Kolumne "Ende der Reise":Querdenker auf Safari

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Zur Safari nach Tansania, wo der verstorbene Präsident Corona geleugnet hatte? Oder gibt es gerade bessere Ziele? (Foto: Stephen Morrison/dpa)

Ein Grundstück auf Sylt, das alte Flugzeug eines Ex-Diktators und Reisen für Corona-Leugner nach Tansania: Endlich hat auch das ganz normale Reisefieber wieder seinen Platz in den Medien. Schlimm nur, wenn es nicht alleine auftritt.

Glosse von Dominik Prantl

Ein untrügliches Zeichen, dass wir uns langsam wieder dem Zustand der sogenannten alten Normalität annähern, ist die Zunahme des ganz normalen Wahnsinns, der so langsam wieder durch die Medien mäandert. Ob das damit zu erklären ist, dass der gemeine Wahnsinn Corona nun überstanden hat oder die Medien diesem wieder mehr Platz einräumen, ändert nichts daran, dass auch beim Thema Reisefieber nicht mehr nur das Virus Beachtung findet. Derzeit erregen in diesem Zusammenhang beispielsweise zwei Versteigerungen öffentliche Aufmerksamkeit. Die eine betrifft ein 8900 Quadratmeter großes Grundstück im Süden von Sylt, die zweite einen Privatjet von Rumäniens Diktator Nicolae Ceaușescu. Der Privatjet vom Typ BAC One-Eleven kostete schlussendlich nur 120 000 Euro, bei dem Sylter Grundstück ist noch kein Käufer bekannt.

Der Wahnsinn: Beides ist im Grunde völlig nutzlos. Das Flugzeug darf als Nationalerbe nicht demontiert und nicht aus Rumänien ausgeflogen werden - sofern es denn überhaupt noch einmal abhebt. Die Motoren haben wegen des hohen Lärmpegels keine Zulassung mehr, auch andere Teile seien veraltet, berichtet der Spiegel. Das Sylter Grundstück wiederum liegt abseits der touristischen Attraktionen und besteht aus 5700 Quadratmeter Düne und 3200 Quadratmeter Strand. Dafür fallen zwar haufenweise Grundsteuern an, bebaut werden darf das Stück Land aber dennoch nicht.

Wirklich wundersam wird es übrigens dann, wenn Corona und Wahnsinn und Reisefieber gemeinsam auftreten. Und damit zur dritten Meldung der Woche. Ein Corona-Leugner, Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Schwindelambulanz, möchte T-Online zufolge ein Reiseunternehmen gründen, um Querdenker-Safaris in Tansania anzubieten. Das Geschäftsmodell klingt schon deshalb spannend, weil auch für seine testaversiven Anhänger bei der Einreise nach Tansania ein negativer PCR-Test verpflichtend ist. Und wer das Geld für eine solche wohl eher teure Afrika-Reise locker übrig hat, sollte sich vielleicht vorher das Grundstück auf Sylt genauer ansehen.

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