Neuseeland:Ungeliebte Backpacker

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Neuseeland mit seiner beeindruckenden Landschaft ist für viele ein Traumziel. (Foto: W. Pilsak/imago images/blickwinkel)

Mit Neuseeland setzt wieder mal ein Land nur auf reiche Urlauber. Das ist unfair - und unklug.

Kommentar von Monika Maier-Albang

Ach, Neuseeland, Reisetraumland für so viele, die sich die "Herr-der-Ringe"-Trilogie wieder und wieder angesehen haben. Oder denen auch einfach nur von der Schönheit des Landes von jenen vorgeschwärmt wurde, die schon mal da waren, zum Work & Travel zum Beispiel. Oder die es als Backpacker bereist haben.

Nun, das war vor der Pandemie. Jetzt öffnet sich das Land nach einer langen, pandemiebedingten, urlauberfreien Zeit. Und dem Tourismusminister von Neuseeland fällt - passend zum baldigen Start des Herr der Ringe-Prequels "Die Ringe der Macht" und einer damit wohl zu erwartenden neuerlichen Gästefülle - nichts Besseres ein, als erstmal all jenen, die günstig reisen wollen, zu sagen, dass sie im Land eigentlich nicht gern gesehen sind. Man werde Backpackerinnen und Backpacker zwar willkommen heißen, aber "wir werden nicht auf die Leute abzielen, die auf Facebook schreiben, wie sie mit zehn Dollar am Tag durch unser Land reisen und Instant-Nudeln essen können", so zitiert der Guardian Stuart Nash. Man wolle vielmehr wohlhabende Touristen ansprechen und das Marketing dahingehend ausrichten.

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Der Politiker der neuseeländischen Labour Party spricht damit zwar nur aus, was Länder wie Botswana, die Malediven, die Emirate längst tun und was Bali gerade überlegt, tun zu wollen: nur auf reiche Gäste zu setzen. Einladend ist das trotzdem nicht. Und klug wohl auch nicht. Bei Städten, die ein Overtourismus-Problem haben, mag es ja noch angehen, dass man sich Gedanken macht, wie man die Überfüllung der Altstadtgassen in den Griff bekommt. Aber ein ganzes Land sollte nicht derart auf Gäste herabblicken, nur weil sie nicht in Chalets übernachten und Mietautos leihen wollen - oder, zumeist, es nicht können. Wobei es ja durchaus auch Backpacker gibt, die nicht nur von Instant-Nudeln leben.

Klar, es gibt Schnorrer unter den Backpackern. In ärmeren Ländern ist diese Ich-finde-schon-wen-der-mich-durchfüttert-Mentalität ein Problem. Aber Neuseeland gehört nicht zu diesen Ländern. Was also spricht gegen Instant-Nudel-Kocher? Atmen sie die Luft weg? Verstellen sie den Lodge-Bewohnern den Blick? Vielleicht sind sie ja die Lodge-Bewohner von morgen, dann, wenn die von heute in Rente gegangen sind und sich das Reisen nicht mehr leisten können. Und dann? Werden sie in Neuseeland, fern der Welt, allein und sich selbst genug sein.

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