Kolumne: Einmal im Leben:Übernachten am Salar de Uyuni

Am Salar de Uyuni in Bolivien fällt der Himmel in den Spiegel der Erde. (Foto: Florian Kopp/Mauritius Images/imageBROKER)

Von Jochen Temsch

An vielen wunderbaren Orten dieser Welt passt zwischen Himmel und Erde gerade mal ein Strich. Aber am Salar de Uyuni ist an manchen Tagen nicht einmal mehr der Horizont zu sehen. Wenn der seltene Regen Wasserlachen auf der flachen, aber rau wie Schmirgelpapier sich anfühlenden Salzkruste bildet, fällt der Himmel in den Spiegel der Erde. Oben und unten lassen sich nicht mehr unterscheiden, und das Licht ist so gleißend, dass man ohne getönte Brille kein Auge aufkriegt. Ein surreales Erlebnis, als stünde man mitten in den Wolken wie die Hauptfigur in einem Gemälde von René Magritte. Einen Überblick verschaffen sich Wanderer auf einer der Inseln im Salar, auf denen bizarr geformte tausendjährige Kakteen wachsen. Doch wenn die Sonne untergeht und ein eisiger Sturmwind aufkommt, heißt es rechtzeitig Unterschlupf finden. Am Rande des Salzsees liegen kleine Nester mit wenigen Einwohnern wie Fischerhäfen am Meer. In der Nacht fällt die Temperatur hier auf 3600 Höhenmetern unter minus 20 Grad Celsius. Pumas streifen hin und wieder um die ärmlichen Lehmhäuser - ein Grund mehr, sich gut zu überlegen, ob man den warmen Schlafsack tatsächlich verlassen möchte, um das Klohäuschen draußen vor der Tür aufzusuchen. Die Menschen in dieser kargen Region Boliviens haben wenig zu essen und sind froh über das Geld, das die Touristen bringen. Manchmal kommen Räuberbanden in Fahrzeugen ohne Nummernschilder. Außer Himmel und Erde kann es hier auch die Hölle sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBergführerinnen in Bolivien
:Alicias Aufstieg

In Bolivien führen indigene Frauen, Cholitas, Trekkingtouren durch die Anden. Damit stoßen sie in eine Männerdomäne vor.

Von Nadine Regel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: