Debatte@SZ:Vom Wählen und Diskutieren

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Während die Einen debattieren, twittern die Anderen. Wir tragen diesen neuen Formen der Meinungsäußerung mit Debatte@SZ Rechnung und fassen den Meinungsaustausch unserer Leser online zusammen.

Von Dirk von Gehlen

Vergangene Woche haben wir an dieser Stelle erstmals den Blick auf die Debatte im Netz gerichtet. Am Sonntag bewies dann ein junger Mann in Sandalen, wie richtig wir damit lagen. Er war so interessiert an dem, was im Internet besprochen wird, dass er den Blick noch nicht einmal davon abwenden konnte, als er Gast einer TV-Sendung war: Johannes Ponader, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei, trat ohne Socken, aber mit Smartphone in der Sendung "Günther Jauch" in der ARD auf, wo er nicht nur das Gespräch im Studio, sondern auch die Kommentare auf Twitter verfolgte. Damit handelte er sich böse Beschimpfungen, aber vor allem im Netz auch freundliche Sympathiebekundungen ein.

Mit Sandalen und iPhone: Pirat Johannes Ponader (rechts) bei der Talkshow "Günther Jauch". (Foto: dpa)

Überhaupt zeigen die Piraten, dass es einen Unterschied zwischen digitaler und analoger Debatte zu geben scheint. So wird ihr neuerlicher Einzug in ein Landesparlament in der Diskussion im Netz wohlwollender begleitet als in den Leserbriefen auf Papier. Die Leserinnen und Leser, die während des Wahlabends Nachrichten aus Schleswig-Holstein im Wahlblog auf Süddeutsche.de kommentierten, beschränkten sich aber nicht auf die Piraten. In den etwa 220 Kommentaren ging es vor allem um die Frage möglicher Kieler Koalitionen. Dass es dabei aus Sicht der Leser mehr zu besprechen gibt als bei der zweiten wichtigen Wahl des vergangenen Sonntags, wissen nicht nur die Verhandlungsführer in Kiel, auch die Leserinnen und Leser auf sueddeutsche.de zeigen es: Der Sieg von Francois Hollande bei der französischen Präsidentenwahl wurde sehr viel zurückhaltender kommentiert als die Kieler Ergebnisse. Nur 34 Kommentare widmen sich der Abwahl von Nicolas Sarkozy im Wahlblog auf Süddeutsche.de

An der Frage jedoch, wie sich die europäische Haushaltspolitik durch einen sozialistischen Präsidenten in Paris ändern wird, entzündete sich eine ausführlichere Diskussion. Ob die Finanzkrise durch Sparen oder durch Wachstum überwunden werden soll, debattierten die Nutzer - mit einer erkennbaren Sympathie für Hollandes Wachstumspläne.

Geld wird auch die Debatte in der kommenden Woche bestimmen. Im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen war die Frage des Landeshaushalts jedenfalls von großer Wichtigkeit. Ob sie auch entscheidend sein wird für den Wahlausgang, werden die Leserinnen und Leser am Sonntag im Wahlblog auf sueddeutsche.de diskutieren. Und auch Günther Jauch wird vermutlich an der Entscheidung im größten deutschen Bundesland nicht vorbei kommen: vielleicht sogar wieder mit einem Piraten mit Sandalen und Smartphone.

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© SZ vom 11.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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