Wahl des Reiseziels:Das Reise-Roulette

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Eigentlich sollte es nach Irland gehen, doch dann kam ein Sturm auf und das Flugzeug konnte nicht landen. (Foto: Dawid Kalisinski/Imago/Panthermedia)

Immer wieder müssen Flugzeuge wetterbedingt umgeleitet werden. Daraus ließe sich ein Prinzip machen, von dem alle profitieren: Man überlässt dem Zufall, wohin es in den Urlaub geht.

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Dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Andreas Möller wird nachgesagt, er habe einmal auf die Frage, wo er in Zukunft kicken wolle, geantwortet: "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien." Dafür ist er sehr verspottet worden von Menschen, die etwas auf ihre Geografiekenntnisse halten. Was niemand erkennen wollte: Man kann diesen Satz auch anders verstehen. Im Sinne nicht einer Wurstigkeit, sondern einer Lockerheit und Spontaneität.

Denn man kann in Mailand so toll leben wie in Madrid, kann sich in München ganz italienisch fühlen und auf Mallorca wunderbar deutsch. Viele Orte haben ihre Reize, und ob man dort eine gute Zeit verbringt, hängt zum großen Teil an einem selbst. Das gilt nicht nur für den Wohnsitz, sondern auch für Reiseziele.

Speziell als Tourist ist der Mensch jedoch ganz Herdentier. Er muss nach Barcelona und Amsterdam, weil alle anderen auch dort sind. Salamanca und Utrecht kommen ihm nicht in den Sinn. Touristen ist es nicht egal, ob Rom oder Rijeka, Hauptsache Italien - das ja nur eine Chiffre ist für: Sonne, gutes Essen, Lebensart. Nein, es muss ums Verrecken stets eine der bekanntesten und kaputtbesuchtesten Städte sein.

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In diesem Zusammenhang lässt eine Meldung aufhorchen, wonach neulich Flugzeuge wegen eines Sturms nicht in Irland und Großbritannien landen konnten, sondern umgeleitet werden mussten. Passagiere, die nach Edinburgh wollten, fanden sich in Köln wieder, andere, die in Richtung Dublin unterwegs waren, mussten in Paris aussteigen.

Könnte das die Zukunft des Reisens sein? Der Zufall entscheidet, wohin man gelangt. Man würde Orte kennenlernen, von denen man gar nicht wusste, was man bislang verpasst hat. Die Verteilung der Reisenden ließe sich außerdem steuern, sodass es nirgends mehr zur Überfüllung käme. Und dem Weltbild vieler Menschen täte es ohnehin gut, wenn sie nicht immer nur an die Ostsee führen, sondern auch einmal an den Ohridsee.

Stefan Fischer ist kein Freund von Heldenverehrung. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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