Schlössertour I: Neuschwanstein:Das Reich von König Ludwig

Durch König Ludwigs Märchenschloss Neuschwanstein wandern jedes Jahr 1,3 Millionen Touristen - wir zeigen Ihnen die Höhepunkte des Prunkgebäudes.

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Rundgang durch Burgen und Schlösser: Neuschwanstein König Ludwig II Allgäu Märchenschloss Bayern

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Jeder sieht gerne, wie andere Leute wohnen. Ganz besonders interessant wird es, wenn die früheren Inhaber Burgfräulein oder Schlossherren waren. Dies ist nur noch durch eines zu steigern: den Besuch beim Märchenkönig.

Wer bislang noch nicht den Hügel zum berühmtesten Schloss der Welt erklommen hat, kann die privaten Zimmer und die Prunkräume von Ludwig II. hier auf sueddeutsche.de erkunden. Eines ist beim sagenumwobenen König Bayerns sicher: Schlicht fallen die Gemächer nicht aus.

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Inspiriert durch die Wartburg wurde Neuschwanstein einer mittelalterlichen Burg nachempfunden, aber mit damals moderner Technik ausgerüstet. Das neue Heim von Ludwig II. (1845 - 1886) nannte er "Neue Burg Hohenschwangau" - den Namen Neuschwanstein erhielt das Schloss erst nach dem Tod des Königs.

In Hohenschwangau war Ludwig II. zwar aufgewachsen, aber so schrieb er im Mai 1868 vor Baubeginn an den von ihm verehrten Richard Wagner: "... Diese Burg wird in jeder Beziehung schöner und wohnlicher werden als das untere Hohenschwangau, das jährlich durch die Prosa meiner Mutter entweiht wird; sie werden sich rächen, die entweihten Götter, und oben weilen bei Uns auf steiler Höh, umweht von Himmelsluft."

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Den Grundstein zur "Neuen Burg" wurde am 5. September 1869 gelegt. Doch die Arbeiten gingen nicht so zügig voran, wie es zumindest Ludwig II. erwartete: Die Lage auf dem Berg erschwerte den Bau. Zwar setzte er den Beteiligten so enge Fristen, dass sogar Nachtschichten eingelegt wurden. Doch in den Hauptteil des Schlosses, den Palas, konnte Ludwig erst 1884 einziehen. Zuvor lebte er lange Zeit im Torbau, der bereits 1873 fertig war.

Ludwig II. hielt sich für einen König von Gottes Gnaden - die Wirklichkeit sah anders aus: Der konstitutionelle Monarch hatte nur noch geringen Spielraum. Der junge Prinz, der mit 18 Jahren im Jahr 1864 bereits König wurde, verlor bereits zwei Jahre später seine alleinige Herrschaft: Die Preußen besiegten im "Deutschen Krieg" Österreich und Bayern, so dass Bayern außenpolitisch von Ludwigs preußischem Onkel abhängig war.

Diese Schmach trübte Ludwigs Selbstbild vom König von Gottes Gnaden, er flüchtete auf seinen Schlössern in eine Phantasiewelt, in der er der wahre und einzige König war - ein Märchenkönig. Er entzog sich der Realität, schlief tagsüber und lebte von 1875 an in der Nacht.

Mit seiner Leidenschaft für mittelalterliche Sagen und Gralslegenden wuchsen auch seine Ansprüche an Neuschwanstein als neue Gralsburg, in der er als "Parzival" wachte - so wurde auch der Thronsaal größer, sehr viel größer gebaut als geplant.

Im Schlosshof, Foto: AP

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Der Thronsaal

In dieser Apsis fehlt doch etwas: Eigentlich sollte unter dem Gewölbe der Thron Ludwigs II. stehen - doch nach dessen Tod wurde er niemals platziert, der Platz unter dem sakralen Gemälde blieb leer.

Für Staatsakte und Empfänge war der Thronsaal nicht gedacht, der ursprünglich als bescheidenes "Audienzzimmer" geplant war - dann aber von Ludwig II. als Abbild der sagenumwobenen Gralshalle konzipiert wurde, als der Palas schon errichtet war.

Nun sollte der Thronsaal den dritten und vierten Stock und den gesamten Westteil des Palas einnehmen. Um den König zufriedenstellen zu können, mussten die Baumeister diesen Teil des Schlosses mit hochmodernen Stahlkonstruktionen umbauen.

Überhaupt sah das Schloss nur mittelalterlich aus - die Technik aber war auf dem neuesten Stand.

Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

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Das Speisezimmer

So musste Ludwigs Speisezimmer zwar ohne versenkbares "Tischlein-deck-dich" wie im Schloss Herrenchiemsee auskommen, verfügte aber über elektrische Klingeln für die Diener im Vorzimmer. Diese mussten die Teller nicht mühsam die Treppen hochtragen, sondern platzierten sie im Speiseaufzug.

Auch mit zugigen Burgen des Mittelalters, in denen die Räume notdürftig mit Feuerstellen erwärmt wurden, hatte Neuschwanstein nichts gemein: Die Räume des Palas wurde über eine Heißluft-Zentralheizung erwärmt, großformatige Fensterscheiben - die auch zu Ludwigs Zeit außergewöhnlich waren - schützen vor Kälte.

Im vom König bewohnten dritten und vierten Obergeschoss gab es sogar Fernsprechapparate.

Wer das Speisezimmer für opulent hält, sollte sich nun ins Schlafzimmer begeben ...

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Das Schlafzimmer

Ludwigs Schlafzimmer ist - wie in allen Schlössern Ludwigs II. - auffallend reich und wahrhaft königlich ausgestattet. Das Prunkbett im neogotischen Stil ist ebenso wie Stuhl und Hocker, die den Waschtisch flankieren, mit blauer Seide verziert.

Das Schlafzimmer steht im Zeichen einer unglücklichen Liebe ...

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Das Schlafzimmer

Gemälde aus der Sage von Tristan und Isolde zieren die Wände: Nachdem sich die beiden unwissentlich einen Liebestrank geteilt hatten, konnten sich die tragischen Figuren nicht mehr voneinander lösen. Tristan wurde vom Vasall des gehörnten Ehemanns getötet, Isolde starb an gebrochenem Herzen.

Neben dem tragischen Paar ist ein Motiv nicht nur im Schlafzimmer, sondern im ganzen Schloss immer wieder zu finden ...

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Das Schlafzimmer

Der Wasserhahn auf dem Waschtisch hat die Form eines Schwans, aus dem fließendes Wasser sprudelte - ein Luxus, den es im ganzen Palas gab, in der Küche floss sogar heißes Wasser. Die Toiletten waren mit automatischen Spülungen ausgestattet.

Der Schwan war das Wappentier der Grafen von Schwangau, als deren Nachfolger sich der König sah. Das Tier ist aber zugleich das christliche Symbol der "Reinheit", nach der Ludwig entsprechend der Gralslegenden strebte.

Seinen neuen Ofen fand König Ludwig allerdings zum Verfeuern ...

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Eigentlich hatte der Märchenkönig mit dem überdimensionalen Kachelofen, der 1880 für das Schloss angefertigt wurde, große Pläne gehabt. In Gestalt eines Turmes sollte mit dem Ofen ein Gemälde der Lohengrin-Sage ins Wohnzimmer hinein fortgesetzt werden. Doch der Kachelofen wurde niemals aufgebaut - König Ludwig hatte es erzürnt untersagt, der Ofen wurde auf den Dachboden verbannt.

Es stellte sich heraus, dass Ludwig II. sogar einen Beschwerdebrief an den Ofenbauer J. X. Mittermayr geschrieben hat, in dem er dem Meister und seiner Werkstatt Unzuverlässigkeit vorwarf.

Der Unmut des Märchenkönigs bezog sich wohl nicht nur auf die zu grelle Farbe, sondern auch auf die Qualität der Kacheln. Diese wiesen Risse auf, vermutlich wäre der gigantische Ofen gar nicht funktionstüchtig gewesen. Wahrscheinlich sind die Ofenkacheln einfach zu schnell gebrannt worden, was freilich auch daran gelegen haben könnte, dass der König allzu sehr auf Eile gedrängt hatte.

Mittlerweile ist der Ofen doch noch im Schloss aufgestellt worden.

Foto und Text: ddp

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Die Grotte

Je besessener Ludwig von der Idee seines eigenen Königreichs im Traumschloss wurde, desto mehr Änderungen setzte er durch: Im ursprünglichen Bauplan waren Gästezimmer vorgesehen - doch der eigenbrötlerische König wollte keinen Besuch mehr, stattdessen war ein Maurischer Saal samt Springbrunnen geplant, der allerdings nie gebaut wurde.

Verwirklicht wurde die Grotte, die das gewöhnliche Schreibzimmer ersetzte: Die kleine künstliche Tropfsteinhöhle lässt sich farbig beleuchten, dazu plätschert ein Wasserfall.

Geschäftliche Korrespondenz erledigte König Ludwig jedoch in einem anderen Raum ...

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Das Arbeitszimmer

Umgeben von Gemälden aus der Tannhäuser-Sage arbeitete der König in der Mitte des Raumes. Auf dem großen Tisch stehen noch immer seine Schreibutensilien. Im Arbeitszimmer saß Ludwig über seinen Plänen zum Ausbau von Schloss Neuschwanstein - er hatte noch viel vor.

Die Pläne verschloss der König im Schrank des Arbeitszimmers.

Das Lieblingsprojekt des Schlossherren hatte natürlich ganz andere Ausmaße als sein Büro ...

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Der Sängersaal

Der wichtigste und prächtigste Raum neben dem Thronsaal ist im vierten Stock des östlichen Palas zu finden: der Sängersaal.

Er ist dem Saal auf der Wartburg nachempfunden, in welchem der berühmte Sängerstreit stattgefunden haben soll, welchen Richard Wagner auch in der Oper "Tannhäuser" thematisiert. Nur der Sängersaal war Ludwig allerdings zu klein, er verschmolz ihn mit dem Festsaal der Wartburg.

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Auf der Plattform

Das Werk Ludwigs blieb unvollendet: Ein Jahr, bevor der König im Jahr 1886 für unmündig erklärt wurde, begannen ausländische Banken mit Pfändung zu drohen - immer neue Märchenkulissen und Schlösser hatten das königliche Budget überstrapaziert. Weil er sich weigerte, rational auf die Forderungen der Banken zu reagieren, wurde er von Bayerns Regierung abgesetzt und nach Schloss Berg gebracht. Einen Tag später kam er unter ungeklärten Umständen am 13. Juni 1886 im Starnberger See ums Leben.

Sein einsamer Rückzugsort wurde bald für Besucher geöffnet. Inzwischen strömen jährlich etwa 1,3 Millionen Gäste aus aller Welt nach Hohenschwangau bei Füssen, um das Schloss des Märchenkönigs zu sehen.

Seit Mai 2009 sehen sie Neuschwanstein aus einer neuen Perspektive: Feierlich wurde die neue Aussichtsplattform eröffnet.

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Auf der Marienbrücke über der Pöllatschlucht

Bislang hatten Besucher meist das Panorama von der Bergseite her genossen: Von der Marienbrücke über der Pöllatschlucht aus hat man einen guten Ausblick auf das Schloss - es hätte nach Ludwigs Willen noch weiter ausgebaut werden sollen. In einigen Kilometern Luftlinie entfernt wollte er zudem eine düstere Ritterburg für seine letzten Tage errichten. Der Name: Schloss Falkenstein.

Doch dazu sollte es nie kommen - Ludwig II. hatte Neuschwanstein nur unvollendet als Baustelle erlebt.

Foto: dpa

Sie wollen mehr über das Königsschloss Neuschwanstein wissen oder planen einen Besuch? Hier geht es zur Homepage von Neuschwanstein ...

(sueddeutsche.de/kaeb/jj)

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