Dort wo das Meeresrauschen noch zu hören ist, unmittelbar hinter den Küstenkiefern, verbirgt sich ein architektonisches Monstrum: Die Überreste der 4,5 Kilometer langen Mauerfront einer Ferienanlage zeugen von den gigantomanischen Baufantasien des NS-Regimes. In der als "Seebad der 20.000" geplanten Anlage bröckelt der grau-braune Putz von der Fassade, die von wenigen breiten Durchgängen unterbrochen wird.
Auf dem Jugendzeltplatz Prora des Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) auf Rügen
(Foto: dpa)Nur die letzten 152 Meter strahlen in leuchtendem Weiß, davor haben Landschaftsgärtner die Flächen gestaltet. Hier auf Rügen eröffnet das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) die mit 400 Betten größte Jugendherberge in Mecklenburg-Vorpommern.
In den 96 Zimmern stehen insgesamt 400 Betten, ein Zeltplatz bietet zusätzlich Platz für 1000 Camper. Das Ferienziel zwischen Sassnitz und Binz ist ein Ort mit viel Geschichte. Die Nazis begannen 1935 mit den Bauarbeiten für ein "Kraft durch Freude"-Erholungsbad der Superlative. Bis heute reiht sich Häuserblock an Häuserblock.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs kamen die Arbeiten zum Erliegen. Dann geschah lange Zeit nichts und der Gebäudekomplex verfiel. In den modernisierten Teil mit den bunten Treppenhäusern sollen jetzt wieder Urlauber einziehen und den Meerblick genießen.
Prora sei ein Ferienort für ganz unterschiedliche Urlauber, findet Herbergsleiter Dennis Brosseit - ob Individualreisende, Familien oder Schulklassen. Die Herberge verfügt über helle Zwei-, Vier- und Sechs-Bett-Zimmer, gegen einen Aufpreis kann der Gast auch allein nächtigen. Ein Zimmer mit Vollpension im Hochsommer kostet 31,50 Euro pro Nacht.
Bereits seit 2008 wird auf dem Gelände ein Jugendzeltplatz betrieben, auf den maximal 250 Vier-Mann-Zelte passen. Die Front in Richtung Wasser, im Rücken die Dünen - die 29. Jugendherberge Mecklenburg-Vorpommerns dürfte vor allem Badeurlauber anziehen. Auch Kanufahrten, Segeltörns und Surfausflüge sind möglich. Rund 15 Minuten entfernt liegt ein Seilgarten zum Klettern.