Einmal im Leben:Tauchen mit Seekühen

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Maximal entspannt: Seekühe im Schutzgebiet von Crystal River. (Foto: Norbert Probst/imago images/imagebroker)

Die wollen nur spielen! Den Tieren fehlt zwar jede Eleganz, doch die Manatis in Florida haben andere Vorzüge.

Von Florian Sanktjohanser

Fragt man Taucher nach ihren Träumen, bekommt man viel Erhabenes zu hören. Die einen wollen Walhaie sehen, die anderen Mantas. Meine Sehnsuchtstiere sehen aus wie graue Würste, mit Stummelarmen, Knopfaugen und Borsten um die runzlige Schnauze. Aber was Seekühen in puncto Eleganz fehlt, gleichen sie durch Charakter aus. Tiefenentspannt sollen sie sein, manchmal umarmen sie angeblich Menschen.

15 Jahre lang bin ich ihnen nachgetaucht, in Indonesien und Ägypten, Mexiko und Mosambik. Vergeblich. Und nun, in einem Kaff im Nordwesten Floridas, stecke ich beim Schnorcheln den Kopf unter Wasser - und sehe sofort meine erste Seekuh.

"Welthauptstadt der Manatis" nennt sich Crystal River, die knuffigen Dickhäuter liegen als Plüschtiere in Souvenirläden, zieren Nummernschilder und Wappen der Stadt. Von Mitte November an, wenn der Golf von Mexiko kälter als 20 Grad wird, schwimmen sie die Flüsse herauf. Hunderte Rundschwanzseekühe drängen sich dann in den warmen Quellen, wo sie seit 1983 geschützt sind.

Am schönsten ist es dort früh am Morgen, wenn noch Nebel zwischen Palmen und Virginia-Eichen hängt. In den Three Sisters Springs sehe ich die Seekühe im extrem klaren Wasser hinter einer Bojenleine dösen. Alle paar Minuten hebt sich ihr Oberkörper, bis die Nasenlöcher aus dem Wasser spitzen. Tief atmen, dann sinken sie wieder auf den Grund.

In der Kings Spring dagegen wollen sie spielen. Neugierig schwimmt ein Manati heran, stupst mich an, gleitet unter mir hindurch und rollt sich auf den Rücken wie ein Welpe, der gekrault werden möchte. Ich muss lachen, schlucke Wasser. Und bin endlich ein seliger Taucher.

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