Der Pop-Art-Künstler James Rizzi findet all seine Motive in New York. Nun vermarktet er seine Bilder auch noch als Stadtführer. New York ist für James Rizzi die Stadt, mit der sich die Prinzipien der Pop-Art am besten repräsentieren lassen. Die wuselige Geschäftigkeit der Metropole, ihre Menschenmassen, die unzähligen Taxis und knallbunten Werbeplakate sind Motive für eine sich von Tag zu Tag neu erschaffende Kunst- und Konsumwelt, das Fundament von Rizzis Schaffen. So ist es nur konsequent von ihm, seine Kunst auch breit zu vermarkten. Inzwischen sind Rizzis grinsende, sich biegende Hochhäuser auf Briefmarken und Terminplanern verewigt. Im Bild: "Times Square"
Und nun also ein Reiseführer, oder besser: ein fast drei Kilo schwerer Bildband mit, na klar, exklusiven Tipps des Künstlers. Wer Rizzis Werk kennt, weiß, dass New York auf fast jedem seiner Gemälde Thema ist - was soll also ein Reisebuch, in dem er viele dieser bekannten Motive noch einmal veröffentlicht, bei aller Opulenz der Illustration und Gestaltung grundsätzlich Neues, Überraschendes über den Big Apple bringen?
Ein Erzähler-Ich, sozusagen Rizzi höchstselbst, verrät, welche Wiese im Central Park sich am besten zum Picknicken eignet, wo in Greenwich gerade die hippsten Leute unterwegs sind und in welchen Restaurants man die hübschesten Bedienungen antrifft. Selbst wenn Rizzi keine Zeile dieser Texte geschrieben haben sollte, in seinem Sinne sind sie allemal, denn sie sprühen vor kindlich-naivem Optimismus. Das macht das ... Im Bild: "Central Park"
Reisebuch sympathisch, und die unterhaltsamen Rubriken bringen eine originelle Systematik in die unübersichtliche Stadt. Es geht um die besten Adressen für Gospelgottesdienste und Halloweenpartys, aber auch darum, wo man am besten heiraten oder Sex in the City haben kann. Zwischendrin entdeckt man dann doch noch eigens für den Reiseführer gefertigte Ansichten des Grand Central Terminals, des Metropolitan und Guggenheim Museums. Eine Liebeserklärung an Coney Island ist dabei, auch eine kurze Abhandlung über die Kunstszene in Rizzis Stadtteil Soho. Im Bild: "Grand Central Station"
Lobenswert ist das Bemühen, nicht nur den Orten Platz einzuräumen, an denen man viel Geld lassen kann. So werden das Cab-Sharing am Flughafen und kostenlose Kulturangebote wie die Summer Stage im Central Park erwähnt. Bei den Dos and Don'ts lautet der Rat an die Touristen trotzdem, die Kreditkarte nie zu vergessen. Bei so vielen Informationen wirken die Zeichnungen auflockernd; eine von Rizzi gestaltete Metrokarte etwa, die bis 2013 gültig ist, oder ein paar Kofferanhänger, die aussehen, als hätte sie ein Kleinkind bemalt - ein Vorwurf, den Rizzi sicherlich schon häufiger gehört hat. Beim Durchblättern entzücken sie ebenso wie ein Apfel-Lesezeichen. Im Bild: Heiraten in New York
Gute Adressen wurden bei den Ausgeh-Tipps zusammengetragen. Der Take-Away "Absolute Bagels" findet seine Erwähnung genauso wie der berühmte Blue Note Jazz Club. Wobei man sich zwei Seiten später wünscht, statt der beigelegten Lounge-Musik-CD eine Manhattan-Jazz-CD in der Hand zu halten. Fast 50 Seiten "Eat and Drink" umfasst das Buch, Restaurant-Adressen, Rezepte und ein Plädoyer für die amerikanische Küche. Dahinter dürfte der Kochbuchautor Peter Bührer stecken, der den Bildband zusammen mit Rizzi herausgibt.
Was bei James Rizzi natürlich nicht fehlen darf, ist das Thema "It's Raining Cats and Dogs", welches er seit dem Erfolg seines gleichnamigen Gemäldes von 1996 gewinnbringend vermarktet. Weil es in New York so häufig regnet, bekommt der Leser eine Zehn-Euro-Rabattmarke für einen ... Im Bild: "Girls Shopping"
... Rizzi-Schirm. Die Verwertungskette ist lang, aber vielleicht ist es gerade diese kommerzielle Gleichförmigkeit, die Rizzi-Fans begeistert. Genauso wie sein Mantra: "Life is beautiful, life is fun." Im Bild: ein Selbstporträt
Alle Abbildungen stammen aus dem Buch: James Rizzi, Peter Bührer: My New York City. Marco Polo, Stuttgart 2011. 352 Seiten, 99,90 Euro. Als Taschenbuch: 240 Seiten, 19,95 Euro