Kolumne "Ende der Reise":Lust auf ein eigenes Flugzeug?

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Auch mehrere Flugzeuge des Herstellers Cessna sollen versteigert werden. (Symbolbild) (Foto: imago stock&people)

In Kenia werden demnächst Dutzende Maschinen versteigert. Für ein paar Hundert Dollar ist man schon dabei.

Glosse von Stefan Fischer

Man kennt das womöglich aus dem eigenen Mietshaus oder vom Bahnhof seines Wohnorts: Dreimal so viele Fahrräder lottern da herum, wie Menschen in dem Haus wohnen beziehungsweise mit dem ICE verreisen oder der S-Bahn ins Büro pendeln. Die Fahrtüchtigkeit mancher dieser Räder ist ausbaufähig, und ab und an verfestigt sich der Eindruck, dass die Eigentümer gar keinen Anspruch mehr erheben auf ihre Fahrräder: Die Reifen platt, die Kette verrostet, der Sattel gestohlen, lehnen sie seit Jahr und Tag siechend in einem Fahrradständer oder an der Hauswand. Bis sich die Haus- oder Stadtverwaltung der Sache annimmt und den Metallschrott entsorgt.

Vor einem ähnlichen Problem steht die kenianische Flughafenbehörde. Nur dass man Passagierflugzeuge nicht mal eben schnell auf einen Hänger lädt und zum örtlichen Wertstoffhof fährt. Sage und schreibe fast 50 Maschinen stehen auf den Flughäfen des ostafrikanischen Landes herum, die länger schon niemand mehr benutzt und auch nicht mehr wartet. Und für die, was bei Fahrrädern nicht erforderlich ist, bei Flugzeugen aber durchaus, niemand mehr die fälligen Parkgebühren bezahlt. Ob man sich das so ähnlich vorstellen muss wie im Straßenverkehr, dass Parkwächterinnen über das Rollfeld patrouillieren und nachsehen, ob ein Parkschein auf dem Armaturenbrett der Pilotenkanzel liegt?

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Wie dem auch sei, die Kenya Airports Authority hat die 73 Maschinen als herrenlos qualifiziert und will sie in den kommenden Wochen versteigern. Die Hürden für Interessenten sind gering: Wer an der Auktion teilnehmen möchte, muss 900 US-Dollar hinterlegen - gerade einmal der Gegenwert eines gehobenen Mittelklasse-Fahrrads. Die Einstiegsgebote sind ebenfalls denkbar gering: Für weniger als 100 Dollar wird eine Cessna aufgerufen, für 1300 Dollar eine Antonow, eines jener klassischen Transportflugzeuge sowjetischer Bauart, und bei diversen Boeing-Flugzeugen beginnen die Gebote bei 3700 Dollar.

Kürzlich wurde in dieser Rubrik darüber berichtet, wie das Inventar des Hotels Intercontinental in Frankfurt versteigert wird. Nun die Auktion in Kenia. Wer möchte, kann sich derzeit also für kleines Geld ein Tourismus-Imperium im Retro-Chic aufbauen. Es gilt aber, schnell zu handeln: Bis Mitte kommender Woche noch können die teilweise etwas ramponierten Flugzeuge inspiziert werden. Bei der Versteigerung selbst gilt dann: gekauft wie gesehen, Reklamation ausgeschlossen. Und abgeholt werden müssen die Maschinen dann auch innerhalb zweier Wochen.

Wer das Frankfurter Interconti im großen Stil leerkaufen möchte, sollte sich in Nairobi am besten um die Antonow bemühen - gewissermaßen das Gravel Bike unter den Transportflugzeugen.

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