Der erste Eindruck: Sauftouristen. "Bodrum 2010" haben sich die sechs jungen Menschen in breiten Buchstaben auf ihre T-Shirts drucken lassen. "In Bodrum soll es richtig abgehen", sagt der junge Deutsch-Türke mit der Nummer 50 und dem Schriftzug "Fummler" auf dem Rücken. Seine Freunde zu Hause haben ihm den Tipp gegeben. In Alanya waren er und seine Begleiter schon mehrmals beim Partyurlaub. Zeit für etwas Neues: Bodrum eben.
Sonnenuntergang hinter der Kreuzritterburg in Bodrum
(Foto: dpa-tmn)Auf den zweiten Blick fallen die aufwendig verschnittenen Mähnen der drei Mädchen in der Gruppe auf, die Zehn-Zentimeter-Stilettos, auf denen sie zum Gepäckband stöckeln. Feiern ja, aber mit Stil.
So hält es auch die Jeunesse dorée der Türkei, die Sommer für Sommer aus Istanbul und Ankara in den Süden strömt, zu den türkisen Buchten und den hippen Open-Air-Clubs. Angeführt wird der Tross von Sängern und Soap-Sternchen. Wer etwas auf sich hält in Istanbul, verbringt den Sommer in Bodrum. Oder besitzt gleich ein Zweithaus dort.
Das schlägt sich allerdings auch in den Hotelpreisen nieder: Laut dem Hotelpreis-Index der Internetplattform trivago kostete ein Doppelzimmer in Alanya im Juli durchschnittlich 91 Euro, in Bodrum 160 Euro. Krebsrote Dickbäuchige ohne Hemd sind auf der Hafenpromenade kaum zu sehen. Dafür flanieren junge Damen in schicken Sommerkleidchen und Männer in engen Shirts zwischen Palmen die endlose Reihe der Gulets entlang.
Mit diesen bauchigen Holzbooten werden die jungen Partyhungrigen tagsüber in die Buchten rings um Bodrum geschippert. Der Hauptgrund dafür, nach Bodrum zu reisen, ist aber für viele das Nachtleben. Wenn die Sonne hinter die Kreuzritterburg versinkt, dröhnt aus den Bars entlang des kleinen Kiesstrands schon Türkpop. Hier feiern die Ausländer, vor allem Engländer, Belgier und Niederländer. Sie tanzen barhoppend durch die Nacht.