"Wahnsinn, was in einen Turban passt." Achim Lucchesi hat jahrelang am Frankfurter Flughafen Passagiere kontrolliert und seine Erlebnisse aufgeschrieben ("Die Bombe is' eh im Koffer", Heyne Verlag). Warum man sein Marzipan besser im Koffer transportiert, es mit englischen Fußballmannschaften immer lustig ist und weshalb so viele US-Amerikaner ihr Gepäck mit Pillen füllen. "Man stirbt nicht durch Gestank, heißt es ja oft, aber ich kann versichern: Wenn Passagiere sich statt mit Wasser lieber mit Parfum duschen, um den vorhandenen Geruch zu überdecken, ist man zumindest dem Tode nah. Aber manchmal gehört der Gestank zum Konzept: Meine Kollegin ließ sich davon nicht abschrecken und entdeckte bei einer besonders arg stinkenden Frau, nachdem die in der Kabine ihre Kleiderschichten abgelegt hatte, eine Plastiktüte mit 20.000 Dollar im Slip."
"Einmal fanden wir drei Riesenriegel Marzipan, umwickelt mit dem Kabel von einem Rasierapparat und dem Rasierapparat selbst, und das sieht auf dem Monitor so aus, wie man Bomben aus Cartoons kennt. Fehlalarme wegen Marzipan häufen sich in der Weihnachtszeit: Es hat die Form von einem Block Sprengstoff und zeigt am Monitor dieselbe Farbe, Orange. Obendrein hat C4 tatsächlich eine leichte Marzipanfarbe und riecht sogar ein wenig nach Mandeln."
"Ich liebe Fußballmannschaften, vor allem englische. Ihr Lieblingsspiel ist 'Send him back' - das können sie stundenlang machen: 'Send him back!' 'Bitte?' 'Watch out for my friend!', und dabei wird immer mit rollenden Augen auf den Hintermann gezeigt, 'He's very dangerous!' 'Don't believe him!', schreit der, 'He's the dangerous one!' 'You should watch them play', seufzt meistens der Trainer, 'not one of them is dangerous at all.' "
"Wenn Sie Babynahrung mitführen möchten, müssen Sie auch das zugehörige Baby vorweisen können. Es gilt: Brei mit Baby ist gleich Babynahrung. Brei ohne Baby ist gleich potentielle Bombe."
"US-Amerikaner verpacken alle Tabletten in orangefarbene Döschen und nehmen reichlich davon mit, mindestens zehn: Aspirin, Betablocker und Vitamine, Vitamine, Vitamine - 'only for protection', wie sie erklären. Ich habe Musicalstar Ute Lemper gefragt, die ja schon lange in New York lebt, warum sie als 'halbe' Amerikanerin nicht den Koffer mit Vitaminpillen füllt. Ihre Antwort: 'Wozu? Ich habe doch eine Krankenversicherung!' Noch nie hat mir jemand das Fiasko mit dem US-Gesundheitssystem einleuchtender erklärt als Ute Lemper."
"Bergwanderschuhe gehören mit zum Teuflischsten, was man an der Kontrollstelle erleben kann. Massive, schwere Klumpen, mit denen die Leute wochenlang durch die Berge latschen, immer mit demselben Paar Socken. Und die Kontrolleure sind nicht mal vorgewarnt: Oben trägt der Passagier Anzug, unten klobige Wanderstiefel - um Gewicht zu sparen. Und Stiefel müssen fast immer ausgezogen werden."
"Bei der Torsonde funktioniert alles: durchgehen, durchlaufen, durchhechten. Nur darunter stehenbleiben darf man nicht. Oder sie berühren. Also sagen wir den Passagieren: 'Gehen Sie durch die Torsonde, ohne sie zu berühren." 'Klar', sagt der alte Mann, 'ich bin ja nicht blöd.' Dann bleibt er schnaufend unter der Torsonde stehen, hält sich daran fest und dreht sich zu seiner Frau um: 'Erna, kommst du?' "
"Wir haben einmal bei einem Passagier das Horn einer Oryx-Antilope gefunden, und wir reden hier nicht von einem Hörnchen, sondern von einem wirklich beeindruckenden Teil, knapp einen Meter lang. Wenn man einen Nordic-Walking-Stab in der Länge mitnähme, müsste man ihn bei uns abgeben, weil er bei fachgerechtem Gebrauch eine erstklassige Hieb-, Stich- und Stoßwaffe ist. Das Horn hingegen durfte mit an Bord. Das versteht kein Mensch." Weitere Erlebnisse hat Achim Lucchesi in seinem Buch veröffentlicht: "Die Bombe is' eh im Koffer. Geschichten aus dem Handgepäck", 2011, Heyne Verlag.