien substanziell wachsen und sich das Tempo der Energieeffizienz verdoppeln soll.

Auch wurde begrüßt, dass Länder wie die Türkei und Saudi-Arabien, die von den USA unter Druck gesetzt worden sein sollen, nicht umgekippt seien. „Die G19 haben heute Paris abgesichert, aber den Klimaschutz nicht vorangebracht“, sagte die Geschäftsführerin von Greenpeace, Sweelin Heuss. Der Gipfel hätte ein Zeichen senden müssen, dass die Top-Wirtschaftsmächte den Ausstieg aus Kohle, Öl, und Gas beschleunigten. Die Kanzlerin dürfe den deutschen Kohleausstieg nicht noch länger hinauszögern, sagte Sweelin.

Auch der Experte Jan Kolwazig von Oxfam vermisste „neuen Schwung“, weil die Selbstverpflichtungen unter dem Pariser Abkommen nicht ausreichten. Es sei aber ein „wichtiges Signal“, dass sich die „G19“ entschlossen hinter Paris stellten. Er sagte, dass der US-Präsident „klimapolitisch isoliert“ sei. „Das sind gute Nachrichten für die Menschen in den armen Ländern, in denen der Klimawandel heute schon wütet.“

Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßte, dass „95 Prozent der G20-Regierungen“ sich weiter weiterhin für den Schutz unseres Klimas Planeten einsetzten. Auch wenn die US-Regierung die Bemühungen nicht länger unterstütze und auf fossile Energieträger setze, wende sich die breite Mehrheit von diesen schmutzigen Energien ab, „weil sie schlicht nicht zukunftsfähig sind“, sagte Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland.

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