Kolumne: Hin & weg:Tomatensaft mit Schuss

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Die "Air Marshals" sollen an Bord US-amerikanischer Flugzeuge für Sicherheit sorgen, eigentlich. So wie hier in dem Film "Non-Stop" mit Liam Neeson. Klappt aber nicht immer. (Foto: Myles Aronowitz/imago/Cinema Publishers Collecti)

Betrunken und übergriffig: Wenn Sicherheitsbeamte im Flugzeug selbst zum Sicherheitsrisiko werden.

Glosse von Stefan Fischer

Wer alt genug ist und sich in den Achtzigerjahren zumindest immer wieder mal im Münchner Untergrund aufgehalten hat, der weiß, dass es dort einmal Schwarze Sheriffs gegeben hat. Das waren Angestellte eines privaten Sicherheitsdienstes, die für Recht und Ordnung in der Münchner U-Bahn sorgen sollten. Viele von ihnen haben ihre Aufgabe aber fehlinterpretiert, sodass sich bei unbescholtenen Fahrgästen eben gerade kein beruhigendes Gefühl eingestellt hat, sobald man ihrer ansichtig wurde. Vielmehr galt: Wenn man sich bei der Benutzung von Münchner U-Bahnen in jenen Jahren vor jemandem fürchten musste, dann waren es vor allem diese Schwarzen Sheriffs. Sie waren nicht selten selbstherrlich, rüpelhaft und gerne auch mal übergriffig.

Der Gründer dieses Sicherheitsdienstes hatte sich, darauf war er erkennbar stolz, manches in den USA abgeschaut, unter anderem die Uniformen seiner Raufbold-Truppe. Und womöglich hat er in den Vereinigten Staaten auch Vorbilder entdeckt für das martialische und mitunter bis ins strafrechtlich Relevante hinein schikanöse Auftreten seiner Schwarzen Sheriffs. Da scheint es in den USA eine Traditionslinie bis in die Gegenwart zu geben.

Zumindest die amerikanischen Air oder Sky Marshals haben offenkundig einen ähnlichen Ruf wie weiland die Schwarzen Sheriffs. Die Luftsicherheitsbegleiter, wie sie im Beamtendeutsch heißen, sollen auf Passagierflügen eigentlich die Sicherheit garantieren, vor allem sollen sie Flugzeugentführungen und Terrorattacken an Bord verhindern. Doch ausgerechnet im Jahrzehnt nach 9/11 wurde nach Angaben der Transportsicherheitsbehörde der USA im Schnitt jeden Monat ein Air Marshal wegen Gesetzesverstößen verhaftet und ein weiterer wegen Fehlverhaltens gekündigt.

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Ein besonders eklatanter Fall hat sich unlängst an Bord einer Maschine von New York nach London zugetragen. In dem Flugzeug befand sich ein Häftling, der nach Großbritannien ausgeliefert werden sollte. In Heathrow gelandet, hatte es die Metropolitan Police schnell mit zwei Arretierten zu tun - denn sie nahm auch einen der beiden Air Marshals, die den Gefangenen überstellen sollten, in Gewahrsam. Auf einen eindeutigen Hinweis des Flugpersonals hin.

Beide Air Marshals hatten sich in dem Flugzeug in größerem Stil betrunken, was für sich genommen schon fatal ist. Wahrscheinlich wären sowohl der zu überwachende Häftling als auch alle Fluggäste in besseren Händen gewesen, hätte man den Auszuliefernden einem beliebigen zivilen Passagier anvertraut. Einer der beiden Sicherheitsmänner hat überdies, vom Alkohol richtig in Fahrt gekommen, auch noch eine Flugbegleiterin begrapscht.

Ob dieser Mann seine Rückkehr in die USA noch als Dienstreise wird abrechnen können, ist nicht in Erfahrung zu bringen, erscheint aber eher unwahrscheinlich. Wenn er Glück hat, wird immerhin keiner seiner (Ex-)Kollegen bei diesem Flug an Bord sein und er insofern unbehelligt bleiben von einem Zugehörigen dieser denkbar unangenehmen Passagiergruppe. Vielleicht muss aber auch sein Zechbruder vom Hinflug auf ihn aufpassen.

Stefan Fischer ist kein Freund von Heldenverehrung. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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